„Fenster in der Nacht“ ist ein ganz besonderer Comic. Der US-amerikanische Jugendbuchautor Neal Shusterman und der US-amerikanische Illustrator Andres Vera Martínez haben fünf Geschichten über die Shoa verfasst, in denen das Thema der Judenverfolgung und Fantasy miteinander verknüpft werden. Als ich davon gelesen hatte, dachte ich zuerst: Das geht gar nicht. Aber das Buch hat mich überzeugt. Shusterman schreibt im Vorwort zum Buch: „In diesem Buch geht es um unmögliche und wundersame Ereignisse, die sich nie zugetragen haben, inmitten von unmöglichen und undenkbaren Ereignissen, die allesamt wahr sind.“ In den Geschichten werden verschiedene Aspekte der Shoa angesprochen: Das Leben in illegalen Verstecken, Fluchtversuche aus den Todeslagern, der Widerstand der Bileski-Partisanen in Weißrussland, die Rettungsaktion der dänischen Juden und die vielen Menschen, die aufgrund der Shoa gar nicht geboren werden konnten. In jeder Geschichte tauchen fantastische Elemente auf, die für Rettung und Befreiung sorgen bzw. die real geschehenen Rettungs-und Befreiungsversuche magisch unterstützen - z.B. der Golem, Fabelwesen aus der jüdischen und osteuropäischen Sagenwelt, der Stab des Mose aus der biblischen Exodusgeschichte. Wunschdenken, natürlich. Deshalb finde ich es sehr gut, dass am Schluss jeder Comicgeschichte erzählt wird, was wirklich passiert ist. In einem Nachwort erklären die beiden Autoren ihre Perspektive auf die Comicgeschichten. Und es gibt eine Bibliographie und Erklärungen zur Bedeutung der hebräischen Buchstaben, die jede Geschichte einleiten. Das Buch will aufklären, Interesse wecken, aber auch Trost und Hoffnung vermitteln - und das ist wirklich gut gelungen.
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Verlag: Loewe
