A. M. Rasch - Chris & Ben und die Stadt, die eigentlich ein Dorf ist.

  • Kurzmeinung

    Amalia Zeichnerin
    Ein aus meiner Sicht lesenswerter Debütroman
  • Klappentext

    Christian, von seinen besten Freunden lästigerweise Chrissi genannt, lebt in den 90er Jahren ein unaufgeregtes Teenagerleben in einer Kleinstadt. Bis Ben mit seiner Mutter in den Ort zieht und die Ruhe durcheinanderbringt, wobei Christian nicht einmal genau sagen kann, woran das liegt. Eine Freundschaft entsteht, die Christian sehr viel bedeutet, doch als Ben sich eines Tages zu weit vorwagt, kommt es zum Bruch.

    Jahre später treffen die beiden sich durch Zufall wieder. Christian möchte unbedingt den Kontakt zu Ben wieder aufnehmen. Doch Ben ist skeptisch. Wird er es wagen, sich noch einmal auf eine Freundschaft mit ungewissem Ausgang einzulassen?


    Rezension

    Aufbau und Stil

    Der erste Teil des Romans wird aus Chris’ Sicht erzählt. Nach ca. einem Drittel schwenkt die Perspektive auf Bens Sicht und wechselt auch später noch zwischen den beiden. Der Stil von A.M. Rasch ist eher schlicht und sehr gut flüssig lesbar aus meiner Sicht.


    Die Figuren

    Chris hat mit internalisierter Homofeindlichkeit zu kämpfen, bzw. ihm wird jahrelang nicht klar, dass er schwul ist, obwohl er sich sehr zu Ben hingezogen fühlt. In seinem Umfeld sind auch einige queerfeindliche Leute, was das Ganze natürlich nicht einfacher macht.


    Ben ist deutlich selbstbewusster oder »souverän«, wie Chris es einmal bezeichnet, und er ist mit seiner sexuellen Orientierung und sich selbst im Reinen, das allerdings auch nicht ganz ohne Probleme.


    Ich fand diese beiden Hauptfiguren angenehm zu lesen, sie wirkten auf mich freundlich und sympathisch.


    Weitere wichtige Figuren sind vor allem die Mütter der beiden. Chris ist sowohl in der Schule als auch später im Studium Teil von Cliquen, dort aber mit niemanden enger befreundet, so dass er sich auch niemandem anvertraut. Teilweise bleiben die Freunde aus seinen Cliquen eher blass und tragen nicht viel zur Handlung bei, bzw. werden nur erwähnt.


    Der Spannungsbogen

    Ich finde, der Roman hat einen guten Spannungsbogen. Mittendrin gibt es einen Zeitsprung von mehreren Jahren, danach treffen Ben und Chris erneut aufeinander. Es gibt ein größeres Problem mit Queerfeindlichkeit sowie eine Intrige, aber wegen Spoilergefahr verrate ich nicht mehr darüber.


    Mein Kritikpunkt

    Ich habe nur einen und der bezieht sich auf ein Detail. Im Zusammenhang mit Fremdenfeindlichkeit wird das Z-Wort
    ausgeschrieben verwendet. Nun könnte man argumentieren, in den 1990ern war noch nicht weithin bekannt, wie problematisch dieses Wort ist und es war noch häufig in Gebrauch. Aber da es für die Handlung eigentlich keine Rolle spielt, hätte man es auch ganz weglassen und die Fremdenfeindlichkeit anders veranschaulichen können.


    Mein Fazit

    Aus meiner Sicht ein lesenswerter Debütroman.