Lizbeth Myles et al. - Hidden Depths

  • Klappentext (Meine Übersetzung)


    Manchmal lauern Dinge unterhalb der Oberfläche, die nur der Doctor sehen kann...


    Von einem Mond mit giftigen Meeren zu einem Spa im 19. Jahrhundert und sogar in irgendwo in einem Möbelgeschäft an einem Sonntagnachmittag - es gibt immer versdteckte Tiefen und ungesehene Gefahren zu entdecken.


    Eigene Beurteilung (Eigenzitat aus amazon.de)


    Nun also die letzte Folge der zweiten Staffel der Abenteuer des neunten Doctors bei BigFinish. Und diesmal geht es um Dinge, die in Tiefen jeglicher Art verborgen liegen. Dafür treibt es uns in der ersten Erzählung auf den Saturnmond Titan, auf dem die Menschen eine Kolonie errichtet haben. Doch die Kolonie wird nicht mehr gut vom Mutterplaneten versorgt und vor Kurzem ist bei den Kolonist/innen eine rätselhafte Krankheit ausgebrochen, weswegen die Förderung von Kohlenwasserstoffen intensiviert werden soll, um genug Tauschwaren zu haben um die medizinische und sonstige Ausrüstung der Kolonie zu verbessern. Doch dann zeigt sich, dass die Menschen nicht die ersten intelligenten Wesen sind, die von der Erde zum Titan gereits sind, um sich dort zu etablieren und mit dem Doctor unerwarteterweise an Bord stößt ein U-Boot der Kolonie auf diese vorhergehenden Siedler, die mit ihrer neuen Nachbarschaft nur eingeschränkt glücklich sind.


    Hier begegnen wir in vielerlei Hinsicht alten Bekannten des Doctors (und einiger Verschwörungstheoretiker), die schon zuvor in der Geschichte des Doctors ihre Auftritte gehabt haben. Diesmal tauchen sie aber an einer ganz unterwarteten Stelle auf und haben die Menschen vor ihrem Auftauchen auf dem Titan nichts gewusst. Und die Begegnung, die hier beschrieben wird ist wirklich ungewöhnlich - und der resultierende Konflikt leider nur allzu aktuell. Lizbeth Myles Skript ist voller interessanter Überraschungen, die die Darsteller/innen hervorragend in ihren Interpretationen ihrer Rollen wirken lassen. Dadurch werden Gefühle und Gedanken beider Konfliktparteien - und auch einiger ihrer Unterfraktionen - sehr gut nachvollziehbar.


    Nach all der Anstrengung verschlägt es den Doctor zur Erholung in ein Gesundheitsbad im Bad Homburg des Jahres 1864, wo er der Gesangslehrer der jungen Bertha Kinzky ist, die dort mit ihrer Mutter ist. Die Mutter möchte ihre Tochter so schnell wie möglich mit einem Mann mit Adels- oder Doktortitel verheiratet wissen, doch Bertha möchte lieber erst einmal einen Beruf erlernen, um sich zur Not selbst ernähren zu können. Und der einzige Beruf, den sie nach Meinung ihrer Mutter ergreifen könnte, wäre Opernsängerin. Aber vielleicht kann sie ja vorher an einen der beiden Söhne des angereisten Zars Alexander II verheiratet werden. Seine Ohren würden es dem Doctor danken. Doch dann beginnen zwischen den Menschen in dem Bad sehr unangenehme und später zunehmend aggressive Streitigkeiten und irgendwie scheint die Quelle zu diesem Problem im Keller unter dem Keller unterhalb des Kellers verborgen zu sein. Ein guter Grund für Bertha und den Doctor der Sache auf denselben zu gehen.


    Der Hintergrund ist ein wenig verquer und etwas sehr an den Haaren herbeigezogen, aber auch hier können die Dialoge und die Schauspielkunst der Beteiligten eine Menge herausreißen. Insbesondere die teilweise sehr sarkastischen Äußerungen des Doctors zu den Geschlechterrollen im 19. Jahrhundert in Böhmen - und zur Sangeskunst seiner Elevin - machen viel Spaß. Aber auch seine später mehr philosophischen Sentencen. Zum Beispiel, wenn er Bertha bei ihrem Job als Haushälterin von Alfred Nobel besucht und ihr dringend rät zu schreiben - und später, als er Zeuge davon wird, wie sie genau für dieses Schreiben einen Preis erhält. Nun unter einem anderen Namen - den ich hier verschweigen möchte. Denn er ist eine wirklich interessante Überraschung. Dies ist mal wieder eine dieser historischen Geschichten, die eine zu oft vergessene Figur in das mehr als berechtigte Rampenlicht stellt. 'Lay down Your Arms' von Lisa McMullin.


    Marc-Uwe Kling nennt das Amazon-Analog in seinen beiden SF-Geschichten einfach 'The Shop' und in der letzten Geschichte dieser Box befindet sich der Doctor mit zweien seiner ehemaligen Begleiterinnen - Liv Chenka und Tania Bell - in einem Systemmöbelgeschäft namens 'Flatpack' (John Dorney), in dem es nach dem Eingang erst eine Rolltreppe hochgeht, von wo man durch ein mehr oder minder übersichtliches Labyrinth geführt wird. Aber anders, als man es sonst aus solchen Läden kennt, endet dieses Labyrinth irgendwie nicht - und es kommt auch nie zur Überfüllung des Geschäfts.


    Es macht Spaß, die beiden alten Kämpinnen wiederzutreffen, die den Doctor in seiner neuen Inkarnation natürlich erst einmal nicht direkt erkennen, die aber dafür erkennen, dass der Doctor sich sehr stark verändert hat. So stark, dass für ihn das System von 'Flatpack' eine enorm große Gefahr darstellt, vor der er andere nicht wirklich retten kann. Denn 'Flatpack' scheint unentrinnbar.


    Nimm eine relativ normale Situation (Schnellbaumöbel in flachen Kartons kaufen am Wochenende) und führe nach und nach in das Vertraute Irritationen ein, die schnell immer bedrohlicher werden. Da mit dem Trio im Zentrum der Geschichte drei Profis für solche Entwicklungen stehen, kann Herr Dorney die Gefährdungsstufe sehr hochfahren lassen. Und die alten Has/innen darin, genau das darzustellen, scheinen in diesem Skript richtig aufzugehen. Nostalgisch - aber auch originell.


    Zusammen mit der Extra-CD, in der speziell noch einmal die Hintergründe zu den Andersirdischen aus 'The Seas of Titan' und zu Bertha Kinzky in 'Lay down Your Arms' näher erläutert werden ist auch 'Hidden Depth' wieder ein überaus erfreulicher Beitrag zum Whoverse. :thumleft: :thumleft: :musik: