Karsten Dusse - Das Kind in mir will achtsam morden

  • Kurzmeinung

    Lunara
    Kann mit Band 1 mithalten, wenn auch mit kleinen Abzügen. Macht Lust auf Band 3.
  • Kurzmeinung

    Sabine A.
    inhaltlich sehr amüsant und sprachlich hervorragend
  • Nach erfolgreich absolviertem Achtsamkeitstraining hat der Anwalt Björn Diemel sein Leben vollständig umgekrempelt. Mittlerweile ist er freiberuflich tätig, hat vier Morde auf dem Konto und leitet zwei Mafiaorganisationen, weil er den einen der Bosse ermordet hat und den anderen in seinem Keller gefangen hält.
    Von seiner Ehefrau Katharina lebt er räumlich glücklich getrennt, doch wegen der gemeinsamen Tochter Emily wird der Urlaub im trauten Familienverband verbracht. Als Björn bei einem Wanderausflug mit einem unmotivierten Kellner aneinandergerät, wirft ihm Katharina seine ständige Gereiztheit vor und besteht auf einem weiteren Kurs bei Joschka Breitner.
    In dessen Praxis lernt Björn sein inneres Kind kennen und ahnt noch nicht, welche Kettenreaktion diese Bekanntschaft auslösen wird.



    Mit dem zweiten Teil seiner außergewöhnlichen Geschichte um den Anwalt Björn Diemel, schließt Karsten Dusse nahtlos an den schon bekannten schwarzen Humor und die skurrilen Situationen aus dem Vorgängerband an.
    Wohlbekannte Protagonisten nehmen ihr turbulentes Treiben wieder auf, obwohl sich Björn ernsthaft vorgenommen hat, keine weiteren Morde auf sein Gewissen zu laden. Trotz aller guten Vorsätze geht diese Rechnung natürlich nicht auf. Zu viele ungute Zeitgenossen strapazieren Björns Nervenkostüm und drücken schmerzhaft auf die blauen Flecken seines inneren Kindes.


    Die Geschichte hat mich von Anfang an köstlich amüsiert, obwohl der Autor diesmal mit spitzen Pfeilen auf ein ernstes Thema zielt, den Klimaschutz. Der von seinem Helden geführte Kindergarten ist dafür ein dankbarer Einsatzort. Mit Witz und Scharfsinn führt Karsten Dusse seinen Hörern die Absurdität mancher Maßnahmen vor Augen, um dabei auf das oft unsinnige Verhalten begeisterter Klimaschützer und die allgemeine Hilflosigkeit einer Gesellschaft zu verweisen, die es sich in ihrem bequemen, zumeist klimaschädigendem Dasein schon seit Jahrzehnten viel zu gemütlich eingerichtet hat.
    Klimaschutz? Ja, sicher gerne! Aber bitte nur, wenn ich dafür nicht meine eigene Komfortzone verlassen muss. Verzicht in dem Sinne zu üben, dass es weh tut (wer lässt sich schon gerne auf die blauen Flecken seines schlechten Öko-Gewissens drücken), das steht nicht unbedingt auf unser aller Prioritätenliste an erster Stelle. Meinem Verständnis nach ist das genau der Spiegel, den Karsten Dusse uns in seinem vor Fantasie sprühenden Roman vor Augen halten will. Er macht das einfach großartig, selbst auf die Gefahr hin, die Toleranz mancher Hörer arg zu strapazieren, da er dieses ihm sicher sehr am Herzen liegende Thema nicht so bald ad acta legen will. Bis zum Ende der Geschichte lässt er es immer wieder in köstlichen Szenen aufflammen, die man mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen muss. :eye:


    In Flammen aufgehen lässt der Autor im wahrsten Sinne des Wortes auch ein Geschäftslokal eines seiner Akteure. Diesen wenig erfreulichen Vorgang verbindet er meiner Meinung nach ganz wunderbar mit einem äußerst fantasievoll beschriebenen erotischen Abenteuer seines Protagonisten Björn. Das innere Kind will schließlich beschäftigt und vom Treiben seines erwachsenen Alter Ego abgelenkt werden.
    Wie den Klimaschutz nimmt Karsten Dusse auch Beziehungen aufs Korn, die nur noch mit Mühe aufrechterhalten und schließlich, getarnt als perfekt funktionierende „Freundschaft“, anstelle eines intakten Familienlebens geführt werden.
    Besonders gut hat mir Björns liebevoller Umgang mit seiner Tochter Emily gefallen, weshalb ich mir immer wieder überlegt habe, ob diese innige Verbundenheit auf praktische Erfahrungen des Autors aus dem eigenen Lebensumfeld zurückzuführen ist.


    Gelesen hat Karsten Dusse dieses Hörbuch selbst und zwar ganz und gar großartig. Die Mischung aus Ironie und Ernsthaftigkeit, von der die Geschichte lebt, hat er auch stimmlich hervorragend inszeniert.


    Sicher muss ich abschließend nicht noch einmal erwähnen, wie sehr mich der Roman begeistert hat. Für so viel scharfsinnigen und scharfzüngigen Humor, dem ein existenziell wichtiges Thema zugrunde liegt, verpackt in eine fantastische Geschichte, vergebe ich sehr gerne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: