Tanya Lieske / Sybille Hein - Wir sind (die) Weltklasse

  • Einfach Weltklasse


    Adams Familie ist von Polen nach Deutschland gezogen, für Adam bedeutet das: Deutsch lernen, sich in einer neuen Umgebung zurecht finden und eine neue Klasse kennenlernen. Glücklicherweise kommt Adam in die Igelklasse, dort findet er schnell Anschluss, denn alle haben etwas gemeinsam: Sie kommen alle nicht aus dieser Stadt und egal auf welches Abenteuer die Klasse geschickt wird: Sie hält zusammen.


    Wir sind (die) Weltklasse von Tanya Lieske und Sybille Hein konnte mich durch den Klappentext direkt ansprechen und hat große Hoffnungen auf ein integratives Buch gemacht, das über lustige Abenteuer Werte vermittelt und diesen Hoffnungen wurde es gerecht.


    Das Buch wird für Kindern ab acht Jahren empfohlen, doch auch als Erwachsene hatte ich von der ersten Sekunde Spaß an der Geschichte, die wir aus der Sicht des polnischen Jungen Adam erleben. Adam lebt in einer Klecksfamilie und erzählt über seine Zeit in der zweiten Klasse. Dabei spricht Adam die Leser direkt an und erzeugt so das Gefühl, dass man mittendrin ist und die Abenteuer mit der Klasse miterlebt. Ein Stilmittel, dass vor allem für Leseanfänger gut geeignet ist.


    Die Geschichte ist in viele kurze Kapitel eingeteilt, die in sich abgeschlossen sind. Dennoch ergeben alle Kapitel zusammen eine komplette Geschichte, die Geschichte der 2. Jahrgangsstufe der Igelklasse. Außerdem gibt es drei Tagebucheinträge von verschiedenen Igelkindern, die einen Perspektivwechsel ermöglichen. Diese Tagebucheinträge finde ich besonders gelungen, da die Charaktere durch diese und Adams Perspektive eine Tiefe erhalten. Außerdem zeigt es den lesenden Kindern die unterschiedlichen Betrachtungsweisen auf und das nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint.


    De Klasse selbst überzeugt durch ihre Heterogenität, die in den meisten Klassen heute zum Alltag gehört und daher realitätsnah ist. Daher ist die Weltklasse mit Sicherheit ein gutes Vorbild für Integration, Zusammenhalt und den Umgang miteinander.


    Die Zeichnungen sind individuell, sehr gut eingesetzt und passen hervorragend zum Text. Dieser ist auch für Kinder leicht verständlich und gut zu lesen. Nebenbei lernt man noch ein paar polnische Worte kennen, deren Übersetzung auf den letzten Seiten zu finden sind.


    Alles in allem konnte Wir sind (die) Weltklasse mich in allen Belangen überzeugen und stellt eine tolle Lektüre für Groß und Klein dar, die in jedes Klassenzimmer gehört.


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  • "Bruder", das ist ein super Wort


    Eine Grundschulklasse im Rhein-Main-Gebiet mit Kindern aus aller Herren Länder außer zweien, die aufgrund ihrer norddeutschen und schwäbischen Herkunft ebenfalls sprachliche Auffälligkeiten vorweisen: über dieses allgemein verbreitete Phänomen lamentieren Bevölkerung, offizielle Stellen und die Medien sowieso.


    Tanya Lieske dreht den Spieß um und zeigt uns, welch einen Reichtum diese Multikulturalität darstellt, wenn die Lehrkräfte damit umgehen können und die verschiedenen besonderen Qualifikationen in die richtigen Bahnen lenken. Die Vorkommnisse schildert Adam, ein aufgeweckter Junge aus einem polnischstämmigen Elternhaus, der uns ganz nebenbei noch mit ein paar Brocken seiner Muttersprache und einem Kochrezept versorgt, denn gerade ohne die internationale Küche würden wir doch so manches entbehren, ganz besonders wenn es wie hier zu einer wunderbaren Symbiose zwischen den polnischen und den syrischen Speisen kommt.


    Adam plaudert frank und frei von der Leber weg, in einer völlig korrekten Umgangssprache, die Jungleser keineswegs in Verwirrung stürzt, aber Raum bietet für manches Schmunzeln. Sympathisch sind die Akteure fast ausnahmslos.


    Herzerfrischend ist das alles geschrieben und mit einer entschiedenen Tendenz hinsichtlich Frieden und Versöhnung. Die Lehrerin tritt ausländerfeindlichen Konfrontationen resolut entgegen und setzt sich ein für die Beilegung eines interfamiliaeren Konflikts.


    Richtige Spannungselemente bleiben aber weitestgehend aus, sodass das Buch trotz ansprechender Gestaltung durch Sibylle Hein kein Selbstläufer werden wird. Vielleicht benutzen es engagierte Pädagogen als lohnenswerte Schullektüre und Vorbilder vermittelnden Diskussionsstoff - das würde ich der insgesamt sehr gelungenen Geschichte von Herzen wünschen.

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  • Hatte etwas mehr erwartet


    Nach der Vermarktung und der Leseprobe hatte ich irgendwie höhere Erwartungen an das Buch, als sich dann erfüllt haben.
    Die Idee einer Integrationsklasse in der Kinder aus allen möglichen Ländern (und mit verschiedenen Macken) zusammen lernen fand ich sehr gelungen, weil so jedes Kind eine Indentifikationsfigur finden wird. In Band eins ist es ein Junge namens Adam aus Polen. Im Anhang findet man dann ein kleines Wörterbuch mit polnischen Begriffen. Wenn das in den folgenden Bänden weitergeführt wird, wäre es eine tolle Idee!
    Leider sind die Kinder dann sehr klischeehaft angelegt und viele Dinge werden sehr oft wiederholt.
    Es gibt auch keinen deutlichen roten Faden, sondern es gibt sehr viele verschiedene Abenteuer, was das Buch für mich etwas verworren gemacht hat. Lediglich der Dinosaurier Matilda hält das Ganze etwas zusammen. Ich hoffe, dass es dann in Band zwei besser wird, wenn man die Figuren alle kennt.