Anne Jacobs - Zeit des Aufbruchs

  • Kurzmeinung

    ManuH
    Geldprobleme in der Nachwendezeit im Osten Deutschlands, Aufarbeitung der persönlichen Vergangenheit
  • Franziska Kettler, frühere Baroness auf Gut Dranitz, hat sich nach der Wende ihren Lebenstraum erfüllt und ist auf dem besten Wege das alte Gutshaus in ein Wellness-Hotel umzuwandeln. Mit Hilfe ihrer Enkelin Jenny und dem begabten Architekten Kacpar Woronski ist es ihr gelungen, den Charme des alten Gebäudes zu erhalten. Allerdings droht Franziska die Finanzierung zu entgleiten, doch die alte Dame will sich nicht in die Karten schauen lassen.
    Als die Arbeiter bei der geplanten Errichtung eines Schwimmbades im Keller auf ein Skelett stoßen, wird erst einmal ein Baustopp verhängt, eine Katastrophe für den Hotel- und Restaurantbetrieb, der ohnehin nur sehr schleppend angelaufen ist.
    Doch dann erhält Franziska Hilfe von einer Seite, von der sie es am wenigsten erwartet hätte.



    Um es gleich vorweg zu nehmen, meinetwegen hätte es diesen dritten Band der Gutshaus-Trilogie nicht mehr gebraucht. Der Grund dafür ist, dass sich die Handlung überhaupt nicht weiterentwickelt hat.
    Es gibt auch keine neuen Protagonisten, die etwas Schwung in den lahmen Betrieb gebracht hätten, während die schon bekannten Figuren in ihren alten Verhaltensweisen und Mustern erstarrt sind. Franziska liebt Walter, Jenny liebt Ulli oder streitet sich mit ihm, die kleine Julia ist altklug und hat andauernd irgendeine Kinderkrankheit. Alle anderen sind ebenfalls mit denselben Sorgen wie schon in den beiden vorhergehenden Teilen befasst.
    Die Geschichte lebt nur von Wiederholungen und dreht sich mehr oder weniger im Kreis. Jede noch so unbedeutende Alltagsbegebenheit, jedes Zusammentreffen der Akteure, jede Feier, jede noch so kleine Unpässlichkeit, ja geradezu jeder Regenguss wird in epischer und ermüdender Breite zu Papier gebracht.
    Zu allem Übel fehlt nun auch noch der in der Vergangenheit, also hauptsächlich im 2. Weltkrieg spielende Teil, der sich mit der Geschichte der früheren Gutshausbesitzer befasste. In dieser Hinsicht ist alles geklärt, es gibt keine Geheimnisse mehr aufzuarbeiten. Dennoch musste anscheinend ein Handlungsstrang her, der in eine längst vergangene Zeit führt. Also wird ein Skelett im Keller und die Mauern einer alten Klosteranlage gefunden, um die sich eine Geschichte aus dem 13. Jahrhundert konstruieren lässt. Dagegen wäre zwar prinzipiell nichts einzuwenden, doch wirkte dieser Teil wie ein Fremdkörper im Geschehen. Mir hat dieses Konstrukt nicht gefallen und wäre entbehrlich gewesen.
    Schade, dass sich die Autorin mit dem letzten Teil der Gutshaus-Trilogie nur mehr so wenig Mühe geben wollte. Kurz vor Erreichen der 572 Seiten lösen sich schließlich alle Probleme (oder eher Problemchen) in Wohlgefallen auf – Friede, Freude, Eierkuchen auf allen Linien. Zurück bleibt nicht mehr als eine bemerkenswert seichte Geschichte, die schnell wieder vergessen sein wird.
    Nicht einmal der flüssige Erzählstil der Autorin reicht aus, wenn die Fantasie völlig auf der Strecke bleibt.
    Diesen letzten Teil sollte man nicht ohne Kenntnis der Vorgängerbände lesen, und wenn man es überhaupt bleiben lässt, versäumt man auch nichts. Leider habe ich die Trilogie als Gesamtpaket gekauft, deshalb musste ich auch alle drei Bände lesen.

    Eine schwache Geschichte, für die ich nicht mehr als einen einsamen :bewertung1von5: vergeben möchte.

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: