Anne Jacobs - Stürmische Zeiten

  • Kurzmeinung

    ManuH
    Nachwendezeit in MeckPomm mit Rückblenden auf Vorkriegszeit im Gutshaus, viele Erzähler
  • Die verwitwete Franziska Kettler ist kurz nach der Wende in ihre alte Heimat nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt. Hier trifft sie nicht nur Major Walter Iversen wieder, ihre große Jugendliebe, sondern verfolgt auch ein sehr ehrgeiziges Projekt. Mit Unterstützung ihrer Enkelin Jenny soll der wiedergewonnene Familienbesitz in eine lukrative Hotelanlage umgebaut werden.
    Nach mehr als 50jähriger Verlobungszeit treten die ehemalige Baroness und ihr Major endlich vor den Traualtar, doch mit den erwachsenen Töchtern der Frischvermählten kommt es immer wieder zu Streit und Zwistigkeiten. Die von Franziska erträumte Harmonie will sich nicht einstellen und auch ihr großes Bauvorhaben droht an finanziellen Problemen zu scheitern.
    Wird sie die von Familie und Freunden dringend benötigte Unterstützung erfahren, oder muss die ehrgeizige Franziska ihre hochfliegenden Pläne aufgeben?



    Mit dem vorliegenden Roman lässt Anne Jacobs ihre Leser am weiteren Schicksal der aus dem ersten Teil bereits bestens bekannten Protagonisten teilhaben.
    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen vor allem Franziskas Sorgen wegen ihres ehrgeizigen Bauprojektes, doch auch Verwandte und neu gewonnene Freunde und Bekannte haben ihre eigenen Ziele, die nicht immer mit den Plänen der Gutsherrin vereinbar sind. Die charakterlichen Eigenheiten der Protagonisten mit ihren Ecken und Kanten machen sie glaubwürdig und mehr oder weniger liebenswert.
    Leider ist die Geschichte etwas langatmig ausgefallen, Spannung kommt kaum auf, doch versteht es die Autorin mit der ihr eigenen Lebendigkeit verschiedene Alltagsszenen so realistisch zu beschreiben, dass man meint als Leser mitten im Geschehen zu sein. Ebenso laden die wechselhaften Beziehungsgeflechte der jüngeren Generation immer wieder zum Mitraten und Miträtseln ein.
    Die noch aus dem ersten Teil bekannten und ungeklärten Ereignisse aus der Vergangenheit werden durch die Erinnerungen des Ehepaares Iversen und ihrer ehemaligen Hausangestellten Mine Schwadtke aufgegriffen. Diese Abschnitte haben mir besonders gut gefallen, weil sie teilweise interessanter sind als der in der Gegenwart spielende Handlungsstrang.
    Ohne Kenntnis des ersten Bandes sollte dieser zweite Teil der Gutshaus-Trilogie keinesfalls gelesen werden, da dort viele wichtige Informationen enthalten sind. Anne Jacobs hat eine unaufgeregte Fortsetzung geschrieben, die aber mit einem gut lesbaren, lebendigen und detailreichen Stil punkten kann. Solide Unterhaltung, für die ich gerne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: vergebe.

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: