Anthony Ryan - Ein Fluss so rot und schwarz / Red River Seven

  • Kurzmeinung

    Pasghetti
    Kurzweilig, aber hochspannend, aktuell und mit passenden Horrorelementen
  • Kurzmeinung

    Bast
    Spannende und gruselig angehauchte Dystopie
  • Kurzbeschreibung:

    Wer sich erinnert, muss sterben

    Sechs Menschen erwachen auf einem Schiff. Ohne jede Erinnerung. Der siebte ist tot. Was ist passiert? Warum nimmt das Schiff Kurs auf ein postapokalyptisches London? Und von welchem Grauen künden die Schreie im dichten Nebel? Eine Mission auf Leben und Tod beginnt, der sich niemand entziehen kann.

    Als Huxley zu sich kommt, weiß er nichts mehr. Nicht mal seinen Namen. »Huxley« ist ihm auf den Unterarm tätowiert. Offenbar befindet er sich an Bord eines fremdgesteuerten Militärschiffs auf der Themse. Und er ist nicht allein. Da gibt es noch fünf weitere Überlebende. Den sechsten findet er tot auf, Selbstmord. Sie alle sind nicht zufällig hier: Zusammen sind sie Polizist, Soldat, Ärztin, Physikerin, Historiker und Polarforscherin. Über ein Satellitentelefon erhalten sie von einer mysteriösen Stimme Anweisungen. Immer weiter steuern sie in ein zerstörtes und ausgestorbenes London hinein. Doch schließlich stellen sich ihnen nicht mehr nur Schiffswracks und Brückenruinen in den Weg. Immer lauter werden die Schreie in der Ferne. Im dichter werdenden Nebel lauert ein Grauen außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Mit jeder Seemeile wird deutlicher, dass ihre Reise ins Unbekannte ein schreckliches Geheimnis birgt.

    (Quelle: Verlagswebsite)


    Autor:

    Anthony Ryan, geboren in Schottland, studierte Mediävistik. Er ist New York Times-Bestsellerautor und schreibt sehr erfolgreich High-Fantasy und Science-Fiction. Mit „Das Lied des Blutes“ gelang ihm auf Anhieb sein internationaler Durchbruch. „Ein Fluss so rot und schwarz“ ist sein erster Thriller.

    Anthony Ryan lebt in London, wo er an seinem nächsten Buch arbeitet. (Quelle: Verlagsinfos)


    Allgemeines:

    Erscheint am: 14.10.2023 bei Tropen (Klett Cotta)

    272 Seiten gegliedert in 14 Kapitel, aus dem Englischen von Sara Riffel

    Das Original „Red River Seven“ ist ebenfalls im Oktober 2023 erschienen.


    Meine Meinung:

    Nicht so einfach, eine Rezension zu schreiben, ohne mehr als nötig zum Inhalt zu verraten. Alles wichtige steht eigentlich im Klappentext.


    Die Idee der Dystopie um einen die Menschheit vernichtenden Krankheitserreger ist ja nun nicht ganz neu. Aber unter dem Eindruck von Corona und der Erkenntnis, dass die rasend schnelle Ausbreitung einer Krankheit nicht nur den düsteren Phantasien einiger Autoren entspringen, liest sich diese Story nochmal ganz anders. Und Ryan fügt dem eh schon finsteren Szenario einige interessante neue Ideen hinzu und macht deutlich, wohin uns Gier, Hass und Egoismus treiben könnten.


    Den größten Raum nimmt aber die Frage ein: was bzw. wer sind wir, wenn uns unsere Erinnerungen genommen werden? Wenn wir nur noch auf ein paar besondere Fähigkeiten zurückgreifen können, aber nicht wissen, woher wir sie haben. Was macht uns zu dem, was wir sind und wie verändern uns extreme Umstände. Ryan kratzt diese Fragen und die Antworten darauf an der Oberfläche an – für mehr Tiefgang blieb aber auch keine Zeit, denn die Dringlichkeit des Fortgangs der Handlung lässt weder den Protagonisten noch dem Autor Zeit für ausschweifende Gedanken oder Gespräche. Aber genau das macht die wenigen Momente, in denen die Handlung kurz zur Ruhe kommt, so besonders. Gierig saugt man Informationen und Andeutungen auf, um die Antwort auf die alles entscheidende Frage zu finden: Warum sind gerade diese sechs gemeinsam auf diesem Boot und worin besteht ihre Mission?


    Am Ende will oder kann auch Ryan – wie schon so viele Autoren vor ihm - den Glauben an die Menschheit nicht ganz aufgeben, obwohl genug Spiel für die Phantasie der Leser bleibt. Sollte das Buch verfilmt werden, wird man sich großartig gruseln können – da ist einiges an Horrorpotential drin. Leser mit ausgeprägtem Kopfkino dürfen sich auf krasse Bilder freuen. Das Erzähltempo und die überwiegend recht kurzen Kapitel lassen die Seiten ziemlich schnell dahinfliegen. Man muss einfach wissen wie es weitergeht.


    Charmante Idee: die Protagonisten, die keine persönlichen Erinnerungen mehr haben, finden ihre „Namen“ auf den Arm tätowiert vor. Und da tummelt sich eine nette literarische Gesellschaft mit Huxley, Golding, Dickinson, Pynchon, Plath und Rhys. Wäre interessant zu erfahren, ob Ryan mit der Verteilung der Namen auf die Charaktere uns irgendetwas sagen wollte… :wink:


    Ich empfehle diesen Roman allen, die wie ich immer noch nicht genug von Dystopien und den Abgründen der Menschheit haben und sich von düsteren Szenarien faszinieren lassen.


    Fazit:

    Ryan hebt die nicht ganz neue Idee der die Menschheit auslöschenden Pandemie auf eine neue Stufe. Spannend und lesenswert!

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Die Veröffentlichung der Rezension kurz vor dem Erscheinungstermin erfolgt mit Genehmigung des Verlags.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Können Erinnerungen töten?

    Ein Mann kommt auf einem Militärboot zu Bewusstsein, ohne Erinnerung an seine Vergangenheit und sich selbst. Er trägt einige OP-Narben an seinem Körper und ein Tattoo am Handgelenk, das ihm den Namen ‚Huxley‘ verleiht. Fünf weitere Menschen erlitten ein ähnliches Schicksal und befinden sich mit ihm auf dem Boot. Alle sechs Personen scheinen Spezialisten auf einem Gebiet zu sein, doch keiner kann sich an irgendwas erinnern, sie funktionieren lediglich. Das Boot befindet sich auf der Themse und ihre einzige Begleitung ist ein Satellitentelefon mit einer emotionslosen Stimme am anderen Ende der Leitung. Was ist mit den sechs Menschen geschehen und warum befindet sich ganz London unter einer dicken Nebelschicht, die die Ruinen der Stadt verbirgt?


    Ein Fluss so rot und schwarz von Anthony Ryan ist ein kurzweiliger Roman. Von der ersten Seite an wird man direkt ins Geschehen geschmissen und zu keiner Zeit aus diesem wieder rausgeworfen, der Schreibstil ist packend und führt einen in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit durch die Story. Dies und die rasante Geschichte sorgen für ein kurzes, aber intensives Lesevergnügen.


    Die Charaktere sind unterschiedlich gestaltet und alle auf ihre Weise interessant, da wir die Geschichte aus Huxleys Perspektive erleben, lernen wir ihn am intensivsten kennen. Dies und das unbeschreibliche Tempo der Story sorgen dafür, dass wir die Charaktere leider nicht ganz so tiefgründig kennenlernen.


    Die Story selbst ist interessant, düster und spannend geschrieben. Ein Fluss so rot und schwarz lässt sich für mich nicht wirklich in ein Genre einordnen, den Horrorfaktor hatte es für mich noch nicht, auch wenn gewiss andersartige Kreaturen eine Rolle spielen und die Gefahr an jeder Ecke droht. Doch manchmal muss etwas gar nicht eingeordnet werden können, um zu gefallen. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass man hier nicht nur realistisches zu Lesen bekommt und eine Ekeltoleranz besitzen, dann hat man mit diesem Buch auf jeden Fall seinen Spaß.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Über den Autor (Amazon)

    Anthony Ryan ist New York Times-Bestsellerautor. Aus seiner Feder stammen die Rabenschatten-Romane: »Das Lied des Blutes«, »Der Herr des Turmes« und »Die Königin der Flammen«. Außerdem verfasste er die Draconis Memoria-Serie. Anthony Ryan lebt in London, wo er an seinem nächsten Buch arbeitet.


    Produktinformation

    ASIN ‏ : ‎ B0C33PD33D

    Herausgeber ‏ : ‎ Tropen; 1. Edition (14. Oktober 2023)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Dateigröße ‏ : ‎ 4736 KB

    Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 265 Seiten


    Nix für mich

    Sechs Menschen auf einem Schiff ohne jede Erinnerung. Eigentlich waren es sieben, doch der siebte ist tot. Das Schiff nimmt Kurs auf ein postapokalyptisches London mit Schreien im dichten Neben. Es beginnt eine Mission auf Leben und Tod, der sich niemand entziehen kann.

    Als Huxley erwacht kennt er nicht mal mehr seinen Namen. Er erahnt ihn nur, weil Huxley auf seinen Unterarm steht. Ein fremdgesteuertes Schiff auf den Themse und es gibt noch fünf weiter wie er. Der sechste ist tot. Sie sind nicht zufällig hier. Ein Polizist, Soldat, Ärztin, Physikerin, Historiker und Polarforscherin. Über ein Satellitentelefon erhalten sie Anweisungen. Sie kommen immer wieder in zerstörte ausgestorbene Gebiete von London. Sie müssen Schiffswracks und Brückenruinen aus dem Weg räumen. Die Schreie in der Ferne werden immer lauter. Der Nebel ist dicht und es lauert ein Grauen. Sie bemerkten, dass ihre Reise ins Unbekannte ein schreckliches Geheimnis birgt.


    Meine Meinung

    Ich schicke gleich mal voraus, dass das nichts für mich war, aber gar nicht. Ich habe schon mehrere Bücher des Autors gelesen und die waren wirklich gut. Aber dieses? Das war meiner Meinung nach komplett daneben. Der reinste Horror. Unter dem Titel und auch nach Lesen des Klappentextes habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Vor allem habe ich ein anderes Ende erwartet. Da bin ich mal wieder ordentlich reingefallen, was mir eigentlich oder zum Glück selten passiert. Menschen welchen eine bestimmte Erinnerung genommen wird und wenn sie sich doch an etwas davon erinnern passiert Schreckliches. Ein Schiff, automatisch gesteuert, keine Möglichkeit der Umkehr. Und am Ende auch noch ein offenes Ende. Denn ob wirklich das geschieht, das die, die sie auf diese Reise mit dem Schiff geschickt haben, erhoffen, das erfährt der Leser gar nicht. Das Buch ist einfach nur gruselig und voll von schrecklichen Kreaturen und Monstern. Also es war für mich nichts, ist aber vielleicht für solche Leser etwas, die nie genug Horror lesen können. Leider hatte ich mich auf den Namen des Autors verlassen, der mir einige schöne spannende Lesestunden versprach. Aber dem war letztendlich nicht so. Spannend vielleicht, aber zu gruselig und horrormäßig. Daher von mir nur zwei von fünf Sternen bzw. vier von zehn Punkten.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße
    Lerchie



    _______________________
    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Anthony Ryan - Ein Fluss so rot und schwarz

    (Tropen Verlag)


    - spannungsvolle Mystery-Horror-Thriller-Dystopie -


    Eine seltsame Geschichte tischt uns der schottisch-stämmige Schriftsteller Anthony Ryan mit seinem ersten Horror-Thriller auf. Normalerweise eher im Fantasy- und Science-Fiction-Reich beheimatet, hat sich der, heute in London lebende Ryan, mit "Ein Fluss so rot und schwarz" auf neues Terrain gewagt.


    Ein Mann erwacht auf einem Boot. Jenseits der Reling erstreckt sich eine Nebelwand. Vor ihm liegt ein uniformierter Toter. Auch er selbst ist uniformiert. Der Mann kann sich weder an seinen Namen noch an etwas Persönliches aus seinem Leben erinnern. Details, wie die US-amerikanische Dienstpistole des Toten, kann er hingegen eindeutig benennen. Auf dem Unterarm des Toten ist "CONRAD" tätowiert. Auf seinem eigenen Unterarm steht: "HUXLEY". Das Tauziehen seiner Gedanken, bezüglich seines offensichtlich eigenen Namens, bringt keinerlei Erinnerungen an seine Vergangenheit zurück. Neben ihm befinden sich noch weitere Überlebende an Bord. Drei Frauen und drei Männer. Sie alle sind komplett kahlgeschoren. Ihre Köpfe ziert eine nahezu identische Narbe. Sie verfügen über keinerlei Erinnerung, was geschehen ist und warum sie sich an Bord eines Patrouillenbootes befinden. Lediglich ihrer individuellen Fähigkeiten, die sich nach und nach immer deutlicher herauskristallisieren, sind sie sich gewahr. Warum erinnern sie sich nicht daran, wer sie sind und was geschehen ist? Wo sind sie genau? Warum ist das Boot, auf dem sie sich befinden auf Autopilot eingestellt und warum lässt es sich nicht manuell steuern? Während sie Antworten auf all diese Fragen suchen, erleuchtet ein Licht den Ruderraum und die sechs Ahnungslosen erlangen erste Erkenntnisse.


    Der neue Horror-Thriller, des 1970 in Schottland geboren New York Times-Bestsellerautoren Anthony Ryan, klingt spannend, visionär und entrückt. "Ein Fluss so rot und schwarz" scheint sich jedenfalls nicht in den gewöhnlichen Fahrwassern zu bewegen. Gedanken an das Philadelphia-Experiment drängen sich zu Beginn des spannungsgeladenen und dystopischen Crossover aus Mystery-, SciFi-, Thriller- und Horror-Elementen auf. Die Spitzfindigkeiten und der fragwürdige Humor des Wahl-Londoners, wirken sich jedoch eher kontraproduktiv auf den, ansonsten straffen, rasanten und mitreißend arrangierten Plot aus. Das legt sich aber zum Glück im weiteren Verlauf der Story komplett. Anthony Ryan spielt mit dem erschreckenden Gedanken an Mindcontrol und der nagenden Ungewissheit seiner Probanden. Er erzeugt dabei eine beeindruckend mysteriöse, düstere, verstörende und bedrückende Atmosphäre, welche den Spannungsbogen permanent im oberen Bereich der Skala zu halten vermag. Das verwendete Gewaltpotenzial ist dabei allerdings nicht allzu drastisch dargestellt.


    Als die Crew erkennt, dass sie sich kurz vor der Themse-Mündung befindet, erhält sie Instruktionen bezüglich ihrer Mission. Instruktionen, die erschreckend unmissverständlich sind. An Bord droht Gefahr. Eine Gefahr, die von ihnen selbst ausgeht. Als sich die ersten Veränderungen in Gang setzen und das zweite Crewmitglied dran glauben muss, fragen sich die übrigen Fünf zu Recht, was hier gespielt wird. Während um sie herum dichter Nebel herrscht, hören sie jenseits des Wassers Gefechte. Menschen schreien, stürzen sich von Brücken. Greift hier der Wahnsinn zum sich? Je näher die Crew der Wahrheit kommt, desto frustrierender wird ihr Auftrag. Diese Emotion überträgt sich zu gewissen Teilen auf den Leser. Warum sollen die Übriggebliebenen in all dem Nebel die Themse hoch nach London fahren? Wer gibt Ihnen eigentlich die Anweisungen und was ist das anvisierte Ziel? Aber was hilft all das Spekulieren, wenn man sich auf einer ferngesteuerten Irrfahrt Richtung Tod befindet?


    "Ein Fluss so rot und schwarz" ist ganz klar auf Action, Spannung und Effekthascherei ausgelegt, hätte für mein Befinden aber gerne auch einen Tacken tiefgründiger sein dürfen. Dennoch hat der britische Autor Anthony Ryan einen interessanten Gedanken gesponnen, der sich mit dem Grauen auseinandersetzt, nicht die geringste Chance zum Überleben zu haben. Worauf die Crew auf ihrer Mission stößt, ist der aus Albträumen geborene blanke Horror!


    (Janko)


    https://anthonyryan.net/

    https://www.facebook.com/anthonyryanauthor/

    https://www.instagram.com/anthonyryan286/


    Brutalität/Gewalt: 56/100

    Spannung: 82/100

    Action: 83/100

    Unterhaltung: 82/100

    Anspruch: 39/100

    Atmosphäre: 71/100

    Emotion: 62/100

    Humor: 04/100

    Sex/Obszönität: 06/100


    LACK OF LIES - Wertung: 82/100


    Anthony Ryan - Ein Fluss so rot und schwarz

    Tropen Verlag

    Mystery-SciFi-Thriller

    ISBN: 978-3-608-50179-7

    272 Seiten

    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag

    Originaltitel: Red River Seven

    Aus dem Englischen von Sara Riffel

    Erscheinungstermin: 14.10.2023

    EUR 22,00 Euro [DE] inkl. MwSt.


    Weitere Formate:

    ISBN eBook (epub): 978-3-608-12196-4

    Erscheinungstermin: 14.10.2023

    EUR 17,99 Euro [DE] inkl. MwSt.


    "Ein Fluss so rot und schwarz" beim Tropen Verlag: https://www.klett-cotta.de/buc…so_rot_und_schwarz/829420


    Leseprobe: https://www.klett-cotta.de/_fi…/reading_samples/8446.pdf


    Buchtrailer: https://youtu.be/gE1tgW9dLO8

  • Wenn du weißt, wer du bist, bist du tot


    Eine Handvoll Auserwählter erwachen auf einem Kriegsschiff, das in einem unheimlichen Nebel treibt. Insgesamt sind sie zu sechst an Bord, ein siebter hat sich das Leben genommen. Keiner der gemischten Truppe kann sich an irgendetwas erinnern, nur jeweils ein Name ist auf ihren Unterarm tätowiert und alle tragen die gleichen Operationsnarben. Während unter den Passagieren großes Rätselraten und Spekulieren beginnt, nähert sich das auf Autopilot gestellte Schiff einer Stadt. Eine zerstörte Brücke Londons taucht aus dem Nebel auf. Doch das ist kein Grund zur Freude, denn es lauert dort das Grauen, die Apokalypse scheint ausgebrochen zu sein!


    „Ein Fluss so rot und schwarz“, alleine der Titel des Romans von Autor Anthony Ryan lässt schaurigen Inhalt vermuten. Das Buch umhüllt dafür ein ansprechendes Cover, hinter seinem glänzenden, haptisch erhabenen Titel, erhebt sich eine schwarze Stadt, mit der Silhouette von London, die in blutroten Schein getaucht wird. Ein Titel und Cover, das mich gleich neugierig werden ließ.

    Der geheimnisvolle Auftakt und die ungewöhnliche Handlung fesselt dann auch von Beginn an und verspricht spannende Unterhaltung. Angespannter Argwohn der beteiligten Protagonisten wird gekonnt in Szene gesetzt und auch die apokalyptischen Begebenheiten sind vom Autor recht anschaulich dargestellt. Was genau zu diesem Endzeitszenario führt, wird ganz langsam peu à peu enthüllt. Der Blick auf das Setting wird bildreich, intensiv beschrieben und obwohl man ahnt, wohin die Reise geht, bleibt die Spannung bis zum Ende bestehen. Allerdings werden die Ausmaße der Darstellung im Laufe des Buchs immer abstruser, es wirkt plötzlich unwirklich und überzogen, die Handlung mutiert leider von einer spannungsvollen Dystopie zu extrem unwahrscheinlichen Mutanten-Horror à la Alien und Zombie.


    Mein Fazit:

    Schon eine interessante Mischung, allerdings hätte mir am Ende etwas weniger Horror besser gefallen, hier ist mir ein Touch zu viel Geisterbahn, Gewalt, Blut und andere Flüssigkeiten. Zum Glück habe ich das Ende tagsüber gelesen, um mir den anschließenden Alptraum zu ersparen;). Auf alle Fälle eine unterhaltsame, zu Halloween passende Lektüre.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: :mrgreen: :rambo:

  • Die echte Pandemie – auch menschengemacht


    Die Ausgangssituation in diesem Roman fand ich sehr spannend: Sieben Menschen auf einem ferngesteuerten Militärboot, alle ohne Gedächtnis. Und ebenso ohne Möglichkeiten, selbstbestimmt einzugreifen. Drei Männer und drei Frauen bleiben übrig, als einer sich erschießt. Irgendwie war es mir schon klar, dass dies eine „Zehn-kleine-Negerlein-Geschichte“ werden würde. Und das wurde es auch. Mehr möchte ich aber an dieser Stelle nicht verraten.


    Diese sechs übriggebliebenen Menschen misstrauen einander zutiefst und sie haben alle Narben auf dem Kopf von einer kürzlich erfolgten Operation, denn die Einschnitte sind zwar verheilt, aber relativ frisch. Jeder hat auch eine Namenstätowierung auf dem rechten Unterarm. Alle Namen sind Schriftstellernamen, drei weibliche: Dickinson, Plath & Rhys. Und drei männliche: Pynchon, Huxley & Golding. Huxley ist hier die Hauptfigur und anhand seiner Fähigkeiten muss er wohl Polizist o. Ä. gewesen sein. Des Selbstmörders Tätowierung war Conrad.


    Sie alle sind auf einer Bootsreise, die in die Themse mündet. Und je näher sie an London kommen, je schwieriger wird die Lage und es gibt Verluste. Alles ist ständig in einen roten, undurchdringlichen Nebel gehüllt. Dazu ertönen grauenvolle Schreie aus der Ferne, kommen aber langsam näher. Eine Flucht ist unmöglich, denn das beigefügte Schlauchboot taugt dafür nicht und ist auch nicht schnell. Die Situation wird immer bedrohlicher. Stumpfe Befehle, emotionslos, ohne Erklärungen, kommen via Satellitentelefon und nach und nach erfahren die Reisenden zwar mehr über ihre erzwungene Mission, aber nie die ganze Wahrheit.


    Kleines Nachdenken über die o. g. Schriftstellernamen zwischendurch: Ich muss gestehen, dass mir der Name Rhys gar nichts sagte, so habe ich mir jetzt von Jean Rhys ihr berühmtestes Buch bestellt: „Die weite Sargassosee“.


    Viele Textstellen, die ich mir angemarkert habe, kann ich hier nicht wiedergeben, ohne zu viel zu verraten, aber drei sollen erwähnt werden: S. 182: „Sagen wir mal, du bist eine außerirdische Zivilisation und stößt auf einen hübschen blaugrünen Planeten, den du kolonisieren willst. Das Problem ist, dass er von ein paar Milliarden vernunftbegabter Affen bewohnt ist. Oder befallen, wie man’s nimmt. Nicht nur würden die ziemlich sauer reagieren, wenn du hier aufkreuzt, sondern die vergiften den Planeten auch mit allem möglichen chemischen Zeugs. Vielleicht war es für die Außerirdischen so, wie wir eine Zimmerpflanze mit Insektenspray einsprühen.“ (Huxley an Rhys.)


    Seite 247: „Immerhin haben wir eine richtig abgefuckte Welt geschaffen, in der sie gedeihen können. (Mit „sie“ sind hier die Psychopathen, Soziopathen und die selbstsüchtigen Gestörten gemeint.) Eine Welt, in der wir uns von gierigen Lügnern regieren lassen, die sich ständig in die eigene Tasche wirtschaften.“ (Rhys an Huxley)


    Seite 251: „Wir sind die Anomalie. Eine Spezies, die so erfolgreich ist, dass sie ihre Umwelt verschlingt und damit ihren eigenen Untergang sichert. Was jetzt geschieht, ist lediglich ein notwendiges Korrektiv.“ (Plath an Rhys und Huxley)


    Wie so oft, wenn Menschen, die bunt zusammengewürfelt sind, an einem Ort quasi zusammengepfercht werden, gibt es Sympathien und Antipathien. Das kommt auch gut rüber, vor allem in den Dialogen. Bei der Beschreibung der äußeren Merkmale der „gesunden“ Menschen müssen wir allerdings Abstriche machen.


    Fazit: Der Roman ist hochspannend und ein echter Pageturner. Wer Dystopien mit blutigem Gemetzel und fragwürdigem Ende gut ertragen kann, der wird hier kreativ bedient. 3,5 Sterne runde ich auf 4 Sterne auf.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Horror statt Thriller


    Für mich wurde das Buch vom Verlag etwas irrtümlich einsortiert. Unter Thriller hätte ich mir eine realistischere Auflösung der Geschichte vorgestellt - zwar ist das Szenario im weitesten Sinne im Bereich des Möglichen, aber eben auch ziemlich abgedreht. Ich würde das Buch keineswegs mit Werken "klassischer" Thrillerautoren wie Fitzek, Strobel oder Tsokos vergleichen!

    Durch die Endzeitstimmung und teilweise wissenschaftliche Thematik hätte sogar Science Fiction besser als Einordnung gepasst als Thriller...

    Es ist schon ziemlich spannend, ja regelrecht reißerisch geschrieben, aber der Großteil des Nervenkitzels beruht halt darauf, dass Dinge im Unklaren gelassen und durch Unwissenheit "schlimmer" dargestellt werden, als sie dann tatsächlich sind. Dazu kommen die diversen körperlichen Veränderungen, die für meinen persönlichen Geschmack eindeutig (Bio)Horror sind.

  • Sieben Menschen auf einem Schiff mitten auf dem Ozean – sechs wachen ohne Erinnerung auf, einer ist tot. Wer sind sie? Was ist passiert? Und, was will man von ihnen, denn offensichtlich sind sie auf einer Mission, doch auf welcher?


    Anthony Ryan ist für mich ein Garant für einen guten Roman, bisher kannte ich ihn aber nur im Fantasy-Genre. Hier jedoch liegt ein anderes Genre, eine Dystopie, vor, wie man schnell feststellt. Was aber genau passiert ist, wird einem erst zusammen mit den Protagonist:innen im Laufe des Romans klar. Mich hat das von Anfang an gepackt, und ich habe bis zum Ende sehr gespannt gelesen.


    Die Auflösung erfolgt nach und nach, in kleinen Dosen, erst gegen Ende wird das ganze Ausmaß klar. Ich hätte mir zwar eine etwas andere Auflösung gewünscht, enttäuscht bin ich von dieser aber nicht. Auch nicht vom Ende übrigens, das wahrscheinlich nicht jedem gefallen wird, das aber überaus passend ist.


    Mir haben auch die Charaktere gut gefallen. Es bleibt bei diesen Sechs, auch wenn zwei weitere eine nicht unwesentliche, aber nur sehr kleine Rolle spielen. Und dann gibt es noch eine Stimme, die aber unpersönlich bleibt. Nicht jeder wird bis zum Ende überleben, und so sind es im Grunde weniger als sechs Personen, die man näher kennen lernt. Die allerdings sind meiner Meinung nach, bedenkt man, dass sie keine Erinnerungen an das Vorher haben, ausreichend und individuell gezeichnet, und so konnte ich auf jeden Fall mitfühlen. Einer, von dem ich das am Anfang gar nicht gedacht hätte, hat mich letztlich am meisten berührt. Eine gute Idee fand ich auch die Art, wie die Protagnost:innen benannt wurden.


    Anthony Ryan erzählt auch hier fesselnd, eindringlich und anschaulich,mein Kopfkino hatte viel zu tun, ja, diesen Roman könnte ich mir auch gut als Kinofilm vorstellen. Gelesen habe ich nahezu atemlos, ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, und was dahintersteckt. Der Ekelfaktor ist dabei nicht ohne, sehr zartbesaitet sollte man nicht sein.


    Anthony Ryan war für mich bisher ein Autor, der überzeugende Fantasy-Romane schreibt, nun hat er mich auch mit einem anderen Genre überzeugt. Für mich ist der Roman von Anfang bis Ende sehr spannend, ich habe mitgefiebert und mir Gedanken gemacht, was dahinterstecken könnte. Genrefans kann ich den Roman sehr empfehlen, aber auch Fans des Autors sollten ihm eine Chance geben.

  • Durch die Endzeitstimmung und teilweise wissenschaftliche Thematik hätte sogar Science Fiction besser als Einordnung gepasst als Thriller...

    Genau aus diesem Grund habe ich meine Rezension auch da einsortiert.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Meine Gedanken zu dem Roman:

    Hierbei handelt es sich um eine Art Dystopie. Mit großem Interesse habe ich das Buch gelesen. Nicht nur, dass Dystopien als Genre zu meinen Favoriten gehören, ich fand den Roman sehr gut gelungen. Eine schöne Mischung aus Horror, Actionthriller, Science Fiction.


    Am Anfang der Geschichte finden sich sechs Personen auf einem Schiff. Keiner von denen weiß, wer er ist und wieso sie eigentlich alle sich auf einem Schiff befinden. Die Erinnerungen an die Vergangenheit sind weg. Direkt zu Beginn finden die Beteiligten eine Leiche. Wer das war, kann auch keiner sagen. Verwirrt und ohne Antworten versucht das Team herauszufinden, was die mit Gewissheit sagen können. Die weisen alle Operationsnarben und haben einen Namen eintätowiert. Im Nachhinein stellen die fest, dass die alle über Fachwissen auf einem Spezialgebiet verfügen. Es stellt sich heraus, dass diese sechs sich auf einer Mission befinden...

    Ich muss den Autor für den Beginn der Geschichte sehr loben. Mich hat es von der ersten Seite an gefesselt. All die Handlungswendungen wurden geschickt in Szene gesetzt. Das Kennenlernen der Charaktere verlangte nach mehr. Mit großer Spannung habe ich dem Roman gefolgt. In der Mitte des Romans nimmt actionreiche Handlung überhand. Wer hohes Tempo mag, wird bei diesem Roman richtig sein. Ich persönlich finde es immer schöner, wenn die Geschichte ausführlicher ausgearbeitet werden, hier haben wir nur 270 Seiten zu lesen. Doch von vielen Lesern weiß ich, dass es eine sehr angenehme Romanlänge ist.

    Für alle, die die Kurzbeschreibung anspricht, unbedingt zu empfehlen. Das Buch lieferte genau das, was ich mir darunter vorgestellt habe. Spannende, atemlose Lesestunden. Von mir gibt es 5 Sterne.

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

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    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Ich bin durch die BücherTreff Leserlieblinge auf dieses Buch aufmerksam geworden. Schönen Dank für die Eindrücke. Das könnte etwas für mich sein. Obwohl völlig anderes Setting fühle ich mich an Cube erinnert, einer meiner Lieblingsfilme.