Kurzbeschreibung:
Wer sich erinnert, muss sterben
Sechs Menschen erwachen auf einem Schiff. Ohne jede Erinnerung. Der siebte ist tot. Was ist passiert? Warum nimmt das Schiff Kurs auf ein postapokalyptisches London? Und von welchem Grauen künden die Schreie im dichten Nebel? Eine Mission auf Leben und Tod beginnt, der sich niemand entziehen kann.
Als Huxley zu sich kommt, weiß er nichts mehr. Nicht mal seinen Namen. »Huxley« ist ihm auf den Unterarm tätowiert. Offenbar befindet er sich an Bord eines fremdgesteuerten Militärschiffs auf der Themse. Und er ist nicht allein. Da gibt es noch fünf weitere Überlebende. Den sechsten findet er tot auf, Selbstmord. Sie alle sind nicht zufällig hier: Zusammen sind sie Polizist, Soldat, Ärztin, Physikerin, Historiker und Polarforscherin. Über ein Satellitentelefon erhalten sie von einer mysteriösen Stimme Anweisungen. Immer weiter steuern sie in ein zerstörtes und ausgestorbenes London hinein. Doch schließlich stellen sich ihnen nicht mehr nur Schiffswracks und Brückenruinen in den Weg. Immer lauter werden die Schreie in der Ferne. Im dichter werdenden Nebel lauert ein Grauen außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Mit jeder Seemeile wird deutlicher, dass ihre Reise ins Unbekannte ein schreckliches Geheimnis birgt.
(Quelle: Verlagswebsite)
Autor:
Anthony Ryan, geboren in Schottland, studierte Mediävistik. Er ist New York Times-Bestsellerautor und schreibt sehr erfolgreich High-Fantasy und Science-Fiction. Mit „Das Lied des Blutes“ gelang ihm auf Anhieb sein internationaler Durchbruch. „Ein Fluss so rot und schwarz“ ist sein erster Thriller.
Anthony Ryan lebt in London, wo er an seinem nächsten Buch arbeitet. (Quelle: Verlagsinfos)
Allgemeines:
Erscheint am: 14.10.2023 bei Tropen (Klett Cotta)
272 Seiten gegliedert in 14 Kapitel, aus dem Englischen von Sara Riffel
Das Original „Red River Seven“ ist ebenfalls im Oktober 2023 erschienen.
Meine Meinung:
Nicht so einfach, eine Rezension zu schreiben, ohne mehr als nötig zum Inhalt zu verraten. Alles wichtige steht eigentlich im Klappentext.
Die Idee der Dystopie um einen die Menschheit vernichtenden Krankheitserreger ist ja nun nicht ganz neu. Aber unter dem Eindruck von Corona und der Erkenntnis, dass die rasend schnelle Ausbreitung einer Krankheit nicht nur den düsteren Phantasien einiger Autoren entspringen, liest sich diese Story nochmal ganz anders. Und Ryan fügt dem eh schon finsteren Szenario einige interessante neue Ideen hinzu und macht deutlich, wohin uns Gier, Hass und Egoismus treiben könnten.
Den größten Raum nimmt aber die Frage ein: was bzw. wer sind wir, wenn uns unsere Erinnerungen genommen werden? Wenn wir nur noch auf ein paar besondere Fähigkeiten zurückgreifen können, aber nicht wissen, woher wir sie haben. Was macht uns zu dem, was wir sind und wie verändern uns extreme Umstände. Ryan kratzt diese Fragen und die Antworten darauf an der Oberfläche an – für mehr Tiefgang blieb aber auch keine Zeit, denn die Dringlichkeit des Fortgangs der Handlung lässt weder den Protagonisten noch dem Autor Zeit für ausschweifende Gedanken oder Gespräche. Aber genau das macht die wenigen Momente, in denen die Handlung kurz zur Ruhe kommt, so besonders. Gierig saugt man Informationen und Andeutungen auf, um die Antwort auf die alles entscheidende Frage zu finden: Warum sind gerade diese sechs gemeinsam auf diesem Boot und worin besteht ihre Mission?
Am Ende will oder kann auch Ryan – wie schon so viele Autoren vor ihm - den Glauben an die Menschheit nicht ganz aufgeben, obwohl genug Spiel für die Phantasie der Leser bleibt. Sollte das Buch verfilmt werden, wird man sich großartig gruseln können – da ist einiges an Horrorpotential drin. Leser mit ausgeprägtem Kopfkino dürfen sich auf krasse Bilder freuen. Das Erzähltempo und die überwiegend recht kurzen Kapitel lassen die Seiten ziemlich schnell dahinfliegen. Man muss einfach wissen wie es weitergeht.
Charmante Idee: die Protagonisten, die keine persönlichen Erinnerungen mehr haben, finden ihre „Namen“ auf den Arm tätowiert vor. Und da tummelt sich eine nette literarische Gesellschaft mit Huxley, Golding, Dickinson, Pynchon, Plath und Rhys. Wäre interessant zu erfahren, ob Ryan mit der Verteilung der Namen auf die Charaktere uns irgendetwas sagen wollte…
Ich empfehle diesen Roman allen, die wie ich immer noch nicht genug von Dystopien und den Abgründen der Menschheit haben und sich von düsteren Szenarien faszinieren lassen.
Fazit:
Ryan hebt die nicht ganz neue Idee der die Menschheit auslöschenden Pandemie auf eine neue Stufe. Spannend und lesenswert!
Die Veröffentlichung der Rezension kurz vor dem Erscheinungstermin erfolgt mit Genehmigung des Verlags.