Holger Kreymeier - Hashtag#DDR

  • Kurzmeinung

    sandrar72
    Kurzweiliger, spannender Politthriller
  • Durch die Seite Vorablesen.de durfte ich dieses Buch bereits lange vor Erscheinen lesen und bewerten.


    Bei dem Buch "Hashtag#DDR" von Holger Kreymeier handelt es sich um einen satirischen Politthriller, welcher das Szenario durchspielt: was wäre wenn die Mauer zwischen Ost und West nie gefallen wäre. Die DDR im heutigen digitalen Zeitalter - ein interessantes Gedankenspiel.


    Das Cover mit seiner dunklen, düsteren Erscheinung fand ich von Anfang an einladend dieses Buch zu lesen. In Kombination mit dem Klappentext versprach es eine interessante, etwas düstere Lektüre zu werden. Die gesamte Aufmachung des Buches erscheint schön und professionell - die des Öfteren eingefügten Twitter-Nachrichten geben dem ganzen einen digitalen Touch.


    Ende der 80er Jahre stürzt Gorbatschow mit einem Flugzeug ab, daher kommt es nie zum Fall der Mauer zwischen Ost und West und die DDR überlebt. Der Autor versucht den Alltag und das Leben in der DDR auf die heutige Zeit zu übertragen - wie entwickelt sich das Leben weiter? Teilweise gelang es ihm, aber einige Dinge kommen auch völlig übertrieben und unlogisch rüber - wie kann es zum Beispiel sein, dass eine DDR - pleite und völlig heruntergewirtschaftet - einen Covid-Impfstoff haben kann, welchen sogar der Westen abkauft (und sollte der große Bruder Sowjetunion dabei geholfen haben, warum dann nicht mit Geld)?


    Wir lernen einige Protagonisten auf beiden Seiten der Mauer kennen - da ist auf der einen Seite Perry, der Oppositionelle aus der DDR und auf der anderen Seite Lonzo, der YouTuber aus dem Westen, der mit seinem Video "Die Zerstörung der DDR" beide Seiten in helle Aufruhr stürzt. Ich hätte mir allerdings ein wenig mehr Umschreibung zu den Protagonisten gewünscht - sie sind für mich doch sehr im Verborgenen (blass und unklar) geblieben. Es gibt im ganzen Buch keinen Protagonisten mit dem ich mich identifizieren könnte.


    Aber trotzdem fand ich dieses Buch als kurzweilige Lektüre sehr gut gelungen und spannend zu lesen.

    "Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten." Aldous Huxley

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Holger Kreymeier "Hashtag#DDR"“ zu „Holger Kreymeier - "Hashtag#DDR"“ geändert.
  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Holger Kreymeier - "Hashtag#DDR"“ zu „Holger Kreymeier - Hashtag#DDR“ geändert.
  • DDR und BRD 2023


    Das Buch „Hashtag #DDR“ von Holger Kreymeier spielt im Jahre 2023, doch hier gibt es noch die DDR. Er hat die deutsche Geschichte mal in seiner Fiktion geändert und die DDR gibt es bei Ihm noch. Genau das hat mich so neugierig auf das Buch gemacht, denn ich bin in der DDR aufgewachsen, auch wenn ich als Kind von all dem Politischen nicht viel mitbekommen habe, kenne ich die Erzählungen meiner Eltern.


    In dem Buch wird die Fiktion beschrieben das es die DDR auch noch in 2023 gibt und sich der Widerstand auf die Digitalisierung erweitert hat. Auch wie die DDR versucht, diesen Vorschritt einzudämmen und zu kontrollieren und weiter ein analoger Weg geht. Der DDR-Staatsratsvorsitzende ist bereits über 80 hält sich an seiner Macht fest und versucht den Staat DDR aufrecht zu erhalten, was nur mit Geldern der BRD geht.


    Doch es gibt weiterhin die Jungen wilden sowohl in der DDR als auch in der BRD.
    In der DDR agiert der Systemkritiker Perry der mit seinen Mitteln versucht den Widerstand in der DDR auch Digital voranzutreiben. Doch er steht auf der Beobachtungsliste und wird sogar inhaftiert. Doch dann wird er freigelassen.


    Doch das Buch spielt auch in der der BRD, denn hier agiert der erfolgreiche YouTuber Lonzo, die geheimen Unterlagen aus der DDR zugespielt werden und der diese verarbeitet und daraus ein Video macht, das in beiden Staaten für aufsehen sorgt. Und er dadurch ins Visier von beiden Staaten gerät.


    Mir hat es sehr viel Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Mitzuerleben was auf beiden Seiten passiert. Ob die Wahrheit ans Licht kommt und ob es was verändert oder jeder irgendwie sich da rauswindet und alles Bleibt, wie es ist. Der Schreibstil war angenehm zu lesen und man konnte seine Bilder im Kopf dazu laufen lassen. Als Thriller würde ich dieses Buch allerdings nicht bezeichnen eher als Roman. Er hat mich gut unterhalten aber der richtige Nervenkitzel, den ich von einem Thriller erwarte, hat mich nicht gepackt.

  • Autor: Holger Kreymeier
    Titel: Hashtag #DDR

    Seiten: 298

    ISBN: 978-3-96079-108-9

    Verlag: solibro


    Autor:

    Holger Kreymeier wurde 1971 in Hamburg geboren und ist ein deutscher Journalist und Medienunternehmer. Er studierte zunächst Soziologie an der Universität Hamburg, absolvierte währenddessen ein Praktikum bei OK Radio und bei der Zeitschrift Cinema. Anschließend war er bei einem Tochterunternehmen des Axel Springer Verlags tätig, arbeitete danach freiberuflich für verschiedene Medienunternehmen. Zwischen 2007 und 2018 betrieb er die Online-Magazinsendung Fernsehkritik-TV. "Hashtag #DDR" ist sein viertes Buch.


    Inhalt:

    2023 im geteilten Deutschland. Der Widerstand in der DDR findet nicht mehr auf der Straße statt, sondern im Netz. Die DDR-Führung strebt die strengere Kontrolle des Internets und Zerschlagung der Oppositionsgruppen an, braucht aber Milliardenhilfen in D-Mark, die ihr die Bonner Regierung in Aussicht stellt. Nachdem YouTube-Entertainer Lonzo den realen Zustand der DDR mit seinem Video "Die Zerstörung der DDR" entlarvt hat, bekommt er die Unterstützung der freien Presse der Bundesrepublik. Doch dann wird er zum Sicherheitsrisiko - für beide deutsche Staaten ... (Klappentext)


    Rezension:

    Es ist eines der viel erzählten Szenarien der fiktiven Geschichtsforschung, sich die Frage nach dem "Was wäre wenn?" zu stellen, wenn sich Ereignisse nicht so wie tatsächlich, sondern in eine vollkommen andere Richtung entwickelt hätten. Diese Gedankenspiele sind Grundlage für zahlreiche Erzählungen und manchmal sind diese uns erschreckend nah.

    Der Schriftsteller Holger Kreymeier hat den Zeitstrahl verschoben. Nachdem Gorbatschow verunglückt ist, ist die deutsche Teilung immer noch knallharte Realität. Ihr, der großen Politik, stehen Social Media Influencer auf beiden Seiten entgegen und ebenso wie in unserer Welt stellen sie Weichen. Manchmal bringen sie dabei Lawinen ins Rollen, die sie kaum mehr aufhalten können. Oder wollen. Ein gefährliches Spiel beginnt.


    Dystopische Szenarien haben ihre Schwächen. Oft genug merkt man, dass diese nicht konsequent ausgeführt werden. Die Welt, in der uns der Autor hier entführt, ist jedoch greifbar. Gleich eines Spielfilms sehen wir die Geschichte vor unserem inneren Auge auferstehen und begleiten die Figuren auf ihren Weg, der spannungsgeladener nicht sein könnte.


    Die Vorstellung gelingt, da man sofort zu fast jeder Person ein reales Vorbild erkennen kann und auch sonst die Ecken und Kanten nachvollziehbar bleiben, etwa, wenn der eine deutsche Staat die innere Opposition gerne umfassend überwachen würde, dies jedoch an der Überalterung von Führungspersonen bis hin zum kaum vorhandenen technischen Know-how scheitert oder auf der anderen Seite der schwierige Balanceakt zwischen Diplomatie und Notwendigkeit austariert werden muss. Zudem sind auch die Protagonisten viel mehr Graubereichen zuzuordnen, als dem bloßen Schwarz und Weiß, was den kompakt gehaltenen Roman glaubwürdig erscheinen lässt. Das schnelle Erzähltempo tut sein Übriges dazu.


    In einem Zeitraum von nur wenigen Wochen zwischen Ost und West wird die Geschichte erzählt. Holger Kreymeier hat es hierbei geschafft, zahlreiche Facetten des politischen Spektrums der damaligen Zeit in die Gegenwart hinein zu transportieren. Der Perspektivwechsel zwischen den Protagonisten trägt zum Fluss der Erzählung bei, Kurznachrichten a la Twitter unterstreichen das Gegenwartsgefühl.


    Die Geschichte wirkt in sich schlüssig, über kleinere Sprünge wird man ob der spannungsreichen Erzählung gerne hinweg sehen, jedoch wäre die Ausformulierung mancher Szenarien, die teilweise doch knapp formuliert sind, wünschenswert gewesen. Auch das Ende der Erzählung reicht nicht ganz an den starken Auftakt heran, lässt jedoch Spielraum für eine Fortführung. Der Roman hat das Potenzial, weitererzählt zu werden. Man möchte das auch gerne lesen.


    Bestimmte geschilderte Auswirkungen lassen ob der Realitätsnähe einem einen kalten Schauer über den Rücken laufen. In bestimmten Punkten gleicht der Roman einer Warnung a la Orwell. Hier merkt man die Erfahrungen Kreymeiers mit den Medien an und eine genaue Beobachtungsgabe, die einerseits durchaus kritisch betrachtet, andererseits Interesse an vorhandenen Möglichkeiten zeigt.


    Die Erzählung ist für Geschichtsinteressierte gleichsam wie für Dystopie-Lesende eine weitere Ergänzung zur bestehenden Literatur. Die Nähe zu real existierenden Punkten der Vergangenheit und Gegenwart machen die Handlung greifbar. Manchmal fehlen Details, einige Male wünscht man sich etwas mehr Ausführlichkeit und den einen oder anderen Sprung. Für eine Fortsetzung wird man aber in jedem Fall zu haben sein.