Niccolo Ammaniti - Fort von hier / Ti prendo e ti porto via

  • Vor ein paar Wochen habe ich eher zufällig die Bücher von Niccolo Ammaniti entdeckt und seinen wieder aufgelegten Bestseller "Ich habe keine Angst" und das brandneue "Intimleben" regelrecht verschlungen. Nun wollte ich auch unbedingt "Fort von hier" lesen.


    Hier verbindet Ammaniti auf schicksalhafte Weise das Leben des alternden Musikers, Frauenhelden und Träumers Graziano Biglia mit dem der zurückgezogen lebenden Lehrerin Flora Palmieri und dem des zwölfjährigen schüchternen Jungen Pietro Moroni.


    Wie immer bei Ammaniti fasziniert mich die Leichtigkeit und Virtuosität seines unverwechselbaren Schreibstils, mit der er eine ganz besondere Atmosphäre schafft. Man vermeint beim Lesen Ammanitis Lust am Erzählen förmlich zu spüren. Allein der ständige fliegende Wechsel zwischen der auktorialen Erzählperspektive und der Ich-Perspektive der einzelnen Charaktere ist ein herrlicher Kunstgriff. Ammaniti entwickelt seine Figuren so messerscharf, detailliert und lebendig, dass ich alle Personen und das Örtchen Ischiano Scalo in allen Einzelheiten lebendig vor mir sah. Auch bei "Fort von hier" zeigt sich Ammanitis Freude an extremen Figuren und Situationen. Er zeichnet ein Bild italienischer Dörfer abseits pittoresker Urlaubsorte, trostlos, perspektivlos, öde und heruntergekommen, und blickt schonungslos in die Abgründe und auf die Schwächen seiner Protagonist*innen. Dies schlägt sich auch sprachlich nieder, so dass einige Passagen recht vulgär gehalten sind, worauf man als Leser*in gefasst sein sollte.


    Wie sich die Wege der drei Hauptfiguren kreuzen und ihr Leben für immer verändern, ist so spannend erzählt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und bis zum Schluß gerätselt habe, wie es enden würde.


    Ammaniti entwickelt sich zu einem meiner Lieblingsautoren, und "Fort von hier" hat mich absolut begeistert!


    5 Sterne.