Ben Aitken – The Marmalade Diaries. ...

  • Die ebook-Ausgabe ist schon erschienen


    ... Ein junger Mann, eine alte Frau und das Geheimnis von Orangenmarmelade


    Klappentext/Verlagstext
    LONDON 2020: Ben ist Mitte dreißig und sucht händeringend eine Wohnung. Winnie ist Mitte achtzig und braucht jemanden, der ihr in ihrem großen Haus zur Hand geht (und potenzielle Einbrecher abschreckt). Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Hoffentlich, denn bald muss das ungleiche Paar ungeahnt eng zusammenrücken. Was folgt, ist ein Jahr, in dem Ben viel über das Leben lernt. Ob bei Toast mit selbstgemachter Orangenmarmelade, der täglichen Lektüre der Times oder beim gemeinsamen Gucken der Serie The Crown: Die eigenwillige und einnehmende Winnie schöpft aus den Erfahrungen eines langen Lebens und hat so einige Weisheiten für Ben parat.

    ›The Marmalade Diaries‹ erzählt von einer Frau, die unbeirrbar ihren eigenen Weg gegangen ist, und zeigt, dass es nie zu spät ist, neue Freundschaften zu schließen.


    Der Autor
    Ben Aitken ist Journalist und Autor. Für seine Reportagen reiste er um die Welt, bis er bei Winnie einzog und von einem landesweiten Lockdown überrascht wurde. ›The Marmalade Diaries‹ ist sein viertes Buch.


    Ben Aitken was born under Thatcher, grew to 6ft then stopped, and is an Aquarius. He followed Bill Bryson around the UK for Dear Bill Bryson: Footnotes from a Small Island (2015), then moved to Poland to work in a fish and chip shop. A Chip Shop in Poznan: My Unlikely Year in Poland is the fruit of that unusual migration. (Quelle: goodreads)


    Inhalt
    Ben Aitken kann sich die hohen Mieten in London nicht leisten und findet unmittelbar vor dem zweiten Lockdown in England eine kleine Wohnung bei der frisch verwitweten Winnie (d. i. Winsome Delores Lovelock Carter). Die 85-Jährige bewohnt einen renovierungsbedürftigen alten Kasten mit riesigem Garten, Kohleöfen und gemeingefährlicher Hausinstallation. Aus Randbemerkungen ihrer ebenfalls betagten Kinder kann Ben schließen, dass der Versuch von Winnies Familie bereits gescheitert ist, sie in vertrauter Umgebung zu unterstützen. Winnie fährt noch Auto, hat ehrenamtlich als Museumsführerin gearbeitet und einige Jahre auf den Philippinen gelebt, wo Henry Carter für Shell arbeitete. Über ihren Haushalt und das Leben an sich vertritt sie entschiedene Positionen (Ich hasse Entspannung, sie bringt mich aus der Spur); das junge Greenhorn Aitken liefert in ihren Dialogen meist den ahnungslosen Städter. Als Mitte 2020 der britische Alltag durch die Corona-Epidemie zum Erliegen kommt, erweist sich die Wohngemeinschaft zwischen Alt und Jung als äußerst segensreich. – Und das, obwohl Winnies Gesprächsführung täglich neue Missverständnisse erzeugt. Als weitreichenderes Problem als Winnie im wenig seniorengerechten Gemäuer erweist sich ihr körperbehinderter Sohn Arthur, der im „Betreuten Wohnen“ lebt - und damit in der Pandemie nahezu isoliert. Ben erkennt, dass einige Dinge einfach getan werden müssen, weil Winnie sie schon immer tat – und weil sie sich ihr Leben lang schuldig daran gefühlt hat, dass Arthur (* circa 1960) mit einer Cerebral-Lähmung zur Welt kam.


    Ben Aitkens Tagebuch seiner generationsübergreifenden Wohngemeinschaft umfasst den Lauf eines Jahres und besteht aus Dialogen und eingeschobenen datierten Erinnerungen Winnies. Vermutlich zeigen die gegensätzlichen Textarten Winnie abwechselnd auf der Höhe geistiger Fitness und beim scharfzüngigen Frotzeln mit Ben, das man nicht zu ernst nehmen sollte. Die Dialoge der kleinen Zweckgemeinschaft zeigen beispielhaft das Denken hochbetagter Menschen. Streckenweise schien mir Aitken ein Lehrbuch über das Altern für Auszubildende der Altenpflege verfasst zu haben. Von Winnie lässt sich einiges fürs Leben lernen, z. B. warum Orangenkerne beim Marmeladekochen nicht weggeworfen werden dürfen. Hoffentlich vergesse ich das nicht, bis ich 85 Jahre alt bin …


    Fazit

    Der junge Aitken steht der überaus nüchtern argumentierenden Winnie an britischer Verschrobenheit nicht nach, beiden Persönlichkeiten gibt der Übersetzer Werner Löcher-Lawrence in der deutschen Ausgabe eine glaubwürdige Stimme.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :study: -- Landsteiner - Sorry, not sorry

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • In "The Marmalade Diaries" beschreibt Ben Aitkens in Tagebuchform sein einjähriges Zusammenleben mit einer 85-jährigen Frau im Rahmen von "Wohnen gegen Hilfe" zwischen November 2020 und Ende 2021. In diese Zeit fielen in London auch immer wieder Lockdowns wegen der Corona-Pandemie, die das ungleiche Gespann zusammen durchstehen mußte.



    Die 85-jährige Witwe Winnie ist eine recht eigenwillige Frau, die Ben wenig Interesse entgegenbringt und halsstarrig, extrem sparsam und recht herrschsüchtig wirkt. Sie kommandiert den Mittdreißiger Ben gerne herum, nutzt unbekümmert jahrzehntealte Essensvorräte und ist in Gedanken vor allem bei ihrem verstorbenen Mann und ihrem behinderten Sohn, der in einer Pflegeeinrichtung lebt. Ich habe mich während des Lesens mehrfach gefragt, warum Ben sich für diese Wohnform entschieden hat und nicht etwa mit seiner Freundin Megan zusammengezogen ist. Ben schreibt wenig über seine Beweggründe, er führt lediglich an, dass die Mieten in London zu hoch sind, als dass er sich dort eine eigene Wohnung leisten könnte. Während der Lektüre dachte ich immer wieder, dass ich wesentlich lieber allein in eine günstigere Stadt ziehen würde, als mich als Erwachsener von einer fremden Person vereinnahmen zu lassen.


    Die Tagebucheinträge sind teilweise ganz unterhaltsam zu lesen, beschreiben jedoch vor allem Alltägliches und Banalitäten des ungleichen WG-Paares, so dass das nach der Hälfte das Buch doch recht eintönig wirkt. Auch der Schreibstil ist recht gewöhnlich. Literatur ist das für mich nicht, und ich konnte hieraus auch keinen höheren Erkenntnisgewinn ableiten. Insgesamt lässt mich das Buch leider eher enttäuscht zurück.

    3 Sterne.

  • Buchdoktor Danke, ich hab die Beiträge umgesetzt. Aber was meinst Du mit deiner Kategorie? Du hast Deine Rezension doch in die Biografien eingestellt?

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Bei Biografien hätte ich es auch gern. Damit wollte ich bestätigen, dass das Buch nicht unter Romane gestellt werden soll ...

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :study: -- Landsteiner - Sorry, not sorry

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow