Dirk Schümer - Die Schwarze Lilie

  • Dirk Schümer kann viel, hat aber auch zuviel gewollt - Eine fast gelungene Mischung aus Historienroman und Krimi, die im letzten Drittel schwächelt


    Der Inhalt: Florenz im Jahr 1348, als die Pest die Bevölkerung hinwegrafft. Dem reichen Kaufmann Pacino Peruzzi (eine historische Person) wird ein Sohn ermordet. Er trägt seinem Angestellten Wittekind auf, die Angelegenheit zu untersuchen. Dieser ist froh, als Ausländer in den Haushalt von Peruzzi aufgenommen worden zu sein und dort seinen Lebensunterhalt verdienen zu können, und er hofft darauf, dass seine Geliebte, die schöne Gemüsehändlerin Cioccia, ihn heiratet.


    Meine Bewertung: Den Einstieg fand ich holprig, weil mir der Prolog nicht gefallen hatte und ich ihn zu effektheischend empfand. Danach konnte mich der Roman allerdings sehr schnell begeistern. Ich mochte diese dichte Erzählweise, in der der Protagonist Wittekind alle möglichen Belange des Lebens im 14. Jahrhundert benennt und erklärt. Sei es die Lebensweise, die Politik, das Geschäft mit dem Geld, das fand ich alles sehr interessant, informativ und abwechslungsreich. Geschickt wurde der Anspruch, sowohl eine Kriminalgeschichte als auch einen historischen Roman zu bieten, erfüllt. Es war innerhalb der Geschichte immer ist Zeit, um ein bißchen von der Lebensgeschichte der Nebenfiguren und von der Zeit zu erfahren. Und trotzdem wurde auch die Kriminalgeschichte vorangetrieben. Ich fand das alles anfangs sehr geschickt abgestimmt. Dem Autor gelang es, detailreichzu schreiben, ohne dass man als Leser*in die Geschichte aus den Augen verlor. Ich hatte meistens das Gefühl, in der Geschichte genau an der richtigen Stelle zu sein. Im letzten Drittel allerdings kam dann ein Einschub, den ich als unpassend empfand. Ich denke, hier ging es dem Autoren darum, eine Homage an Umberto Ecco zu schreiben. Dafür wurden mehrere Kapitel geopfert, die nach meinem Empfinden störend waren. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Szenen, die ich reißerisch fand, mehr und mehr. Und die Geschichte war nicht mehr wohltuend verworren, sondern die Dramaturgie wirkte allmählich bemüht. Um Spannung aufzubauen, gibt es dann sehr schnell hintereinander Tote. "Tarantino-hafte Splatterszenen", welche der Klappentext ankündigt, empfand ich als effekthaschend und plakativ, obwohl ich viele Tarantino-Filme mag. Es hat mich auch einiges gestört, das zu reibungslos ging, oder offensichtlich unbeachtet blieb. Die Auflösung war für mich überraschend und das finde ich immer als angenehm, wenn man bei einem Krimi das Ende nicht kommen sieht. Insgesamt hat mir der Roman gefallen. Auch das schwächere letzte Drittel habe ich noch mit einem gewissen Vergnügen gelesen und ich kann mir vorstellen, dass ich sogar den ersten Wittekind-Roman "Die schwarze Rose" lesen würde.


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  • Den Wittekind, den Hauptprotagonisten der Geschichte, hat es in 1348 nach Florenz, wo die Pest wütet, verschlagen. Als Angestellter des mächtigen Bankier Pacino Peruzzi, verdient Wittekind sein Geld. Als sein Sohn, der als Geldeintreiber unterwegs ist, nicht zurückkommt, wird Wittekind mit einem Auftrag, den Verschwundenen zu finden, losgeschickt. Es dauert gar nicht lange, als der Wittekind den Sohn Ruffo tot und ans Kreuz geschlagen finden. Es ist nicht bloß Mord, es ist eine Kriegserklärung. Doch bei diesem Mord bleibt es nicht, nach und nach müssen auch die anderen Söhne des Bankiers dran glauben. Wittekind, der als Agent tätig ist, versucht die Wahrheit herauszufinden und ist dem Täter auf der Spur.


    Trotz der interessanten Kurzbeschreibung und mehr als ansprechendem Plot über das Leben im mittelalterlichen Florenz, liest sich das Buch träge. Dem Autor alle Ehre, dass er den Roman so gut recherchiert hat, und ganz viel Wissen zu dieser Zeit miteinfließt. Doch leider wirkte das Buch auf mich überladen. Vor lauter Informationsfluss verliert sich hier und da der rote Faden der Geschichte, was ich äußerst schade fand, denn der Plot hat mich sehr angesprochen. Ein flüssiges Lesen hat sich für mich nicht ergeben. Sehr interessant fand ich die zahlreichen Anspielungen im Roman auf die bekannten und berühmten Persönlichkeiten, beispielsweise Dante Alighieri oder Giovanni Boccaccio. Es ist ein guter historischer Roman, der einen konzentrierten Leser verlangt.

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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