Michaela Lindinger - Elisabeth Petznek

  • Von der Erzherzogin zur Sozialdemokratin - eine Verwandlung

    Michaela Lindinger nimmt sich in ihren Büchern der Biografien interessanter Frauen an. Für die Reihe aus dem Verlag Molden hat sie zunächst ein Buch über Hedy Lamarr und nun eine über Elisabeth Petznek geschrieben.


    Viele werden sich fragen: Elisabeth Petznek? Wer zur Hölle ist diese Frau? Nie gehört!


    Nun, dieses Rätsel kann gelöst werden: Elisabeth Petznek wurde am 2. September 1883 als Elisabeth Marie Henriette Stephanie Gisela von Österreich, also als Erzherzogin von Österreich geboren. Sie war das einzige Kind von Kronprinz Rudolf und der belgischen Prinzessin Stephanie.


    „Erzsi“, wie sie in der Familie genannt wurde, war fünf Jahre alt, als ihr Vater Rudolf seine Geliebte Mary Vetsera und anschließend sich selbst tötete. Als Tochter des Kronprinzen war sie in der Thronfolge die nächste und wurde ursprünglich als Nachfolgerin von Franz Joseph vorgesehen. Doch als sie sich mit knapp 17 Jahren in den nicht ebenbürtigen Otto von Windisch-Graetz verliebt und auf eine Heirat besteht, muss sie aus dem Haus Habsburg-Lothringen ausscheiden und auf die Thronfolge sowie alle Ansprüche verzichten.

    Der weitere Lebensweg gleicht einer Hochschaubahnfahrt. Die Ehe mit Otto, aus der vier Kinder hervorgehen, scheitert spätestens während der Ersten Weltkriegs. Das Paar liefert sich einen Rosenkrieg. Eine Scheidung ist erst 1924 möglich. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg kommt sie mit der Sozialdemokratie in Berührung, öffnet ihren Schlossgarten in Schönau für die Kinder der Arbeiterinnen und unterstützt die Menschen in ihrer Umgebung. Nun wird sie, manchmal despektierlich, manchmal respektvoll die „rote Erzherzogin“ genannt.


    Sie wird Leopold Petznek, einen sozialdemokratischen Politiker heiraten, nach Wien ziehen, den Ständestaat, die NS-Diktatur und die Delogierung aus ihrem Anwesen am Wolfersberg durch die französischen Besatzer überstehen. Erst mit dem Staatsvertrag von 1955 erhält sie die Villa wieder zurück. Leopold Petznek stirbt 1956, Elisabeth 1963. Auf eigenen Wunsch wird die Grabstätte keinen Namen tragen. Sie verfügt also eine „damnatio memoria“ über sich. Wahrscheinlich hätte sie sich auch gegen die Benennung der „Elisabeth-Petznek-Gasse“ gewehrt. 1963 hat sie einen großen Teil ihres Anwesen an die Stadt Wien verkauft und verfügt, dass dort Sozialwohnungen errichtet werden.


    Diese ungewöhnliche Frau hat zu guter Letzt ihren Kindern und anderen Verwandten, die sie der Habgier bezichtigt, einen Strich durch die Erwartungen zum Erbe gemacht: Sie hat Folgendes verfügt: „Kaiserlicher Besitz soll nicht Ausländern zukommen und darf nicht in Auktionen versteigert werden.“


    Fazit:


    Ein gelungenes Porträt einer interessanten Frau, das von mir 5 Stern erhält. Wer noch mehr über die 1,90 große Erzherzogin lesen möchte, dem empfehle ich Friedrich Weissensteiners Biografie „Die rote Erzherzogin“ und den biografischen Roman von Martin Prinz „Die letzte Prinzessin“.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Die rote Erzherzogin befindet sich noch in meinem Besitz, allerdings auch noch ungelesen.

    Welche Reihenfolge würdest du da beim lesen empfehlen?

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Die rote Erzherzogin befindet sich noch in meinem Besitz, allerdings auch noch ungelesen.

    Welche Reihenfolge würdest du da beim lesen empfehlen?

    Die Frage verstehe ich jetzt nicht ganz.

    Wenn es um die Reihe "außergewöhnliche Frauen" aus dem Verlag Molden meinst, ist die Reihenfolge egal. Jede Frauenbiografie steht für sich allein.


    Und die anderen Bücher beleuchten Elisabeth Petznek aus verschiedenen Blickwinkeln. Da kann es auch keine Reihenfolge geben. Friedrich Weissensteiner (1927-2023) war Historiker und das Buch ist 1982 erstmals erschienen. Martin Prinz (*1972) hat seinen Roman 2016 geschrieben. Das eine ein Sachbuch, das andere ein Roman - kann man nicht vergleichen oder reihen.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Hab es eher locker gemeint, ob es Sinn macht beim Lesen der Bücher über die rote Erzberzogin eines davon zuerst zu lesen, da es vielleicht mehr Basis bietet und ein anderes mehr ins Detail geht.

    Aber es scheint egal zu sein, oder?

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    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

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