Christina Henry - Die Chroniken von Rotkäppchen / The Girl in Red

  • Kurzmeinung

    Aleshanee
    Taffes Mädchen im roten Hoodie kämpft ums Überleben: großartig!
  • Kurzmeinung

    ViktoriaScarlett
    Das Hörbuch hat mich ab der ersten Sekunde gefesselt und aufmerksam zuhören lassen.
  • Diese "Märchen-Adaption" enthält nur kleine Details aus Rotkäppchen, als schmückendes Beiwerk, sozusagen.

    Nicht zu vergleichen mit den typischen Märchen-Adaptionen á la Jugend-Romance, die man sonst so kennt. Es geht eher in die Richtung Walking Dead oder The last of us ;)


    Klappentext


    Geh nicht allein in den tiefen, tiefen Wald. Aber Red hat keine Wahl: Seit die Krise vor drei Monaten über das Land kam, ist sie auf sich allein gestellt. Ihre einzige Hoffnung besteht darin, sich zu ihrer Großmutter durchzukämpfen. Red fürchtet nicht die Unwesen, die nachts durch die Wälder streifen. Die wahre Bedrohung geht von den Menschen aus: von ihren dunklen Sehnsüchten, niederen Beweggründen und bösen Hintergedanken. Am schlimmsten jedoch sind die Männer in Uniform, mit ihren Befehlen und Geheimakten, die auf Reds Spur sind. Sie möchte niemanden töten, aber wer allein in den Wald geht, muss sich verteidigen können ...


    Meine Meinung


    Ich bin hier recht unbedarft und ohne Erwartungen an die Geschichte gegangen und bin äußerst positiv überrascht worden! Ich weiß / hab gelesen, dass manche die Anlehnung an das Märchen hier nicht so gut finden, vom Buchtitel her - wahrscheinlich in Erwartung einer Adaption von Rotkäppchen, was es nun einmal nicht ist. Dennoch hat die Autorin hier mit der Protagonistin "Red", ihrem roten Cape und ihrem Weg durch den Wald zur Großmutter, immer in Acht vor den "Wölfen", definitiv das Grundkonstrukt des Märchens mit eingeflochten.
    Mehr hab ich auch nicht unbedingt erwartet, denn recht viel mehr gibt das Märchen ja auch nicht so wirklich her ;)

    Wir haben hier eine Art Endzeit Szenario, eine Postapokalypse mit kleinem Horror Anteil, mit nicht wirklich neuen Ideen, aber auf eine sehr spannende Art umgesetzt, die mich von der ersten Seite an begeistert hat!

    Red ist unterwegs durch den Wald. Mit ihrem Rucksack, und ihrer Axt und hat nur ein Ziel: zu ihrer Großmutter zu kommen. Die KRISE hat sie dazu gebracht, der Virus, der das gesellschaftliche Netz zusammenbrechen ließ. Entgegen allen anderen, die nicht sehen wollten wo es hinführt, hat sie alle Kräfte mobilisiert, um sich durchzusetzen. Dabei haben sich auch ihre Paranoia und ihr Misstrauen aktiviert, was sie schon immer in sich trägt - denn als Fan von Horrorfilmen war sie gut vorbereitet mit ihrem Wissen - und wurde dafür belächelt. Aber sie hat sich nicht abhalten lassen und ist ihren Weg gegangen. Einen beschwerlichen Weg, der einiges an Opfern gefordert hat.

    Während wir sie begleiten, gibt es immer wieder Rückblicke auf das Davor. Wie die ersten Nachrichten kamen, wie die ersten Läden geschlossen wurden, die Menschen von den Straßen verschwanden und schließlich alles zusammengebrochen ist.
    Das war sehr geschickt gemacht, denn auch wenn Red selbst, in ihren Gedanken, kleine Anhaltspunkte gibt, erfährt man im Zurückschauen doch viele Details mehr und lässt einen direkt in diese gruselige Atmosphäre eintauchen. Eine fast schon gespenstische Atmosphäre, denn Red lebt mit ihrer Familie eher etwas außerhalb einer nicht sehr dicht bevölkerten Kleinstadt. Wenn hier plötzlich keiner mehr unterwegs ist und alles wie ausgestorben wirkt, kann das schön ganz schön gruselig sein.

    Den Schreibstil fand ich von Anfang an sehr fesselnd. Die Schauplätze sind alle anschaulich beschrieben, ebenso wie die Gefühle, die Red antreiben und wie es ihr im Umgang mit anderen Menschen geht. Diskriminierung spielt eine Rolle, körperliche Einschränkungen oder auch die Reaktionen in Ausnahmesituationen. Näher möchte ich hier gar nicht darauf eingehen, um nicht zu spoilern.
    Red ist jedenfalls eine wirklich starke Persönlichkeit, die sich nicht dreinreden lässt und um ihr überleben kämpft, mit allen Mitteln, die sie zur Verfügung hat und mit allen Konsequenzen.
    Was natürlich heißt, dass es auch blutig zugeht. Wie gesagt, sie ist mit einer Axt unterwegs ;)

    Die ganze Szenerie hat mich sehr an The Walking Dead oder The Last of Us erinnert. Denn so schlimm die Umstände oft sind, sind es meist doch die Menschen, die wie Wölfe lauern und einmal losgelassen, kaum noch aufzuhalten sind. Vor denen man sich schützen und verstecken muss.
    Aber auch hier gibt es eine Komponente die zeigt, dass es immer auch noch die Guten gibt und unverhoffte Hilfsbereitschaft, wo man sie gar nicht erwartet.

    Der Schluss war ein kleines Manko, weil es mir dann doch irgendwie zu schnell ging. Die offenen Fragen haben mich nicht gestört, denn das meiste kann man sich denken, aber es wurde mir dann doch etwas zu fix alles abgehakt. Und es hätte für mich gerne noch etwas "böser" enden können.


    Mein Fazit: 4.5 Sterne

    Weltenwanderer

  • Bis auf den Namen Rotkäppchen im Titel hat das Buch von Christina Henry nicht viel mehr mit dem Märchen gemein. Die Autorin erzählt eine sehr düstere Geschichte, in der die Menschen auf der Flucht vor einem nicht näher definierten Grauen sind. Was als eine Epidemie begann, wird schnell zu etwas noch Größerem. Die letzten Schranken der Menschlichkeit sind gefallen, es kommt zu Plünderungen, Übergriffen und Blackouts. Die Regierung steht der Situation hilflos gegenüber und versucht nur noch, die letzten Menschen in Quarantänelager zu bringen, um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern.


    Vor diesem Hintergrund ist Red auf der Flucht. Zuerst noch mit ihrer Familie, dann mit ihrem Bruder und später alleine. Was genau ihren Familienmitgliedern passiert ist, erfahre ich nur aus Reds Rückblicken. Jetzt ist sie auf dem Weg zu ihrer Großmutter und muss dafür nicht nur durch den Wald, sondern auch an Plünderern und auch an den Soldaten vorbei, denen sie beiden nicht traut.


    Ich erfahre nicht viel davon, was die Menschen bedroht und wie es angefangen hat. Auch nicht davon, was Red auf ihrer Reise schon alles erlebt hat, denn über vieles will sie nicht mehr nachdenken. Trotzdem ist die Geschichte zu keinem Moment langweilig, im Gegenteil. Die Bedrohungen kommt immer näher und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie Red erreichen. Ich konnte ihr nur wünschen, dass sie es rechtzeitig zu ihrer Großmutter schafft.


    Christina Henry holt die unterschwelligen Bedrohungen, die in jedem Märchen sind, an die Oberfläche und macht daraus etwas Neues. Das mag nicht jedermanns Geschmack sein, aber mir gefallen ihre Adaptionen ausgesprochen gut.

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