Axie Oh - Das Mädchen, das in den Wellen verschwand / The Girl Who Fell Beneath the Sea

Shim Cheong wurde ihr Leben lang auf ihre Rolle als Opfer für den Meeresgott vorbereitet – ein Opfer, das das Überleben der Dorfbewohner sichern soll gegen Stürme und Überflutungen. Ihr Herz jedoch gehört Joon und der Tag der Opferung wird ihrer beider Herz brechen. Mina kann es nicht ertragen ihren Bruder leiden zu sehen und impulsiv stürzt sie sich anstelle Shim Cheongs ins Meer. Was sie im Reich der Götter und Geister erwartet übersteigt alles, was sie sich je vorgestellt hat. Unglaubliche Gefahren, unglaubliche Schönheiten, unglaubliche Freundschaften – und das große Geheimnis, das die Geschicke der Menschen- und Götterwelt lenkt: der Fluch des Meeresgottes, der bisher nicht gebrochen werden konnte.

Die märchenhafte Geschichte mit dem außergewöhnlichen exotischen Setting koreanischer Mythologie hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Bekannte Elemente des Genres werden mit originellen Motiven verwoben und bauen eine faszinierende Welt auf, die man nicht so schnell verlassen möchte. Die Charaktere sind vielseitig und bunt, vom kühlen Kirin, über den quirligen Namgi bis hin zum mysteriösen Shin – gibt es viel Raum für Spekulationen, Sympathien, Überraschungen und unerwarteten Entwicklungen. Die gesamte Welt ist einfach phantastisch aufgebaut und bietet viel Raum für Entdeckungen und Spekulationen.

Mit dieser einzigartigen Geschichte, die als Einzelband die Balance zwischen einer überbordenden, phantasiereichen Fülle und einer in sich geschlossen Erzählung hält, hat mich die Autorin begeistern können. Ich liebe die Charaktere, die Exotik und die Gänsehautmomente. Ein wunderbares Leseerlebnis!

Seit Jahrzehnten wird Minas Heimat von schweren Stürmen und Überflutungen heimgesucht. Die Legende sagt, das der Meeresgott für diese Unwetter verantwortlich sei, da er trauere. Helfen könnte nur, wenn er eine Braut finden würde. Daher wird jedes Jahr das schönste Mädchen der Gegend ins Meer geworfen und dem Meeresgott als Opfer angeboten. Als beim letzten Opferfest Minas Bruder sich den Regeln entgegenstellt, opfert Mina sich freiwillig, um ihren Bruder vor Unglück zu bewahren. Sie findet sich in einer Geisterstadt wieder, trifft auf den Meeresgott und erfährt, dass ihn ein Fluch belegt und ihr nur ein Monat bleibt, um diesen zu brechen oder selbst für immer ein Geist zu werden.

Axie Oh ist eine amerikanische Autorin mit koreanischen Wurzeln und hat um die klassische koreanische Sage „Shim Cheong“ einen Fantasyroman erdacht. Anfangs hatte ich Probleme, in die Geschichte hineinzufinden, mir alles vorzustellen. Es blieben für mich viele Fragen offen. Einige empfinden das vielleicht als mysteriös oder mögen es zu rätseln, ich hätte aber lieber ein paar zusätzliche Informationen gehabt, zumal ich im Bereich asiatischer Mythologie keine Vorkenntnisse hatte. Auch fehlte mir anfangs die angepriesene Atmosphäre und es hat etwas gedauert, bis ich Bezug zu den Figuren aufbauen konnte.

Von Anfang an gefallen hat mir jedoch, wie wichtig Großeltern und generell Familie für die koreanische Gesellschaft zu sein scheinen und wieviel Kraft die Menschen durch ihren Glauben an Götter schöpfen, auch wenn ihre Gebete nicht immer erhört werden. Außerdem wurde die Welt dann tatsächlich nach einiger Zeit für mich anschaulicher und daher interessanter. Das Erzähltempo, was anfangs etwas zu ruhig war, hat sich dann teilweise überschlagen und ich hätte in diesen Passagen lieber auf die Bremse gedrückt, um die Szenen langsamer und ausführlicher genießen zu können.

Tatsächlich hat mir mein letzter Leseabschnitt (die letzten sechs Kapitel) am besten gefallen und mich für vieles, was mich nicht so mitreißen konnte, versöhnt. Die Auflösung ist toll, auch wenn es hier und dort noch ein paar Fragen meinerseits gibt, ein paar Plott-Twists fand ich unglaublich schön und das Finale ist dann tatsächlich magisch und leicht romantisch angehaucht.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: Bis ich mich im Roman wohlgefühlt habe, hat es tatsächlich gedauert, zumal ich zu viele offene Fragen hatte und mir die Welt nicht so detailliert vorstellen konnte, wie ich es mir erhofft hatte. Trotzdem ist es der Geschichte nach und nach immer mehr gelungen, mich für sich einzunehmen und am Ende sogar ein bisschen zu verzaubern. 3,5-4 Sterne vergebe ich daher.