Sabine Gruber - Die Dauer der Liebe

  • Eines Abends steht die Polizei vor Renatas Tür. Konrad, ihr Lebensgefährte, ist unerwartet auf einem Parkplatz verstorben. Nun muss die Übersetzerin nicht nur damit klarkommen, dass eine geliebte Person sie nach 25 Jahren für immer verlassen hat, sondern auch mit der Tatsache, dass – vor dem Gesetzt und vor allem für Konrads Familie – eine Liebe ohne Trauschein nichts wert ist. So beginnt eine niederschmetternde Zeit für Renata und schon bald muss sie sich fragen, ob sie wirklich alles über ihren Partner wusste.


    „Die Dauer der Liebe“ ist mein erstes Buch der österreichischen Autorin Sabine Gruber, die für ihr Werk - bestehend aus Erzählungen, Gedichten, Hörspielen, Theaterstücken und Romanen - mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Handlung wird aus Sicht der Protagonistin in der Gegenwartsform und der dritten Person erzählt, so dass wir das Gefühl haben, Renata von Anfang an durch diese furchtbare Situation zu begleiten und ihre Emotionen unmittelbar und in all ihrer Wucht zu erfahren. Das ist vor allem dann eindringlich, wenn geschildert wird, wie Konrads Familie dessen Wünsche völlig übergeht und Renata um so viele wertvolle und Erinnerungsstücke betrügt.


    Renata selbst fühlt sich nach Konrads Tod wie betäubt, den Handlungen von Schwiegermutter, Schwägerin und Schwager hat sie nichts entgegenzusetzen. Verzweifelt klammert sie sich an an die Erinnerungen, die sie mit ihrem Lebensgefährten verbinden, doch mit jedem Gegenstand, der aus der gemeinsamen Wohnung verschwindet, scheint auch er nach und nach zu verblassen. Als sie schließlich in Konrads Kleidung und seinen Unterlagen Hinweise auf ein großes Geheimnis entdeckt, findet ihr guter Freund Bruno das sogar positiv. Denn vielleicht, so hofft er, kann das Renata endlich aus ihrer Lethargie reißen.


    Sabine Gruber ist hier eine großartige Geschichte über Trauer und Verlust gelungen, aber auch darüber, dass Familienbande beim Thema Geld dann oft doch zerreißen. Ihr Schreibstil ist mitreißend, ihre Worte voll schmerzhaft-poetischer Wahrheit, aber das ganz ohne Kitsch. Damit macht „Die Dauer der Liebe“ große Lust, das weitere Werk der Autorin zu entdecken. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Lebensechte Geschichte meisterhaft erzählt



    Eine unerwartete, schreckliche Nachricht unterbricht Renatas morgendliche Routine; an ihrer Wohnungstür steht ein Polizist, der sie über den plötzlichen Tod ihres Lebensgefährten Konrad informiert. Renata und Konrad lebten seit fünfundzwanzig Jahren zusammen, glücklich und immer noch ineinander verliebt.


    Von der schockierenden Nachricht erstarrt, will Renata sie nicht wahrhaben: „löscht das Gehörte in ihrem Kopf, vergisst gleichmäßig zu atmen“ (12)


    Der Verlustschmerz ist unermesslich, sie denkt dann an ihren eigenen Tod, würde gerne dem geliebten Konrad ins Jenseits folgen.


    „Wenn ich vor dir tot sein sollte, werde ich aus Sehnsucht nach dir im Jenseits noch einmal sterben.“ (27)



    Nur ihren engsten Freunden, die sie unterstützen, verdankt sie eine langsame Rückkehr ins Leben. Konrads Familie, besonders seine Mutter, hat sie nie respektiert, und als eine „unverheiratete Witwe“ - ohne ein rechtsgültiges Testament - hat sie auch kein Recht auf Konrads Hinterlassenschaft. Konrads Familie ist hier skrupellos, sie räumt alles im wahrsten Sinne des Wortes ab.


    Beim Aussortieren von Konrads Sachen entdeckt Renata Hinweise, die womöglich auf ein Geheimnis in seinem Leben deuten würden. Diese Entdeckung und die stetige Unterstützung ihrer Freunde geben ihr die Kraft der Sache nachzugehen und für die Klarheit zu sorgen. Und mit der Zeit, nach und nach, beginnt Renata ihr eigenes Leben neu zu gestalten.



    In ihrem ergreifenden Roman erzählt Sabine Gruber über den größten Verlust, den man im Leben erleiden kann. Es ist der Tod eines geliebten Menschen, ein Verlust, den man trotz aller Widersprüche erdulden und akzeptieren muss. Diese Erfahrung macht Renata, die ihren langjährigen, geliebten Lebenspartner plötzlich und völlig unerwartet verliert.


    Behutsam und voller Empathie erzählt sie über das schmerzliche Ereignis und Renatas Trauerbewältigung. Es bewegt und rührt oft zum Tränen, wie Renata mit ihrem Verlust umzugehen versucht; es macht zornig und wütend, wie Konrads Familie sie behandelt und beraubt.


    Interessant sind Renatas Recherchen nach dunklen Seiten in Konrads Leben, sowie die Versuche ihr Leben neu zu gestalten.


    „Die Dauer der Liebe“ ist eine sehr schön erzählte lebensechte Geschichte, die ich gerne gelesen habe.


    Wärmstens zu empfehlen!

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Inhalt

    Die Übersetzerin Renata Spaziani erhält unerwartet die Nachricht, dass ihr Lebensgefährte Konrad tot zusammengebrochen ist. Beide lebten seit Jahren gemeinsam in Wien; Konrad war Architekt und Künstler. Weil ihr Partner sein neues Handy noch nicht komplett eingerichtet hatte, wird zuerst seine Familie verständigt und die Polizei versucht, Renata zu erreichen. Das Verarbeiten der Todesnachricht wird davon überschattet, dass Konrad zwar explizit festgelegt hatte, was mit seinem künstlerischen Nachlass geschehen soll; ein schriftliches Testament ist jedoch nicht zu finden. Eine Flüchtigkeit, die für Renata alles verändern wird. Sie fragt sich, ob Konrad ihr treu war und sucht obsessiv nach Spuren einer Konkurrentin in seinem Nachlass.


    Da das Paar nicht verheiratet war, existiert sie für Konrads Familie nicht. Was der Verstorbene sich für seine Besetzung und sein Erbe gewünscht hätte, interessiert die Grasmanns nicht, Renatas Wünsche schon gar nicht. Ihr Trauerprozess wird überlagert von der schon obszönen Gier ihrer Nicht-Schwiegerfamilie nach Konrads Besitz, der auch vor Renatas Eigentum im gemeinsamen Wagramer Landhäuschen nicht halt macht.


    Fazit

    Sabine Gruber beschreibt sehr feinfühlig Renatas Trauerprozess, der auch die Beschäftigung mit verwitweten Autorinnen umfasst, die ihre Trauer literarisch verarbeitet haben. Neben den dominierenden gierigen Erben geht es in diesem Roman auch um Vertrauen, um bi-nationale Beziehungen und den daraus resultierenden Zusammenprall der Kulturen, um Architektur, die Auseinandersetzung mit dem italienischen Faschismus und die Zukunft einer circa 50jährigen Frau, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit allein bleiben wird.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :study: -- Landsteiner - Sorry, not sorry

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow