Ute Mank - Elternhaus

  • Das Maklerschild


    Drei Schwestern, Sanne, Petra und Gitti, wie man sie sich unterschiedlicher nicht denken könnte, geprägt von angeborenem Temperament und ihrer Position in der Geschwisterreihe. Und dabei mit derart frappierenden Gemeinsamkeiten, wie sie sich nur im gemeinsamen Aufwachsen entwickeln. Wie so oft kümmert sich die Älteste, Sanne, um die Eltern, die immer gebrechlicher werden: verantwortungsbewusst und dominant. So quartiert sie ohne große Diskussionen Mutter und Vater in eine kleinere Wohnung um und bietet das Haus zum Verkauf an.


    Petra, diejenige mit der besten Ausbildung, der lukrativsten beruflichen Stellung und der weitesten räumlichen Distanz, hält sich wieder mal raus, ihrer grundsätzlichen Bindungsunwilligkeit entsprechend. Gitti beurteilt die Lage emotional, bringt sich aber nicht aktiv ein.


    Sobald alle merken, dass sich die Familie auflöst, weil man ihr das Elternhaus als den Kern nimmt, reagieren sie panisch und der Konflikt eskaliert. Im Endeffekt müssen die Figuren erkennen, wie brüchig ihr jeweiliger Lebensentwurf auf Dauer war und dass sie niemals alleine aus der Malaise herausfinden können.


    Binsenweisheiten eigentlich und gar nichts Besonderes in der heutigen Zeit, aber von Ute Mank authentisch, überzeugend und einfühlsam dargestellt. Sensationelles und Spektakuläres wird man in diesem Familienroman nicht finden, doch man kann anhand der geschilderten exemplarischen Schicksale sehr gut seine Empathie schulen - aus diesem Grund lese ich überhaupt gerne Romane. Verstehen kann man alle drei, man möchte ihnen am liebsten helfen, gerade wenn sie wieder einmal Zuflucht in erhöhtem Genuss von Alkohol suchen.


    Ute Mank ist mit "Elternhaus" ein sehr wahres Buch gelungen mit einem Thema, das die meisten von uns früher oder später angeht.

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  • Erinnerungen an die eigene Kindheit!

    Sanne, Petra und Gitti - drei Schwestern, in den Siebziger und Achtzigern groß geworden. Nun sind die Eltern alt und brauchen ihrerseits Hilfe. Zwischen den Schwestern schwelen allerdings alte Konflikte und jede der drei führt ein komplett unterschiedliches Leben.


    Ute Mank schildert in ihrem Roman ganz alltägliche Begebenheiten, so wie sie jeder kennt. Genau diese Aha-Momente machen für mich den Reiz dieses Buchs aus. Jede Frau in den mittleren Jahren wird sich in einer der Schwestern wiederfinden und mit ihr und ihrer Lebensweise identifizieren können. Die Zerrissenheit zwischen der eigenen Familie, dem Kümmern um die alten Eltern und der Rivalität mit den Schwestern, wer das bessere Leben führt und die größte Zuneigung der Eltern erringen kann, sind die zentralen Themen.


    Die Sprache ist klar und ohne Schnörkel und liest sich sehr flüssig. Jede der drei Schwestern ist auf ihre Art sympathisch und sie sind authentisch. Ich fand es auch interessant, wie sich die Stellung der Geschwister auf ihr Leben auswirkt. Die Älteste, Sanne, ist die Vernünftige, die sich auch am meisten verantwortlich fühlt. Die Mittlere, Petra, musste ihren eigenen Weg finden als Sandwich-Kind und Gitti ist die Jüngste, etwas Flippige, die schon immer die meiste Freiheit hatte.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf den nächsten Roman der Autorin!

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    2024 gelesen: 15 Bücher / 6388 Seiten


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  • Wie lange braucht man ein Elternhaus?


    Die drei Schwestern Sanne, Petra und Gitti wachsen in einer Kleinstadt im sogenannten schmalen Haus auf. Alle drei sind längst aus dem Haus, die Eltern werden alt und schaffen es nicht mehr, sich wie früher um Haus und Garten zu kümmern. Also beschließt Sanne, die älteste und einzige der Schwestern, die im Ort geblieben ist, dass es Zeit für die Eltern wird, in eine altersgerechte Wohnung umzuziehen. Ihre Schwestern fragt sie dabei nicht nach deren Meinung, schließlich ist sie diejenige, die sich um die Eltern kümmert. Die Entscheidung fällt sie auch über die Köpfe der Eltern hinweg.


    Petra wohnt weit weg in einer Großstadt, ist Single und karriereorientiert. Die alleinerziehende jüngste Schwester Gitti wird von Sanne gebeten, ihr beim Ausräumen des schmalen Hauses zu helfen. Sanne selbst ist seit langem verheiratet und lebt mit ihrem Mann im eigenen Häuschen. Die beiden Kinder sind vor kurzem ausgezogen, was Sanne zu schaffen macht. In ihrer Ehe läuft nicht alles rund, alles wächst ihr über den Kopf. Sowohl Gitti als auch Sannes Tochter Lisa halten den Umzug der Eltern für einen Fehler, was Sanne nicht hören will.


    Als Petra eines Tages unangekündigt in ihren Heimatort zurückkommt, ist sie hell entsetzt, dass das Elternhaus verkauft werden soll. Besonders empört sie die Tatsache, dass Sanne sie in diese schwerwiegende Entscheidung nicht mit einbezogen hat. Es ist schließlich auch ihr Elternhaus!


    Ute Mank erzählt in diesem Roman eine Geschichte, wie sie jeden Tag irgendwo stattfindet. Wer kümmert sich um die Eltern, wenn sie alt werden? Können sie überhaupt noch allein wohnen und wie lange noch? Wäre es nicht besser, rechtzeitig nach etwas Altersgerechtem zu suchen? Wieviel Wahrheit steckt in dem Sprichwort, dass man einen alten Baum nicht verpflanzen soll?


    „Elternhaus“ ist ein unaufgeregter Roman, in dem Alltägliches passiert. Die im Heimatort zurückgebliebene Schwester fühlt sich benachteiligt, hat das Gefühl, alles hängt an ihr und beneidet die beiden anderen um ihre vermeintliche Freiheit. Dass sich Schwestern mit der Zeit entfremden, kommt sicher häufig vor. Dass sie jedoch gar nicht miteinander kommunizieren und auch die Eltern Petra nicht über ihren Umzug informieren, empfinde ich doch als reichlich seltsam. Ich fand es interessant, die Entwicklung der Schwestern mitzuerleben und das Buch hat bei mir viele Erinnerungen wachgerufen. Kein absolutes Lesehighlight, aber gut zu lesen und unterhaltsam. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Wenn für Eltern das Lebensende naht, bedeutete das für deren Kinder oft auch eine Zeitreise in die Vergangenheit, eine Konfrontation mit alten Wunden und vielleicht auch die Chance für einen Neuanfang. In dieser Situation befinden sich auch die drei Hauptcharaktere dieses Buches: Die Schwestern Sanne, Petra und Gitti. Als die Elten das "Elternhaus" verlassen müssen bricht einiges bei den dreien hoch, vertraute Vorstellungen werden in Frage gestellt, Bindungen gelöst und / oder wieder verstärkt geknüpft und auch das Verhältnis zu einander neu austariert.
    So entsteht ein sehr leises und berührendes Buch, das sehr schnell unter die Haut geht und bei den Lesenden auch Fragen zur eigenen Geschichte aufwerfen kann. Der Autorin Ute Mank ist mit "Elterhaus" ein stiller Roman gelungen, der auf die Lesenden wie eine Einladung wirkt. Wirst du diese annehmen?

  • Die Schwestern Sanne, Petra und Gitti wachsen in einem schmalen Haus mit schönem Garten in einem Vorort von Lehenfeld auf.

    Sanne, die älteste Schwester, wohnt mit ihrer Familie nur einen Katzensprung von den Eltern entfernt und ist immer zur Stelle, wenn ihre Hilfe benötigt wird. Als sie merkt, dass sich ihre Eltern immer schwerer alleine zurechtfinden, beschließt sie, ohne ihre Schwestern zu fragen, sie in einer altersgerechten Wohnung unterzubringen.

    Gitti steht der Entscheidung kritisch gegenüber, obwohl sie sich schlussendlich nicht entgegenstellt. Anders verhält es sich mit Petra. Die Beziehung zur älteren Schwester ist schwierig, sie sehen und sprechen sich schon seit Jahren nicht mehr.

    Als Sanne wieder im Alleingang beschließt, das Haus, das ihr die Eltern überschrieben haben, zum Verkauf anzubieten, treten unerwartete Konflikte ans Tageslicht, die die Schwestern zwingen, ihr angespanntes Verhältnis zueinander zu überdenken.


    Meine persönlichen Leseeindrücke

    Elternhaus ist ein Roman, der von drei Schwestern erzählt. Sanne, die älteste und Petra, die mittlere spielen darin die Hauptrollen und um beide kreisen die anderen Romanfiguren, mit mehr oder weniger Gewicht.

    Dass der Fokus auf den Töchtern liegt, hat mich überrascht, denn ich hatte eigentlich erwartet, dass es um die Eltern geht, die sich den Herausforderungen des Alters stellen müssen. Umso mehr erstaunt bin ich, im Roman über geschwisterliche Konfrontationen, mit alten Wunden, die wieder aufbrechen, und einer leisen Chance für einen Neuanfang zu lesen. Dabei bleibt der Blick eher von außen auf die Geschehnisse und ich bleibe verschont von schweren Gefühlsvorgängen, die ich mir bei so einem Thema durchaus vorstellen könnte . Das ist eben die Kunst von Ute Mank, die ihre Sprache so wählt, dass sie leicht und verständlich wirkt. Zudem schätze ich es sehr, dass sie die vielen direkten Reden passend einarbeitet ohne zu sehr ins Umgangssprachliche auszuarten.


    Wie lange in seinem Leben brauchte man ein Elternhaus? War es nicht beinahe natürlich, dass es gebrechlich wurde. Wie die Eltern. Dass es irgendwann verschwand. So wie die Eltern irgendwann nicht mehr da sein würden.


    Wie auch im vorherigen Roman „Wildtriebe“ überzeugt Ute Mank mit ihrer feinfühlige Art ein Thema anzusprechen, dass in vielen Familien eine große Rolle spielt. Dass sie die Aufmerksamkeit auf die älteste und mittlere Schwester lenkt und das Leben so erzählt, wie es tatsächlich oft ist, macht den Roman lesenswert. Es muss nicht immer der große literarische Wurf sein, für Zwischendurch bietet „Elternhaus“ schöne Lesestunden.


    Fazit

    Ute Mank hat mit ihrem Roman „Elternhaus“ ein aktuelles Thema, das die Situation von alternden Eltern und den daraus entstehenden Konflikte zwischen Geschwistern betrifft, literarisch aufgearbeitet. Durch ihre angenehme Erzählstimme ist ihr eine literarische Nähe zu vielen Lesern, die ähnliche Umstände durchleben oder hinter sich haben, gelungen.