Reinhold Hartl - Lysander und Passepartout

  • Kurzmeinung

    KarinJ
    Sehr viele fantasievolle Einfälle, aber auf langer Strecke nicht mein Humor
  • Exaltiert, absurd, skurril, bizarr - Die Geschichte eines Malers, der seine Werke erst nach dem Verkauf beenden kann - Sehr viele fantasievolle Einfälle, aber auf langer Strecke nicht mein Humor


    Inhalt:

    Seit Jimmy dieses Gemälde gekauft hat, scheint in seiner Wohnung nachts etwas zu passieren. Er legt sich auf die Lauer und kann den Eindringling überwältigen. Es ist der Maler Lysander Lichtwitz, der ein Werk erst vollenden kann, wenn es verkauft ist. Dann spürt er einen unwiderstehlichen Drang wie Juckpulver, sein Gemälde zu verbessern. Es gelingt ihm, Jimmy zu überreden, ihm dabei zu helfen und als sein Passepartout, als sein Generalschlüssel, zu fungieren, der ihm Zugang zu seinen Gemälden verschafft.

    Bewertung:

    Man sieht dem Cover an, dass es in der Geschichte ausgelassen zugehen wird. Die Szene, in der jemand, in einen Teppich gerollt, als Pinsel benutzt wird, kommt im Roman tatsächlich so vor.

    Lange habe ich nach einem Wort gesucht, um den Roman zu beschreiben. Mir fielen zunächst dazu ein: absurd, skurril, bizarr. Dann wurde ich darauf gebracht: exaltiert.

    Lange habe ich mir überlegt, an was mich dieser Stil erinnert. Sketche der 80er Jahre fielen mir ein. Oder vielleicht auch diese Serie „Die 2“ aus den 70er Jahren, in der sich Roger Moore und Tony Curtis als wesentlicher Teil der Unterhaltung betont scherzhafte Wortgefechte liefern.

    Diese Art von Schlagabtausch erlebt man auch in diesem Roman. Die vielen Gespräche gehen wie ein Ping-Pong-Spiel hin und her. Die Bemerkungen bleiben oberflächlich. Dafür kommt rasch die nächste Pointe. Dieses schnelle Hin und Her und die Dichte fand ich durchaus interessant und unterhaltsam. Jedoch war es nicht wirklich mein Humor und das Skurrile hatte für mich mehr Sonderbares als Komisches.

    Manche Scherze fand ich wirklich platt und die Kapitel, in denen es um Jimmys sexuelle Abenteuer ging, fand ich unerotisch und unnötig. Wer darauf steht, sexuelle Interaktion in immer neuen Bildern verborgen beschrieben zu bekommen, dem wird’s gefallen. Denn einerseits macht Jimmy mit Alina herum, der er gegen sexuelle Gefälligkeiten den Maler mimt. Und andererseits ist er mit der Kondomtesterin Anne-Marie unterwegs. Es gibt also etliche Kapitel, die sich dem Thema B...eischlaf widmen.

    Gefallen hat mir, dass Jimmy ein wahrer Künstler des Einschleichens ist. Ob es darum geht, Leuten etwas vorzumachen, Vertrauen aufzubauen und auszunutzen, oder darum, ganz praktisch einzubrechen oder Schlösser zu knacken. Es war unterhaltsam, ihm dabei zuzusehen. Außerdem beweist er bei allem, was organisiert werden muss und schief geht (und das ist eine Menge) Einfallsreichtum und Schlagfertigkeit.

    Gefallen haben mir auch die verschiedenen Szenen der Handlung, wo es um die Kunst geht. Also, die Einfälle zu den „Besichtigungen“, bei denen Jimmy Lysander Zutritt verschafft und der seine Gemälde verbessert; oder die Einfälle zum Kunstbetrieb. Manches wirkte seltsam realistisch und als wäre die Darstellung möglicherweise nicht so weit von der Realität entfernt. Anderes wirkte weit hergeholt im Sinne von fantasievoll und skurril. Besonders gut hat mir gefallen, wie sich lustig gemacht wurde über die Rollen, die sich ihrer Wichtigkeit und Intelligenz sicher waren; wie diese Personen ausgetrickst wurden. Kritik am Kunstbetrieb war wohl auch ein Anliegen des Romans.

    Gefallen haben mir auch die Bezüge, die zum Nachlesen einladen. Letztendlich waren es dann aber zu viele. Aber man soll sich nicht aufhalten lassen, wenn man nicht jede Bemerkung oder jeden Scherz versteht.

    Dann kommt das Happy End und ein solches finde ich auch immer schön. Allerdings bleibt das Ende offen und man hat die Idee, dass es weitergehen könnte mit Lysander und seinem Passepartout.


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