Udo Wieczorek - Nachthall

  • Eine bemerkenswerte Darstellung von Abhängigkeiten, Erpressung und Verbrechen der Nazi-Zeit, die bis in die Gegenwart reichen - Altlasten und Neubeginn ...


    Inhalt:

    Blaubeuren, nahe Ulm, im April 1945.

    Der Zweite Weltkrieg ist de facto zu Ende und für Deutschland verloren. Die Alliierten rücken vor. Schnell versenken Max Ströttner und zwei weitere Nazis ihre unrühmliche Vergangenheit im Steinbruch Ströttners.


    Blaubeuren 1980 – also 35 Jahre später. Geologin und Höhlenforscherin Doris Ehrsteiner untersucht ebendiesen Steinbruch, weil sie sich neue Erkenntnisse im Höhlensystem erhofft.


    Was sie dabei entdeckt, bringt sie und ihren Vater in höchste Lebensgefahr.


    Erzählstil/Spannung:


    Dieser Krimi beeindruckt durch die sachliche und dennoch emotionale Darstellung der Geschehnisse. Die Emotionen werden den handelnden Personen glaubhaft in den Mund gelegt.


    Die Darstellung der Erstbegehung des Höhlensystems finde ich gut gelungen. Für nicht so Interessierte ist dieser Exkurs vielleicht ein wenig zu lang geraten, da hier der Handlungsfluss verlangsamt wird.


    Erst mit dem Auftreten von Kommissar Ruckgraber nimmt der Krimi wieder an Fahrt auf.


    Charaktere:


    Die Figuren sind vielschichtig angelegt. Da ist zum einen Max Stöttner, ein Kotzbrocken wie er im Buche steht. Er glaubt sich als Alleinherrscher über Leben und Tod. Der Minister, der Dorfpolizist – so richtig schöne Wendehälse.


    Hannes Ehrnsteiner hingegen ist eines der vielen Opfer der Nazizeit. Seine Kindheit ist geprägt durch Propaganda und Durchhalteparolen. Er ist ein Zerrissener.


    Tochter Doris, aufgewachsen in den 1960ern, straight und zielorientiert.


    Die Gestalt des Kommissars hingegen ist noch ausbaufähig. Einerseits handelt es sich bei diesem Krimi und den ersten Band einer Reihe und andererseits sind in den 1980er noch längst nicht alle Nazi-Schergen und Kriegsgewinnler zur Verantwortung gezogen worden.


    Fazit:


    Mit diesem Krimi ist dem Autor eine bemerkenswerte Darstellung der dunklen Seite des deutschen Wirtschaftswunders im Kleinen gelungen. Lesenswert, daher 5 Sterne!

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)