Frank Wedekind - Der Marquis von Keith

  • Autor: Frank Wedekind
    Titel: Der Marquis von Keith, 1901 in Berlin uraufgeführt
    Seiten: 152 Seiten, Schauspiel in fünf Aufzügen, plus 50 Seiten Anhang
    Verlag: Wallstein
    ISBN: 9783835331778


    Der Autor:
    Frank Wedekind, 1864 als Benjamin Franklin Wedekind in Hannover geboren und 1918 in München gestorben, war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Dichter. Seine gesellschaftskritischen Theaterstücke gehören zu den meistgespielten Werken seiner Epoche. Lulu und Frühlings Erwachen wurden mehrmals verfilmt und sonstwie adaptiert


    Inhalt:
    Der Marquis von Keith ist ein Hochstapler. Ursprünglich aus einfachsten Verhältnissen stammend, gelingt es ihm mit Spekulationen, geliehenem Geld und auf grossspurig auftretend in der gehobenen Gesellschaft Fuss zu fassen. Nun möchte er in München den «Feenpalast» bauen lassen, ein Gesangstempel für seine Geliebte und seine Auszeichnung, in der Schickeria angekommen zu sein. Seine Frau indessen verzweifelt am Schuldenberg und versucht zu retten, was zu retten ist.


    Sein Gegenpart hingegen ist Ernst Scholz. Er gehört eigentlich zum Geldadel, doch sein Reichtum belastet ihn. Nach einem verhängnisvollen Fehler wird er Moralist und Spiessbürger. Tatsächlich will er der Scheinwelt, den Parties entsagen und versucht seinen Jugendfreund, den Marquis von Keith, zu retten.


    Inmitten der Finanzprojekte von Bonzen und regionalen Machthabern, und der Scheinwelt von Künstlertum und leichten Mädchen, und den alltäglichen Sorgen der arbeitenden Menschen, erleben wir also diese Glückssuche der beiden gegensätzlichen Charaktere.


    Meinung:
    Das Stück lebt ganz klar vom Gegensatz der beiden Hauptpersonen Ernst Scholz und dem Marquis von Keith. Des Einen Herkunft ist des Anderen Lebenstraum:
    Scholz, aus reichem vornehmem Hause, ist um Beider Seelenheil besorgt, straft sich selbst für Fehler, die er in der Vergangenheit beging, und lebt seitdem asketisch.

    Der Marquis von Keith ist skrupellos, hungrig nach Anerkennung, Luxus und Lebensfreude. Dabei ging ihm der moralische Kompass verloren und allzu viel Selbstreflektion über Folgen seines Handelns ist ihm auch nicht gegeben. Immerhin ist er nicht unter zu kriegen, seine Beharrlichkeit und Einfallsreichtum führen zu manchem Schmunzler.


    Dennoch ist das Stück um Kunst und Kommerz, über Schein und Sein irgendwie oberflächlich. Das Thema ist so durchschaubar, die Rollen klar verteilt, alles irgendwie wenig überraschend oder spannend. Die bitterböse Komik hatte ich kürzlich erst bei den «Geschichten aus dem Wiener Wald» eindrucksvoller gelesen, der moralische Zeigefinger und die Darstellung der korrupten Gesellschaft zu Lasten der einfachen Leute ist mir auch kein neues Thema und sonderlich raffiniert umgesetzt ist es auch nicht.


    Kurz: ein unterhaltsames Stück, das ich mir auch gerne im Theater ansehen werde, aber beim Lesen kam bei mir keine Begeisterung auf.


    Erwähnenswert an der verlinkten Ausgabe sind die ca 50 Seiten Anhang mit Nachwort, Erklärungen, Lebenslauf des Autors, usw