Pavel Polian - Briefe aus der Hölle: Die Aufzeichnungen des jüdischen Sonderkommandos Auschwitz

  • Kurzmeinung

    Emili
    Historische Aufarbeitung des Massenmordes in Auschwitz. Zutiefst bewegend.
  • Kurzmeinung

    Emili
    Unerträglich intensiv, doch enorm wichtig. Sollte zur Pflichtlekrüre zählen. Empfehlenswert!
  • Über den Autor:

    Pavel Polian, geb. 1952, Prof., Dr. habil, ist Zeithistoriker, Kulturgeograph und - unter dem Pseudonym Pavel Nerler - Literaturwissenschaftler. Er ist Verfasser bzw. Herausgeber von mehreren Dutzend Büchern zur Geschichte des II. Weltkrieges, zu Holocaust, Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft, Bevölkerungs- und Migrationsgeographie und zur russischen Poesie des 20. Jahrhunderts; zuletzt erschien auf Deutsch "Ossip Mandelstam s letzte Jahre". Langjähriger Mitarbeiter der Russischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Freiburg, Gründer und Vorsitzender der Mandelstam-Gesellschaft und z.Z. Direktor des Mandelstam-Zentrums bei der Nationalen Forschungsuniversität Hochschule für Wirtschaft, Moskau. Pavel Polian wohnt mit seiner Frau seit 1991 in Freiburg.


    Kurzbeschreibung:

    Als 2017 das Zeugnis Marcel Nadjaris an die Nachwelt mit aufwändiger Technik entziffert werden konnte, war dies eine Sensation: Die letzte der »Aufzeichnungen aus der Hölle«, der geheimen Aufzeichnungen der jüdischen Häftlinge des Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau, war wieder lesbar gemacht. Die Mitglieder des Sonderkommandos wurden von der SS gezwungen, bei dem Massenmord in den Krematorien, dem Verbrennen der Leichen, bei der Entsorgung der Asche von Hunderttausenden Menschen mitzuhelfen. Dass einige von ihnen den Drang verspürten, schriftliche Zeugnisse des Grauens zu verfassen, ist von erschütternder Menschlichkeit. Dass einige dieser Zeugnisse auf die Nachwelt kamen, damit rechneten die Nationalsozialisten nicht. Erstmals versammelt dieser Band alle erhaltenen neun Zeugnisse in deutscher Übersetzung und bettet sie mit ausführlichen Essays in den Entstehungszusammenhang ein. Es sind die zentralen Dokumente des Mordes an den Juden - und Schriftstücke zutiefst bewegender Humanität.


    Meine Gedanken zu dem Buch:

    Das vorliegende Buch ist eine Sammlung an Notizen, Tagesberichten, Essays, die mehr oder weniger chronologisch präsentiert werden. "Die von Pavel Polian herausgegebenen Notizen und Briefe von sechs Angehörigen des Sonderkommandos, darunter Marcel Nadjari, Salmen Gradowski und Lejb Langfuß, sind unerlässlich für das Verständnis und die historische Aufarbeitung des Massenmordes in Auschwitz." Mit großem Interesse und einem Entsetzen habe ich den Berichten der "Aufzeichnungen aus der Hölle" zugehört. Diese Zeitzeugnisse aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau haben schon beinahe durch ein Wunder den Weg zu der heutigen Leser gefunden.


    Marcel Nadjari, einer der vielen, die ins KZ Auschwitz - Birkenau verschleppt wurde, wurde gezwungen im Sonderkommando bei den Gaskammern und in den Krematorien des Vernichtungslagers zu arbeiten. Er war einer von denen, die täglich Notizen für die Welt gemacht hat, und 1944 diese auf dem Territorium des Lagers vergraben hat. Erst 1980 wurden die Texte in einem miserablen Zustand gefunden. Doch mithilfe neuer Technologien konnte man die Dokumente 2010 entschlüsseln. Ein unglaubliches Zeugnis der Gräueltaten wurde dem breiten Publikum zugänglich.

    Erstmals versammelt dieser Band alle erhaltenen neun Zeugnisse in deutscher Übersetzung und bettet sie mit ausführlichen Essays in den Entstehungszusammenhang ein. Es sind die zentralen Dokumente des Mordes an den Juden - und Schriftstücke zutiefst bewegender Humanität.


    Es ist ein zutiefst erschütterndes Bericht, das man nicht ohne Tränen lesen kann. Dennoch denke ich, dieses Buch sollte zu Pflichtlektüre gehören, denn die Beschreibungen des Verbrechens sind so unmenschlich grausam, dass man es kaum glauben kann, dass dieser Völkermord stattgefunden hat. Die Berichte gehen unter die Haut.


    Der einzige Kritikpunkt meinerseits wäre, dass dieses Hörbuch nur 1,5 Stunden Spielzeit hat, der Roman aber über 500 Seiten. Daher gehe ich schwer davon aus, dass dieses Hörbuch nur ausgewählte Werke enthält. Allerdings finde ich keine Informationen darüber, dass dieses Hörspiel gekürzt ist. Für mich ist es klar, dass ich das Buch ebenfalls noch einmal lesen werde, denn das bin ich den Opfern schuldig. Andererseits denke ich, dass diese Spieldauer von dem Hörbuch für viele Leser ausreichend sein dürfte, denn das Gelesene ist tatsächlich nicht leicht zu verarbeiten.


    "Briefe aus der Hölle" ist ein Hörspiel mit der Spieldauer von 1 Stunde und 37 Minuten, mit zahlreichen bekannten Sprechern wie Wolfram Koch, Robert Gallinowski und Martin Engler eindrucksvoll vertont. Das Hörspiel wirkt sicherlich anders als ein gelesenes Buch, denn durch die akustischen Signale: in dem Fall tragische, bedrohliche Musik, Geräusche, die Unruhe mit sich bringen, wird der Zuhörer in eine düstere, unheilvolle Stimmung versetzt, die sicherlich dem Inhalt des Hörbuch entsprechend ist. Es wirkt sehr authentisch und ausdrucksstark. Dabei wird es darauf geachtet, dass das Gesagte nicht pietätlos wirkt oder reißerisch, der Zuhörer empfindet Respekt und tiefes Bedauern, dass diese Volksmord zu der Geschichte der Menschheit gehört.

    Von mir gibt es volle Punktzahl :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: und eine Empfehlung für ein breites Publikum.

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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