Adrian Tchaikovsky - Die Augen der Galaxis/Eyes of the Void

  • Inhalt:


    "Nach 80 Jahren des Friedens sind die Architekten, eine feindliche Alien-Zivilisation, wieder zurück. Sie vernichten ganze Planeten, und sie haben einen Weg gefunden, die Verteidigung der Menschheit auszuschalten. Idris, der Held aus dem ersten Krieg gegen die Architekten, sucht nach einem Weg, sie aufzuhalten – doch dazu muss er sich tief in den feindlichen Raum begeben. Was er dort entdeckt, wird das Schicksal der gesamten Galaxis für immer verändern..."


    Quelle: Amazon


    Persönliche Meinung:


    Ich habe mich wirklich sehr auf diese Fortsetzung gefreut. Beim ersten Band hatte ich noch die Dauer-Action moniert, mir mehr ruhige Passagen und Kontext gewünscht, um besser eintauchen zu können.

    Genau dies bietet mir nun die Fortsetzung, neben der Erkenntnis, dass man sehr vorsichtig mit dem sein sollte, was man sich wünscht. Es könnte in Erfüllung gehen! Aber der Reihe nach.


    Zunächst war ich positiv überrascht, wie schnell ich wieder in diese Welt eintauchen konnte. Schon nach wenigen Seiten waren mir nicht nur die Figuren wieder präsent, sondern auch ihre Beziehungsgeflechte. Ähnlich erging es mir mit der politischen Lage und den verschiedenen Alien Rassen. Tchaikovsky hat hier ein tolles Konstrukt entworfen und scheut auch nicht vor der Beschreibung sehr fremdartiger Lebensweisen zurück. Das hat mir schon im ersten Buch sehr gut gefallen, da hat sich jemand Gedanken gemacht und setzt mir nicht bloß Menschen mit Alien Skin und ein paar Raumschiffen vor die Nase.

    Ich habe mich erneut sehr wohl in diesem Universum gefühlt und der Autor wirft auch die richtigen Köder aus, um mich neugierig zu machen. Es gibt Geheimnisse, unterschiedlicher Größe und eine Vielfalt an Themen, die mich interessieren. Kolonialismus wird angesprochen, aber auch Dinge wie Völkermord, Rassismus, Gentechnik, Religion und Kultismus.

    Dazwischen webt er geschickt seine Protagonisten ein und deren Probleme mit interkulturellen Beziehungen, Liebe, Verrat usw. Eigentlich ein ziemlicher Overkill, mit dem der Autor aber sehr geschickt jongliert. Dieser Teil des Buches hat mir gut gefallen, auch besser als der erste Teil.


    Leider hat Tchaikovsky wieder Probleme mit dem Pacing. Im ersten Buch war das weniger schlimm, denn die atemlose Jagd durch sein Universum war extrem unterhaltsam. Hier tun sich nun aber Schwierigkeiten auf, die mich frappierend an sein Buch "Die Kinder der Zeit" erinnert haben.

    Irgendwann kam bei mir nämlich der Gedanke auf, ob die fehlende Action die schöpferischen Probleme Tchaikovskys zu Tage fördern. Ich finde es zwar super, mehr über die Figuren zu erfahren und etwas Zeit zu bekommen, mich in seiner Welt umzuschauen, aber.... Viele dieser Rückblicke, in das Leben der Protagonisten sind einfach nicht besonders spannend, teilweise auch die falschen Stellen gesetzt. In der Gegenwart gibt es wiederum lange Abschnitte, wo ich mich hinterher gefragt habe, inwieweit sie die Story voranbringen.

    Am Anfang des Romanes befinden wir uns z.B. auf einem Planeten, der den geheimnisvollen Essiel gehört und der von ihren menschlichen Anhängern besiedelt wird. Dort gibt es archäologische Grabungen und Ruinen einer längst untergegangen Zivilisation, die in Verbindung mit den Architekten stand. Die Essiel haben hier Fraktionen zusammengebracht, um gemeinsam herauszufinden, wie den Architekten beizukommen ist.

    Zunächst ist das auch interessiert, aber es passiert in Summe einfach zu wenig. Hinzu kommt noch, dass sich wirklich alle Fraktionen des Universums dort versammelt haben. Recht schnell habe ich den Überblick verloren und hatte Mühe, die Fraktionen und ihre Interessen auseinanderzuhalten.


    Diese Passage endet dann in einer tollen Action Sequenz, welche Lage und Konstellation der Protagonisten noch einmal gehörig durchwürfelt.

    Allerdings habe ich mich danach gefragt, ob es dafür wirklich zweihundert Seiten in den Grabungsstätten gebraucht hätte. Auf diesem Planeten habe ich den roten Faden ziemlich verloren und ein Gefühl der Verwirrung machte sich breit. Diese fehlende Stringenz und der Mangel an Sinnhaftigkeit erinnerte mich wieder an die "Kinder der Zeit".

    Zu diesem Zeitpunkt war ich aber noch frohen Mutes und dachte, jetzt nimmt der Plot bestimmt Tempo auf. Leider nimmt der Autor den Fuß sofort wieder vom Gas, wirft einen ins nächste Szenario und führt dabei eine weitere Gruppe ein. Wovon ich zu diesem Zeitpunkt wirklich genervt war, weil mich eher die anderen Handlungsstränge und Beziehungen interessierten, auf die ich nun wieder lange warten musste.

    Mein Hauptproblem mit diesem Buch ist das es viel zu gut ist, um wirklich schlecht zu sein. Wären Plot, World Building und Protagonisten mies, hätte ich vielleicht sogar abgebrochen. Aber ich bin jederzeit genug investiert, um wissen zu wollen wie es weitergeht. Es ist nur sehr anstrengend, wenn wieder ein Cliffhanger eingebaut wird und es erst zwanzig Kapitel später weitergeht.


    Fazit:


    Ich tue mich schwer mit der Bewertung.

    Auch, weil ich nicht richtig einzuschätzen vermag, ob wir es hier mit der Problematik vieler Trilogien zu tun haben. Es ist nicht auszuschließen, dass "Die Augen der Galaxis" nur das große Luftholen, vor dem Abschluss, darstellt. Als Einzelband hat es mich eher enttäuscht. Stellenweise war es mir einfach zu langatmig und täuschte einen Erkenntnisgewinn vor, der mir rückblickend wenig brachte. Dabei wären alle Zutaten vorhanden gewesen, um die tolle Geschichte auf einem hohen Level weiterzuerzählen.

    Vielleicht wäre das auch die Aufgaben der Lektoren gewesen, ich weiß es wirklich nicht. Den Abschlussband werde ich trotzdem lesen und die Reihe dann in ihrer Gesamtheit bewerten. Für dieses Buch gebe ich leider nur drei Sterne.


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    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor