Javier Marías - Der Gefühlsmensch / El hombre sentimental

  • Autor: Javier Marías
    Titel: Der Gefühlsmensch, aus dem Spanischen übersetzt von Elke Wehr
    Originaltitel: El hombre sentimental, erschien erstmals 1986
    Seiten: 188
    Verlag: Klett-Cotta
    ISBN: 9783608938883


    Der Autor:
    Javier Marías, 1951 in Madrid geboren und dort am 11. Sep 2022 verstorben, war ein spanischer Schriftsteller, Kolumnist und Übersetzer.
    Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet und zu seinen bekanntesten Romanen gehören «Alle Seelen» und «Mein Herz so weiss»


    Inhalt:
    Ein berühmter Opernsänger erinnert sich, nachdem er in der Nacht zuvor davon geträumt hatte, an eine Liebesbeziehung, die er vor vier Jahren in Madrid erlebte. Er schreibt sie nun nieder, noch unter dem Eindruck seines Traumes, und in seinen Erinnerungen forschend, aber bemüht dem Leser verständlich zu machen, was damals geschehen ist…


    Bereits während einer Zugfahrt fällt ihm die geheimnisvolle, hübsche Natalia Manur auf, die von ihrem Ehemann und einem sonderbaren Gesellschafter begleitet wird. Er wird die drei Personen im Hotel wiedersehen und allmählich Bekanntschaft schliessen, ja sich in die geheimnisvolle Frau verlieben, die eine scheinbar sonderbare Ehe mit dem vielbeschäftigten Finanzier hat.
    Um diese Liebesgeschichte herum erfahren wir viel über Handelsreisende, über die Tragik berühmter Opernsänger und der Sehnsucht gegenseitiger, erwiderter Liebe.


    Meinung:
    Allzu viel möchte ich vom Inhalt gar nicht verraten. Es scheint auch gar nicht so viel zu Erzählen zu geben: eine Dreiecksgeschichte / ein Übergang, bei der die Frau von zwei Männern umworben wird.


    Und doch ist es keine alltägliche Geschichte, dadurch wie Javier Marías sie erzählt. Es ist eine merkwürdige Mischung aus Schwermut, weil die Liebesgeschichte aus der Erinnerung (oder einem Traum?) heraus erzählt wird, nicht während ihres Entstehens. Zudem bleibt die Dame eher blass, Natalias Emotionen werden kaum beschrieben – es ist tatschlich eher ein Ringen der beiden Männer um die Frau. Dennoch ist es ein überraschend lyrischer, emotionaler Roman, der das Thema des Liebens, sich neu Verliebens, des Verlassen werdens, etc immer wieder aus einer anderen Sicht behandelt. Und schliesslich lockert immer wieder ein Schuss Ironie die Geschichte wieder auf, bspw durch die immer wiederkehrenden Motive des Handelsreisenden und des Opernsängers Hörbiger.


    Ein überraschend kurzweiliger Roman, der wegen des Themas viel zu lange auf meinem SUB lag, aber Lust auf weitere Romane des Autors macht.