Bettina Seidl - Zwischen Stille und Sturm

  • Der Beginn von etwas ganz Neuem

    Die Dorflehrerin, Zwischen Stille und Sturm von Antonia Weber, EBook, dtv-Verlag.


    Die packende Fortsetzung um die Dorflehrerin Antonia Weber.


    Nun ist Antonia Weber schon einige Jahre als Lehrerin im kleinen Bergdorf Tannau, hoch über Berchtesgaden, angestellt. Doch noch immer ist es sehr hart. Er tobt der große Krieg, Armut, gefallene Männer, die Sorge um Soldaten im Feld und nie genug zu essen. Darunter leidet das ganze Dorf, auch Antonie macht sich Sorgen um Sebastian ihre unerfüllte Liebe. Obwohl „Fräulein Weber“ angesehen und hochgeschätzt von den Dorfbewohnern wird, macht ihr Pfarrer Porz das Leben schwer. Derweil ihre Freundin Elvira in München sich in den Revoluzzer-Kreisen bewegt. Als die Novemberrevolution beginnt und ein Sturm große Schäden verursacht, ändert sich das Leben der Freundinnen – eine neue Zeit beginnt.


    Wieder hat mich der Roman über die Dorflehrerin Antonie Weber begeistert und gefesselt. Der bildhafte und flüssige Erzählstil haben mich sofort in Lesefluss gebracht und nicht mehr losgelassen. Zwei Erzählebenen lassen den Leser in Zeit und Ort versinken. Zum einen die Geschehnisse in Tannau und deren Bewohner aus der Sicht von Antonie und zum anderen, die Erlebnisse von Elvira, ihrer Familie und was sich während des 1. Weltkriegs und kurz danach in München abspielt. Der Anonie-Erzählstrang hat mir besser gefallen, mir war Elvira zu forsch, ihre Erlebnisse zu spektakulär und auch das Ende war für mich etwas abrupt. Hauptsächlich die Begebenheiten aus Tannau hätten mir zur vollsten Zufriedenheit genügt. Unerwartete Verwicklungen, aufregende spannende Zwischenfälle, die Gemeinheiten des Pfarrers und auch das unvorhersehbare Ende haben es mir schwer gemacht, das Buch aus der Hand zu legen. Mit diesem Roman ist es der Autorin gelungen, dem Leser nahe zu bringen wie sehr die Menschen in dieser Zeit, alltäglich zu kämpfen hatten, Zeitkolorit und die Position der Frauen am Anfang des 20. Jahrhunderts eingeschlossen. Die einzelnen Kapitel haben eine Überschrift, die das Geschehen kurz zusammenfasst. Die lebendigen Dialoge haben mir Freude gemacht. Die Figuren sind tief gezeichnet, sind authentisch. Ich konnte mich unbedingt mit ihnen identifizieren. Viele Figuren sind mir lieb geworden, haben mich begeistert. Natürlich Antonie und Sebastian, Monika, Helene, sie alle habe ich liebgewonnen und kann sie nur schwer gehen lassen. Pfarrer Porz ist mir viel zu gut davongekommen.


    Ich habe mich ganz besonders über das Ende gefreut. Deshalb möchte ich dieses Buch den Lesern empfehlen und davor auch noch den ersten Band zu lesen, dann ist der Genuss vollkommen. Von mir 4,5 Sterne. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

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    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Bettina Seidl - Die Dorflehrerin: Zwischen Stille und Sturm“ zu „Bettina Seidl - Zwischen Stille und Sturm“ geändert.
  • Deshalb möchte ich dieses Buch den Lesern empfehlen und davor auch noch den ersten Band zu lesen, dann ist der Genuss vollkommen.

    Danke für die Rezension, ele, ich werde beide Bände sicher lesen. Den ersten hab ich gekauft, und den zweiten hat die Onleihe. :D

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study:

  • Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen, wir bezwingen uns selbst. (Edmund Hillary)

    Tannau 1918. Seit 7 Jahren ist Antonie Weber die Dorflehrerin von Tannau und hat sich in dieser Zeit zu einem angesehenes Mitglied der kleinen Bergdorfgemeinde gemausert. Fast alle Männer sind aufgrund des 1. Weltkrieges irgendwo an der Front, so dass die Frauen anpacken müssen, um für ihre Familien ein karges Mahl auf den Tisch zu bekommen. Erst nach und nach kehren einige Männer verletzt zurück. Antonies heimliche Liebe, der Förster Sebastian, ist ebenfalls unter ihnen. Doch er wird Tannau bald verlassen, um einen wichtigen Posten in München anzunehmen. Dort lebt auch Antonies beste Freundin Elvira mit ihrer Familie, die von der Novemberrevolution der Sozialisten überrascht wird. Während der neue Pfarrer Porz von seiner Kanzel flammende Reden für den Krieg hält und den Dorfbewohnern mit seinen Ansichten das Leben schwer macht, halten die Tannauer zusammen und greifen sich gegenseitig unter die Arme. Antonie versucht derweil, den Kindern den Schulalltag so angenehm wie möglich zu gestalten und hilft mit aller Kraft dabei, ein kleines Leben zu retten. Der Abschied von Sebastian bringt ihre Entscheidung ins Wanken, ihn ziehen zu lassen. Wird Antonie der Liebe doch noch eine Chance geben?


    Bettina Seidl hat mit „Stille und Sturm“ den zweiten Teil um ihre Protagonistin Antonie Weber vorgelegt, der dem Vorgängerband an historischem Hintergrund sowie einer warmherzigen Geschichte über Antonie und die Dorfgemeinschaft in nichts nachsteht. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell ins vergangene Jahrhundert reisen, um sich als Zaungast in Tannau wiederzufinden und dort Antonie und den Dorfbewohnern bei ihrem Treiben über die Schulter zu sehen. Wechselnde Perspektiven erlauben zudem einen Blick in Elviras Leben in München und die sich dort zuspitzende politische Lage. Antonie hat zwar in Förster Sebastian Berger ihren Seelengefährten und heimliche Liebe gefunden, aber als Lehrerin und ehemalige Klosterschülerin ist ihr bewusst, dass ihr Beruf ihr keine Ehe erlaubt. Mit Hingabe, Geduld und Einfühlungsvermögen unterrichtet sie ihre Schüler, wobei sie allerlei unkonventionelle Lernmethoden entwickelt, die dem Pfarrer ein Dorn im Auge sind. Die Autorin hat gut recherchiert und den damaligen historischen Hintergrund sehr glaubhaft mit ihrer Handlung verknüpft. Die Auswirkungen des Krieges sowie die Kriegsmüdigkeit und harten Entbehrungen der Bevölkerung werden eindrücklich zum Ausdruck gebracht. Vor allem aber blitzt der Zusammenhalt der Dorfbewohner immer wieder hervor, ob es das Schlittenfahren, der Kirchenchor oder aber auch der Schulneubau ist. Da greift ein jeder dem anderen unter die Arme, keiner wird allein gelassen, was in der heutigen egoistischen Zeit fast schon Seltenheitswert hat.


    Den Charakteren wurde liebevoll Leben eingehaucht, mit ihren authentischen menschlichen Eigenschaften wachsen sie dem Leser schnell ans Herz, der sich gern als unsichtbarer Gast unter ihnen tummelt. Antonie ist eine warmherzige Seele, die immer das Wohl der anderen im Blick hat, vor allem das ihrer Schüler. Sie ist hilfsbereit, mitfühlend, einfallsreich und gibt mehr, als sie für sich nimmt. Dafür wird sie von allen geliebt und immer wieder mit Kleinigkeiten bedacht. Antonies Freundin Elvira ist eine Frau, die über ihre eigenes Handeln und Tun erst überrascht ist, dann jedoch resoluter und mutiger wird. Pfarrer Porz ist ein Blender, der andere klein macht, um sich Macht und Ansehen zu verschaffen. Er ist ein hartherziger und unehrlicher Mann, dem man keine Träne nachweint.


    Mit „Stille und Sturm“ ist Bettina Seidl eine sehr gelungene Fortsetzung gelungen, die nicht nur durch den historischen Hintergrund besticht, sondern mit einer wunderbaren, liebevollen Handlung überzeugen kann, in der sowohl Liebe als auch Freundschaft in harten Zeiten einen großen Stellenwert haben. Absolute Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten