Ursula Prutsch - Leopoldine von Habsburg

  • Was haben Österreich und Brasilien gemeinsam? Die Antwort ist einfach - Eine Erzherzogin, eine verkaufte Tochter Habsburgs.


    Maria Leopoldina Josepha Carolina, Tochter von Kaiser Franz II./I. ist eine der zahlreichen Töchter aus dem Hause Habsburg, die aus Staatsräson verheiratet worden sind. Leopoldina teilt ihr Schicksal mit Tante Marie Antoinette (verheiratet mit Frankreichs König) und Schwester Marie Louise, die man Napoleon Bonaparte zur Frau gegeben hat.


    Bei der scheinbar so vorteilhaften Heirat mit Dom Pedro, dem portugiesischen Thronfolger, hat wie auch zuvor bei Marie Louise, Fürst Metternich die Fäden gezogen. Am Hof von Kaiser Franz II./I. hat der eine oder andere zwar Bedenken, die junge Frau ins weit entfernte Brasilien gehen zu lassen, aber das dynastische Denken siegt.


    Ursula Prutsch erzählt in dieser penibel recherchierten Biografie, die durch zahlreich Zitate aus Briefen, die Leopoldina an Marie Louise und ihrem „lieben Papa“ schreibt, aufgewertet ist, das Leben von Leopoldina. Die Autorin zeichnet ein Bild einer streng katholisch erzogenen und streng dynastisch denkenden jungen Frau, die gebildet ist und viel lieber Naturforscherin als Kaiserin geworden
    wäre. Sie malt in ihren 16 Kapiteln auch das Bild einer Frau, die versucht das Beste aus ihrem Schicksal zu machen.


    Leopoldina hat großen Anteil an der Unabhängigkeit Brasiliens vom Mutterland Portugal. Als ihr Mann Pedro zaudert, übernimmt sie die Regierungsgeschäfte und trifft schnell und energisch wichtige und richtige Entscheidungen.

    Der Dank dafür? Pedro, nun zum brasilianischen Kaiser gekrönt nimmt sich die intrigante Domitila zur Mätresse, die Leopoldina in kürzester Zeit entmachtet. Ohnmächtig und ohne Rückhalt von Freunden muss Leopoldina zusehen, wie sie ins Abseits gestellt wird. Selbst das „Nadelgeld“ wird ihr von Domitila und ihrem Clan vorenthalten. Die Frau, die an der Unabhängigkeit Brasiliens so viel Anteil hatte, stirbt nicht ganz dreißigjährig an den Folgen einer Fehlgeburt.


    Heute wird Dona Leopoldina, wie die Brasilianer sie nennen, hoch verehrt. Zahlreiche Schulen, Pflanzen und sogar eine Biersorte sind ihr zu Ehren benannt.


    Fazit:


    Wer gerne mehr über eine der vielen „verkauften Töchter Habsburgs“ lesen will, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich dieser interessanten Biografie aus dem Verlag Molden 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)