Marc Dugain - Die Offizierskammer

  • Kurzmeinung

    Squirrel
    Gesichtsverletzungen rauben die Identität - kann man wirklich lernen, damit umzugehen?
  • Ich lese grade dieses dünne Buch über Soldaten des 1. Weltkriegs, die stark entstellende Gesichtsverletzungen erleiden mussten. tom leo hat mir dieses Buch über die Wunschliste ins Regal geschoben. :)


    Ich weiß grad gar nicht mehr genau, wann und wo das geschehen ist, aber das macht nichts. Es ist auf alle Fälle lesenswert, das kann ich sagen. Die Thematik ist grausam, die menschlichen Schicksale waren grausam, aber Dugain schafft es, die Menschen "zu Wort" kommen zu lassen. Denn es waren ja immer noch Menschen hinter diesen entstellten "Fratzen", die oft genug nach den damals möglichen Heilungsversuchen zurückblieben und mit denen die ehemaligen, oft noch sehr jungen Soldaten klar kommen mussten.


    Ich hatte mich schon gefragt, wie es der Autor schafft, mit einer solch scheinbaren Leichtigkeit sich in die Männer einzudenken. Auch eine gewisse Szene mit einer jungen Schwester sorgte bei mir für die Frage "wie nur kam der Autor auf ausgerechnet so eine Szene" - nun, ich war grad auf Amazon und dort steht, dass Dugain, Jahrgang 1957, die Geschichte seines Großvaters erzählt. Das erklärt mir direkt so einiges, wenn es auch natürlich keine Erklärung für das Schreibtalent des Autors ist. Aber für seinen Zugang zur Thematik und seine Art, die Soldaten zu schildern, dafür ist es eine Erklärung.


    Ich hab gut die Hälfte gelesen und kann schon sagen: wer Probleme mit den physischen Schilderungen massivster Verletzungen hat, der hat wohl eher keine Freude an diesem Buch. Aber wer sich traut, sich darauf einzulassen und sich mit den Menschen hinter den Verletzungen zu beschäftigen, der hat hier eine gute Chance dazu.

    Danke tom leo :winken:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier