John Lewis-Stempel – Das geheime Leben der Eule / The Secret Life of the Owl

  • Kurzmeinung

    Regenmann
    oberflächliche Infos, kleinformatige Illustrationen und jede Menge Zitate anderer Schriftsteller. Das Geld nicht wert
  • Klappentext/Verlagstext

    Eulen haben etwas Besonderes an sich. Ihre Spuren finden sich in vielen Kulturen seit der Steinzeit. Als Geschöpfe der Nacht stehen sie für Magie, aber auch für Unheil. Sie waren in den Augen der Menschen Boten der »anderen Seite«. Aber Eulen – mit ihren flachen, intelligenten Gesichtern, ihren großen runden Augen, ihrem väterlichen Blick – sind uns auch sympathisch und vertraut. Wir halten sie für weise, wie die Eule der Athene, und treu, wie Hedwig aus ›Harry Potter‹. Mit anderen Worten: Sie erscheinen uns menschenähnlich. Vielleicht zieht uns auch deshalb kaum eine andere Tierart so in ihren Bann. John Lewis-Stempel zeigt die schillernden Facetten dieser großartigen Kreatur, deren natürliche Kräfte ebenso fantastisch scheinen wie sämtliche mythischen Erzählungen über sie.


    Der Autor

    John Lewis-Stempel ist Farmer, Autor zahlreicher hochgelobter Bücher. und zweifacher Preisträger des renommierten Wainwright Prize for Nature Writing. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er in England und Frankreich.


    Inhalt

    John Lewis-Stempel, Star-Autor des Nature Writing, zoomte sich in seinen bisher ins Deutsche übersetzten Büchern an Ökosysteme direkt vor seiner Tür in Herefordshire heran: sein Wald, sein Teich, seine Wiese. Aufhänger für sein schmales Eulenbuch sind u. a. „sein Waldkauz“ Old Brown mit Gefährtin, deren Gelege von Jahr zu Jahr größer wurde, nachdem Stempel seine Nutztiere im Wäldchen weiden ließ, das Brombeergestrüpp verschwand und Mäuse auf dem abgeweideten lichten Waldboden keinen Schutz mehr fanden. Das standorttreue Kauz-Paar übernimmt in Lewis-Stempels Wäldchen die Wächter-Rolle und vertreibt Eulen, Füchse, Dachse und fremde Hunde aus seinem Revier.


    Der Autor weitet seinen Blick von der Farm auf große Zusammenhänge, indem er die spezielle Eulenpopulation der britischen Inseln vorstellt. Wir lernen über den Steinkauz, der erst im 19. Jahrhundert die das Land Inseln eroberte (zum Ärger der Wildhüter), dass Schneeeulen außerhalb des Potter-Versums in England nicht heimisch sind und welch geringe Veränderungen den Lebensraum von Schleiereulen bedrohen können. Lewis-Stempel befasst sich mit Mythen, Aberglauben und der Darstellung der nachtaktiven Tiere in der Literatur.


    Fazit

    Das schmale Buch mit blau-weißem Cover und luxuriös sattblauem Leseband ist ein weiteres Beispiel dafür, dass kaum ein Staat so viele „Birder“ und im Naturschutz Aktive hervorbringt wie Großbritannien.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Eulen, die geheimnisvollen Vögel der Nacht, verschrien als Boten des Todes, verehrt als Symbole der Weisheit, selten gesehen und viel besungen und beschrieben - ihnen widmet John Lewis-Stempel dieses schmale, aber wunderschön gestaltete Buch. Er erzählt von seinen persönlichen Begegnungen mit "Old Brown", dem Waldkauz, beschreibt die einheimischen Eulenarten Großbritanniens und gibt einige Erläuterungen zur Kulturgeschichte der Eule, nebst einigen Eulengedichten und Betrachtungen zum Wesen und der Biologie der Eule. Schließlich zeichnen sich die gefiederten Nachtjäger durch einige Besonderheiten aus wie die röhrenförmigen, nach vorn gerichteten Augen und die faszinierende Drehbarkeit des Kopfes.


    Ein wenig schade ist, dass Lewis-Stempel sich nur auf die Eulen Großbritanniens konzentriert und nicht wenigstens noch ein paar andere in Europa heimische Arten betrachtet, und im Vergleich zum geringen Umfang des Buches nimmt die Analyse der Fabel von der Eule und der Nachtigall ein bisschen viel Raum für meinen Geschmack ein. Da hätte ich lieber noch ein paar andere Beispiele von Eulen in Literatur und Kunst kennengelernt.


    Aber das ist Kritik auf hohem Niveau, denn insgesamt hat mir das Buch ausgesprochen gut gefallen, auch wegen der poetischen Sprache mit einer Prise britischem Witz.


    Mit den weißen Zeichnungen auf nachtblauem Hintergrund ist schon das Cover ein Hingucker, und auch im Inneren des Bändchens setzt sich die hübsche Gestaltung fort mit ausdrucksvollen, sehr realistischen Zeichnungen. Die Abschnitte, in denen die verschiedenen Arten vorgestellt werden, sind mit den wichtigsten Eckdaten der jeweiligen Eulenart und einer gezeichneten Eule überschrieben, und am Ende des Buches gibt es noch eine Übersicht von Anlaufstellen und Organisationen, die sich für den Schutz der Eulen in Großbritannien einsetzen, inklusive Adressen und Telefonnummern.


    Ein richtiges kleines Juwel von Buch, das insbesondere die Herzen von Eulenliebhabern höher schlagen lässt.