Gustave Flaubert - Drei Geschichten / Trois contes

  • Information zum Hörbuch (Quelle Amazon)


    1877 veröffentlicht Gustave Flaubert sein letztes Buch, mit dem er sich drei Jahrzehnte beschäftigt hat, und für viele ist es sein vollkommenstes Werk.
    Félicité, die einfache Magd, die ihr „schlichtes Herz“ voller Hingabe und Liebe verschenkt, getröstet nur von Flauberts berühmtem Papagei Loulou; Julian, der seine Eltern ermordet und doch ein Heiliger wird; Salome, die tanzt, bis sie den Kopf Johannes des Täufers bekommt – drei unvergessliche Gestalten, drei ganze Leben.
    „Drei Kraftwerke, traumhaft, meterweise Romanliteratur in den Schatten stellend!“ Arno Geiger



    Meine Gedanken und Eindrücke

    Vom ersten Moment an hat mich die Geschichte der Dienstmagd Félicité völlig in ihren Bann gezogen, deren einfaches und arbeitsreiches Leben Flaubert in berührender Weise beschreibt. Beinahe hat der Hörer das Gefühl, dass sich für ihn durch diese wunderbare Erzählung ein Blick in jene ferne Vergangenheit eröffnet. Die Beschreibung der Person Félicités ist so authentisch und lebendig gelungen, dass man sie in ihrem Umfeld deutlich vor sich zu sehen meint.
    Es sind keine großen Tragödien, die ihr widerfahren, und doch versteht Flaubert das Leben dieser gutmütigen und bescheidenen Frau mit seinem außergewöhnlichen schriftstellerischen Talent zu einem Leseerlebnis zu machen. In ihr hat er wohl vielen unbemerkten Existenzen seiner Zeit ein großartiges Denkmal gesetzt.
    Die zweite Erzählung gleicht eher einer Heiligenlegende, und berichtet von der Entwicklung eines blutrünstigen jungen Mannes, der schwere Schuld auf sich lädt, schließlich aber geläutert wird und Vergebung erfährt. Flaubert hat die Geschichte des heiligen Julian auf den Kirchenfenstern seiner Heimatstadt Rouen entdeckt, und auf seine ganz und gar unvergleichliche Art nacherzählt.
    Die dritte Geschichte entführt in die antike Welt, in der sich der Autor sehr gut ausgekannt haben muss. Der Inhalt ist zwar nicht leicht zugänglich, wenn man nicht bibelfest und mit römischen Sitten vertraut ist, doch Flauberts Sprache trägt über unverständliche Details mit Leichtigkeit hinweg. Durch die ungeheure Kraft seiner Worte lässt er Bilder im Kopf des Hörers entstehen, die Gänsehaut verursachen. Allein mit dem Tanz der Salome legt er ein eindrucksvolles Zeugnis seines großen Könnens ab.
    An Christian Brückner als Sprecher musste ich mich erst gewöhnen, vor allem hätte ich mir für die erste Erzählung „Ein schlichtes Herz“ eine weibliche Stimme gewünscht. Für die beiden anderen Geschichten hingegen ist er genau die richtige Wahl, da er die Dramatik dieser Inhalte sehr gut transponieren kann.
    Wer sich von Flauberts großartiger Sprache verzaubern lassen möchte, hat mit diesen drei wunderbar erzählten und von Elisabeth Edl hervorragend übersetzten Geschichten sicher eine gute Wahl getroffen. Gerne vergebe ich dafür :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: