Klappentext
Brot backen ist fast wie ein Tanz. Teig wird rhythmisch geknetet, die Drehung der Hände, der Schwung der Hüfte geben ihm Geschmeidigkeit. Fasziniert beobachtet die ehemalige Tänzerin Sofie den italienischen Bäcker Giacomo bei seiner Arbeit. Eigentlich wollte sie den Aushilfsjob in der Dorfbackstube gleich wieder kündigen. Zu sehr hat das Ende ihrer Karriere ihr Leben aus der Bahn geworfen. Wer ist sie, wenn sie nicht tanzt? Wer wird sie lieben, wenn sie nicht mehr auf der Bühne strahlt? Doch überraschend findet Sofie in der kleinen Bäckerei viel mehr als nur eine Beschäftigung: die Weisheit eines einfachen Mannes, das Glück der kleinen Dinge und den Mut zur Veränderung.
Autor:
Carsten Henn, arbeitet als Schriftsteller, Weinjournalist und Restaurantkritiker. Er ist Chefredakteur des Weinmagazins Vinum. In St. Aldegund an der Mosel besitzt er einen Steilstweinberg mit alten Rieslingreben, den er selbst bewirtschaftet. Wenn er einmal nicht seiner Leidenschaft fürs Kochen nachgeht, ist er auf der Suche nach neuen Gaumenfreuden.
Carsten Sebastian Henn – Wikipedia
Buchgestaltung
Das Buch ist gebunden mit einem Schutzumschlag und umfasst insgesamt 256 Seiten. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, aber auch melancholisch. Die einzelnen Kapitel haben eine angenehme Länge und lassen sich gut lesen. Das Cover ist wunderschön gestaltet und passt vom Stil und der Aufmachung her zu seinem vorigen Werk „Der Buchspazierer“ und hat einen hohen Erkennungswert. Ich finde das Buch optisch einen richtigen Hingucker, wenn nicht der blöde „Spiegel“-Aufkleber wäre.
Meine Meinung
„Der Buchspazierer“ von dem Autor konnte mich schon total begeistern und so war meine Erwartungshaltung bei diesem Buch natürlich ziemlich hochgesteckt.
Es geht um Sofie, die ihren Traumberuf als Tänzerin abrupt aufgeben musste und nun nicht mehr weiß, wo sie eigentlich hingehört und was sie nun machen soll. Sie ist verzweifelt, lethargisch, fast schon depressiv. Mehr durch Zufall lernt sie Giacomo kennen und fängt in seiner Bäckerei an. Durch den liebevollen und rücksichtsvollen Giacomo lernt sie sich nach und nach wieder selbst kennen. Er hilft ihr, den richtigen Focus im Leben wiederzufinden. Er gibt weise Ratschläge und philosophiert über Teige und Brote und deren richtigen Zubereitung. Aber er selbst und auch Elsa, seine Verkäuferin, haben eigene, tiefergehende Probleme, die entwirrt werden müssen.
Die Charaktere waren alle vielschichtig und interessant. Der Bäcker Giacomo versteht sein Handwerk wie kein zweiter und ist sehr sympathisch und gutmütig, aber auch von tiefer Traurigkeit. Seine Verkäuferin Elsa ist mürrisch und verbittert, aber im Laufe der Geschichte erfährt der Leser den Grund, warum sie so ist, und man kann es ihr nicht verübeln oder ihr gar böse sein. Auch die kleine Anouk hat mir gut gefallen. Sie war witzig und aufgeweckt.
Mit Sofie bin ich leider nicht so richtig warm geworden. Mir hat nicht gefallen, wie sie mit ihrem Mann umgegangen ist, der wirklich sehr liebevoll und verständnisvoll war und sie immer unterstützt hat. Was hätte er denn noch machen müssen, um Sofie zufrieden zu stellen? Mehr geht ja gar nicht.
Sehr gefreut habe ich mich über den kurzen Gastauftritt gleich zu Beginn der Geschichte vom Buchspazierer Carl. Das war klasse und hat mich gleich begeistert in die Story eintauchen lassen.
In dieser Geschichte geht es um Mut zur Veränderung und zu einem Neuanfang und es gibt einige Passagen, die zum Nachdenken anregen. Es sind die leisen poetischen Töne, die hier das Ganze ausmachen. Und über allem hängt ein wenig Schwere und Melancholie.
Die Reise (zu sich selbst), die alle Beteiligten antreten, wird ruhig und unaufgeregt erzählt. Ich finde aber, ein wenig mehr Pep hätte der Geschichte gutgetan. Das finde ich beim Buchspazierer besser gelöst. Es war mir in diesem Fall ein bisschen zu ruhig.
Fazit: Ein warmherziger und feinfühliger Roman. Von mir gibt es Sterne.