Lauren Groff - Matrix

  • Nonne wider Willen


    England 1158 - das hünenhafte Waisenkind Marie aus Frankreich, wird mit 17 von ihrer Halbschwester, der Königin Eleonore von Aquitanien in ein armseliges Kloster auf der Insel verbannt. Sie solle dort Priorin werden, da sie zu unansehnlich und mannhaft für eine Heirat wäre. Die freiheitsliebende Marie, die viel lieber als Ritter durch die Lande ziehen würde, muss sich nun dem Klosterleben unterordnen und dem Neid und Argwohn der Schwestern, den sie dem fremden Bastard der Krone anfangs entgegensetzen. Ganz allmählich aber findet die im Klosterleben gefangene Marie ihren ganz eigenen Glauben und erschafft ihre ganz eigene Rolle, die das Kloster bereichert, zu Wohlstand führt und mit ihren außergewöhnlichen feministischen Visionen einen ganz neuen Weg aufzeichnet.


    Mit „Matrix“, ist der amerikanischen Autorin Lauren Groff ein ganz ungewöhnliches Buch gelungen. Es beschäftigt sich mit unterschiedlichen Frauenrollen im frühen Mittelalter, mit besonderem Focus auf das Klosterleben. Mit der ungewöhnlichen Protagonistin Marie, der sie das Klischee eines riesigen Mannweibes zuordnet, schafft sie eine ziemlich kontroverse Figur, die gleichzeitig feinfühlig, wehrhaft und ikonenhaft erscheint. Zuerst zutiefst zerrissen und unzufrieden, macht Marie aber das Beste aus ihrer zugewiesenen Rolle und zeigt ihrer geliebten Königin Eleonore alle ihre Facetten!

    Der Roman beschreibt das Leben und die Moral im klassischen Mittelalter auf eine recht bildhafte und einfühlsame Weise. Der Schreibstil dabei ist eindrucksvoll und fesselt besonders durch seine ungewöhnliche Protagonistin. Als Inspiration für ihre Marie diente Groff sicherlich die sagenumwobene Dichterin „Marie de France“ aus dem 13. Jahrhundert, von deren Leben nicht viel bekannt ist, deren Novellen „Lais“ Liebe und Unterdrückung der Frauen zum Thema macht.

    Das Cover ist eher unspektakulär und weist so gar nicht auf ein historisches Thema hin, doch soll wohl der goldene Strahlenkranz auf Maries Visionen-Inspirationen hindeuten.


    Mein Fazit:

    Ein faszinierender und ungewöhnlicher historischer Roman, mit einer fantastischen Protagonistin, die sehr modern und unkonventionell in ihren Ansichten anmutet. Sehr inspirierend inszeniert:).

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  • Tine13 Bitte denk dran, die ISBN mit einzutragen, damit auch die Rezension mit dem Buch verlinkt wird. Danke :wink:


    Und hier noch das gleichnamige Original

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Nie hätte ich gedacht, dass ein Roman über Nonnen im 12. Jahrhundert einmal so begeistern könnte.

    Inhalt:

    Die siebzehnjährige Marie, uneheliche Tochter eines Monarchen, durch eine Vergewaltigung gezeugt, wird von Eleonore von Aquitanien, ihrer geliebten Königin, verstoßen und in ein verarmtes Nonnenkloster verbannt. Für Marie erscheint dieses Schicksal zunächst unerträglich. Doch schon bald erkennt sie, dass die einzige Möglichkeit ihrem Elend zu entrinnen, ist, sich eben diesem zu fügen, und das Bestmögliche aus ihrer ausweglosen Situation zu machen. Zorn und Verzweiflung beflügeln sie, in den folgenden Jahren auf den Grundfesten des tristen Klosters einen Ort des Reichtums und der Göttlichkeit zu erbauen. In einer düsteren Zeit, in der Frauen ohne den Schutz eines Mannes hilflos und verwundbar sind, schafft sie eine Gemeinschaft aus Schwestern, die sich gegenseitig Halt und Sicherheit bieten - und gemeinsam selbst den größten Widrigkeiten trotzen. Aber nicht nur das. Marie bringt mit dem Kloster vor allem zu einem - nämlich zu Macht. Einer berauschenden und ebenso gefährlichen Waffe.

    Meine Meinung:

    Ich finde dieses Buch sehr ungewöhnlich und ganz ausgezeichnet. Eigentlich bin ich niemand der mit der Kirche oder kirchlicher Symbolik besonders viel anfangen kann. Auf „Matrix“ bin ich durch die schöne Covergestaltung aufmerksam geworden und schließlich hat mich die Leseprobe überzeugt, welche sehr aussagekräftig für die weitere Qualität dieser berauschenden Geschichte ist.

    Marie ist eine großartige Protagonistin: Unerschrocken, gewaltig und modern.

    Ich mag es, dass „Matrix“ ein Buch über Gemeinschaft und Familie ist. Ich mag den Zusammenhalt zwischen den Nonnen und habe ebenso gern über die Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen ihnen gelesen. Ihre wundersamen Charaktere und wozu sie im Stande sind, das hat einfach Spaß gemacht.

    Der Schreibstil der Autorin ist bildlich und mitreißend. Die Übersetzung liest sich auf den Punkt. Das muss an dieser Stelle gesondert hervorgehoben werden. Spätestens seit Sally Rooney sind wir es ja gewohnt, dass junge Autorinnen aus dem angloamerikanischen Sprachraum auf Redezeichen verzichten. Auch Lauren Groff macht das und es stört mich nicht.

    „Matrix“ ist eigentlich ein moderner, feministischer, sogar queerer Roman, sehr 2022, in ein historisches Gewand gesteckt. Männer spielen nur am äußersten Rand eine Rolle. Keiner von ihnen wird auch nur mit einem Namen bedacht. Hier geht es ganz allein, um die Leistung der Frauen bzw. der Nonnen, einer Gruppe, die man auf den ersten Blick für schwach hält und die aus eben dieser Schwäche Macht schöpft.

    Auch auf philosophischer Ebene hat mir das Buch etwas gegeben. Es hat beispielsweise Begriffe wie Heiligkeit sehr intelligent diskutiert.

    Fazit:

    „Matrix“ von Lauren Groff ist ein Buch das auf sprachlicher wie inhaltlicher Ebene leuchtet und aus der Masse der Neuerscheinungen hervorsticht. Eine Lektüre, die sich lohnt, und die ich jederzeit weiterempfehlen würde.

  • Europa im Jahr 1158: Vom royalen Hof von Eleanore von Aquitanien verstoßen, wird Marie von Frankreich, die Halbschwester der Königin, nach England geschickt. Die 17-Jährige soll die neue Priorin eines verarmten Klosters werden. Marie ist über diese Entscheidung entsetzt. Aber sie muss sich fügen…


    „Matrix“ ist ein Roman von Lauren Groff.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, wovon zwei wiederum in Kapitel untergliedert sind. Die Geschichte umspannt etliche Jahre. Erzählt wird im Präsens aus der Sicht von Marie.


    Die Sprache ist ungekünstelt, manchmal sogar etwas grob, gleichzeitig aber eindringlich und mit poetischer Note. Der Schreibstil sticht definitiv heraus.


    Zwar ist die Handlung im Mittelalter angesiedelt. Bei der Geschichte geht es aber nicht um einen typischen historischen Roman. In mehrfacher Hinsicht ist das Buch ungewöhnlich. Das trifft auch auf den Inhalt zu.


    Mit Marie steht eine interessante Protagonistin im Vordergrund, die mir zwar ein wenig fremd blieb, aber authentisch wirkt.


    Besonders angesprochen haben mich - neben der reizvollen Figur - die feministische Komponente und andere provokante Themen, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Leider fehlt eine Einordnung oder ein Nachwort, um den Wahrheitsgehalt und die historischen Fakten ohne eigene Recherche von der Dichtung trennen zu können.


    Auf nur etwa 300 Seiten ist das Erzähltempo mal gemächlich, mal gestrafft. Langeweile kam für mich, auch dank mehrerer Überraschungen, nicht auf.


    Das Cover ist unkonventionell für diese Art von Roman, gefällt mir unter optischen Gesichtspunkten aber sehr gut. Der Titel ist wortgetreu aus dem englischsprachigen Original übernommen.


    Mein Fazit:

    „Matrix“ von Lauren Groff ist ein ungewöhnlicher Roman, der mich zwar nicht in allen, aber in vielen Aspekten überzeugen konnte.


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