S. A. Chakraborty - Das Königreich aus Kupfer / The Kingdom of Copper

  • "Das Königreich aus Kupfer" von S. A. Chakraborty

    Daevabad-Trilogie, Teil 2



    Amazonische Beschreibung:


    DAEVABAD - HAUPTSTADT DER DSCHINNS Das Leben der jungen Heilerin Nahri hat sich für immer verändert, als sie bei einem missglückten Ritual versehentlich den so geheimnisvollen wie betörenden Dschinnkrieger Dara beschwor. Sie gelangte mit seiner Hilfe nach Daevabad. Jetzt da sich die Heimstätte aller Dschinns in den Nachwehen einer verheerenden Schlacht befindet, steht Nahri vor der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens. Doch wenn sie ihr Erbe – und damit gleichsam unermessliche Macht – annehmen sollte, wartet ein goldener Käfig auf sie – argwöhnisch beäugt von einem Herrscher, der auf jenem Thron sitzt, der einst Nahris Familie gehörte. Ein einziger Fehltritt genügt und ihr Volk ist dem Untergang geweiht. In der Zwischenzeit wurde Ali, der Sohn des Herrschers von Daevabad, verbannt, weil er es gewagt hat, sich seinem Vater zu widersetzen. Unbarmherzig von Attentätern gejagt kann er sich nur noch auf die beängstigenden Fähigkeiten verlassen, die ihm unberechenbare Wassergeister verliehen haben. Dabei droht er, ein schreckliches Geheimnis zu lüften, das seine Familie für immer vergraben wähnte ... Band 2 der Daevabad-Trilogie Die Daevabad-Trilogie im Überblick Band 1: Die Stadt aus Messing Band 2: Das Königreich aus Kupfer Band 3: Das Imperium aus Gold



    Meine Meinung:


    Fünf Jahre sind seit den Ereignissen im ersten Band vergangen. Nahri ist mit dem Thronfolger Muntadhir al Qahtani verheiratet worden und wird von allen wie eine Gefangene behandelt. Alizayd, Muntadhirs jüngerer Bruder, lebt in der Verbannung und hat sich dort eine neue Existenz aufgebaut. Und Darayavahoush - lebt (wieder)!

    Nahri geht ihrer Berufung nach: sie ist in den letzten Jahren eine geschickte Heilerin geworden. Sie hat sich den Respekt der Daevas von Daevabad verdient. König Ghassan hält sie jedoch an der kurzen Leine und lässt ihr so gut wie keine Freiheiten. Ihr Ehemann treibt sich in Bordellen herum und trinkt zu viel, doch sie hat ihr Lazarett und das genügt ihr fast. Sie trauert immer noch um Dara, der - wie alle glauben - den Tod von Alizayds Hand gefunden hat.

    Eines Tages steht Ali jedoch wieder vor ihr. Aus der anfänglich offenen Feindschaft wird eine zögerliche Partnerschaft bei einem wichtigen Bauprojekt. Bald sieht es so aus, als könnten sich manche Dinge wieder einrenken, auch wenn man hart daran arbeiten müsste.

    Während die alte Freundschaft zwischen Nahri und Ali wieder entsteht, braut sich über ihren Köpfen eine Katastrophe zusammen. Es ist nicht nur König Ghassan, der mit aller Macht versucht, die Stadt zu befrieden und dabei über Berge von Leichen geht. Es ist nicht nur Muntadhir, der glaubt, sein Bruder wolle seinen, Muntadhirs, Platz einnehmen. Es ist vor allem eine totgeglaubte Person, der Dara nun gehorcht, und die es auf das Siegel des Suleiman abgesehen hat, das Magie lenken und aufheben kann.


    Ich hätte nicht gedacht, dass der erste Band getoppt werden könnte. Kann er, ist er. Shannon A. Chakraborty hat hier eine komplexe, sehr gut durchdachte Welt entwickelt, in die man eintaucht und aus der man nur sehr schwer wieder auftauchen kann.


    Es gibt eine Stadt, in der es vor alten Feindschaften brodelt, es gibt Fremdenhass, Mißtrauen, Anschläge. Es gibt Palastintrigen und Verschwörungen und Attentate. Es gibt finstere Pläne, Kriegsvorbereitungen und Pakte mit Ungeheuern.

    Mittendrin sind drei Figuren, aus deren Sicht wir das ganze erfahren. Mir gefällt besonders Nahri. Sie ist keine Überfrau, sie rennt nicht vor lauter Sturheit mit dem Kopf gegen Wände. Das Leben auf den Straßen von Kairo und später im Palast von Daevabad hat sie gelehrt, vorsichtig zu sein. Das ist erfrischend zu lesen. Normalerweise sind die Heldinnen in Fantasybüchern allesamt Supergirls, die jedem Schurken die Stirn zu bieten versuchen.

    Alizayd ist manchmal schwer zu ertragen, denn er weicht nicht einen Millimeter von seinen Prinzipien ab. Er ist ein Idealist, ein sehr religiöser Mann und will stets nur das Beste für seine Familie und die Stadt. Dass das oft mißverstanden wird und deshalb nach hinten losgeht, ist sein Fluch.

    Dara kämpft wieder gegen seine Dämonen, und diesmal ist er selbst einem Dämon ähnlicher als er es je für möglich gehalten hätte. Er ist seiner Nahid ergeben, hadert aber immer wieder mit ihren Befehlen. Auch er ist kein Übermensch, er hat Schwächen, an denen er zu knabbern hat.


    Die Kombination aus all dem ist perfekt ausgewogen und deshalb ein Fantasyschmaus der ersten Güte.


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    ***

    Aeria

  • “Das Königreich aus Kupfer” ist der zweite Teil der Daevabad Reihe von S.A. Charkraborty. Fünf Jahre nach den Ereignissen in “Die Stadt aus Messing” begleiten die Leser:innen Nahri, Alizayd und Dara durch ihr neues Leben - das sich keiner der drei ausgesucht hat. Um Daevabad steht es schlimmer denn je und alle und jeder hat ganz eigene Pläne und Vorstellungen, wie die Zukunft der Stadt aussehen soll. Und wie diese zu erreichen ist. Geheimnisse, zwielichtige Machenschaften und Intrigen sorgen für Spannungen und Allianzen, während Navasatem - das Fest, das die nächste Generation einläutet - immer näher rückt.


    Meiner Begeisterung für das Worldbuilding habe ich bereits in meiner Rezension zum ersten Teil Ausdruck verliehen. Ich unterlasse es hier, mich zu wiederholen. Angemerkt sei, dass die kurzen Einblicke in die erweiterte Welt der Dschinn ausserhalb von Daevabad nicht ganz so opulent ausfallen, aber eine nette Ergänzung darstellen. Noch mehr Tiefe verschaffen dem Worldbuilding aber die Ausführungen zur Historie und der Sagenwelt, die sich nahtlos in das Bestehende einfügen.


    Im Bezug auf diesen zweiten Teil möchte ich vor allem die Figuren und ihre Entwicklungen hervorheben. Vor allem die drei Perspektivfiguren bleiben sich zwar im Kern treu, entwickeln sich aber durch ihre Erfahrungen auch weiter. In nicht unbedeutendem Masse gilt dies übrigens auch für die Nebenfiguren. Kein Wunder also, dass so manche Figur mehr Tiefe bekommt und mit überraschenden und doch für sie typischen Entscheidungen aufwartet. Ganz allgemein haben mich die Charaktere wieder sehr begeistert. Denn ich fühle mich sehr vielen - nicht nur den ProtagonistInnen - auf eine jeweils ganz eigene Art emotional verbunden. Obwohl ich persönlich nicht alle Handlungen gutheisse, kann ich sie eben doch verstehen - und wünsche ihnen Glück und Erfolg. Das führte dazu, dass ich mit vielen mitfieberte, auch wenn ihre Interessen gegenläufig verliefen. Eine äusserst verzwickte und sehr aufregende Lesesituation. Als Leserin hatte ich ausserdem oft einen Wissensvorsprung, da ich ja eben aus drei Perspektiven miterlebte. Kurz gesagt: Das Buch war unheimlich spannend!


    Und ich gebs zu: Ich habe mir mit der zweiten Hälfte die halbe Nacht um die Ohren geschlagen… Charkraborty hat es mit der Figurenkonstellation, den Geheimnissen und der Struktur der Geschichte geschafft, mich vollkommen zu fesseln. Während die Ereignisse sich zuspitzten, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Da haben auch die teilweise etwas ausufernden Beschreibungen der pompösen Kleidung mich kaum mehr gestört. Nach dem steilen Spannungsanstieg im letzten Drittel hat beim actionreichen Finale die Spannung für mich dann sogar etwas nachgelassen. Trotz überraschender Enthüllungen und Plottwists hat sich das Ende für mich sogar organischer angefühlt, als noch im ersten Teil.

    “Die Stadt aus Kupfer” ist definitiv kein Lückenbüsser, keine lahme Brücke zum finalen dritten Teil. Die Autorin schafft es, meine hohen Erwartungen zu erfüllen und Befürchtungen zu zerschlagen, die aus dem ersten Teil erwachsen sind. Dieses Buch überzeugt sowohl mit Action als auch mit nervenaufreibender Hintergrundspannung und Atmosphäre. Und ich habe noch selten so sehr und mit so vielen Figuren gleichzeitig mitgefiebert.


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