Agnes Krup - Leo und Dora

  • Agnes Krup - LEO UND DORA


    Inhalt (lt. amazon):


    Ein Gasthaus an der amerikanischen Ostküste, alte Gespenster, eine unverhoffte Liebe: die Geschichte eines Sommers, der alles verändert

    Dann eben Amerika.

    Auch nach zehn Jahren als Exilant hat Leopold Perlstein, einst berühmter Schriftsteller in Wien, in der neuen Heimat Palästina noch nicht Fuß gefasst: sein Auskommen als Versicherungsangestellter ist bescheiden, seine Schreibhemmung dagegen riesengroß. Ein langer Sommer in Sharon, Connecticut im Landhaus seiner Agentin und Freundin Alma soll die Wende bringen.

    Doch als Leo aus dem Zug steigt, steht dort nur ein Junge, der ihm erklärt, dass das Haus in der vergangenen Nacht abgebrannt ist. Mr. Perlstein wird vorläufig mit dem Roxy, dem Gästehaus gegenüber, vorliebnehmen müssen. Das Haus ist eine Katastrophe. Und Dora, die Wirtin, erst! Doch dieser Ort - und Dora! - werden Leos Leben für immer verändern.



    Meine Rezension

    REIFE LIEBE

    „Leo und Dora“ handelt in erster Linie von Leopold Perlstein. Er ist die Hauptfigur in dem Roman, der im Sommer 1948 spielt. Leo, ein einstmals erfolgreicher Wiener Schriftsteller, lebt schon seit zehn Jahren als Exilant in Palästina. Doch es gelingt ihm nicht in seiner neuen Heimat Fuss zu fassen, geschweige denn ein Buch zu schreiben. Deshalb folgt er dem Rat seiner Agentin Alma und fährt nach Amerika. Er soll in deren Landhaus im kleinen Ort Sharon in Connecticut den Sommer verbringen und seine Schreibblockade überwinden. Aber es soll anders kommen! Das gesamte Anwesen brannte in der Nacht vor seiner Ankunft ab und Leo muss notgedrungen mit dem Gästehaus Roxy vorliebnehmen. Das Roxy empfindet er sofort mit allem als Zumutung, einschließlich Dora, die das Haus führt. Aber ausgerechnet dieser Ort und diese Frau wird sein Leben verändern.


    Für dieses Buch interessierte ich mich wegen der hübschen Illustration auf dem Cover. Die beiden Vögel, wie sie sich einander zuwenden, fand ich schön und auch ein wenig altmodisch. Nachdem ich die Geschichte gelesen habe, finde ich es passend.


    Der Roman beschreibt in unaufgeregter, beschaulicher Weise die bewegten Lebensläufe von Leo und Dora. Agnes Krup stellt ihre Personen mit detailgetreuer Genauigkeit dar. Das verfolgt sie bis in die Nebencharaktere hinein. Als Beispiel führe ich hier die schwäbelnde Köchin Kniffel an. Ich konnte mir die Menschen in ihrer Charakterisierung gut vorstellen. Leo ist zu Beginn ein mürrischer grießgrämiger Mann, der die Geselligkeit des Ortes vergeblich zu vermeiden sucht. Ob er will oder nicht, er muss sich irgendwie arrangieren. Beim Strohmandeln (ein Kartenspiel aus dem österreichischen Zweig der Tarock-Familie für zwei Spieler) mit Dora beginnt er langsam „aufzutauen“.

    Mir hat die ruhige, feinsinnig und mit hintergründigem Humor erzählte Geschichte gut gefallen. Allerdings kommt sie ohne große Gefühlsausbrüche daher, obwohl beider Vergangenheit voll von Dramatik ist.


    „Leo und Dora“ zeigt vor allem in charmanten Ereignissen, wie Liebe auch jenseits der Jugendjahre noch wunderschöne Wendungen ermöglicht. Alles wird erreichbar, wenn man es zuläßt.

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  • Liebesgeschichte der besonderen Art

    Das Buchcover mit dem Vogelpaar sieht sehr kunstvoll aus und gefällt mir sehr gut. Dies ist mein erstes Buch von Agnes Krup und ihr Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Häppchenweise erfährt der Leser immer mehr über die Protagonisten Leo, Dora und Anton. Die Protagonistin Dora hat mir in ihrer souveränen und konsequenten Art sehr gut gefallen. Der Protagonist Leo entwickelt sich vom genervten Feriengast zum empathischen Zuhörer, der anfängt diese Zeit im Hotel Roxy zu genießen. Zu Anton, der ihn zu Beginn der Geschichte am Bahnhof abgeholt hat, beginnt er ebenfalls eine menschliche Beziehung aufzubauen. Ich denke, dass ich mich ebenfalls in so einem Hotel wohl gefühlt hätte.

    Die andere Geschichte, dass es im Roxy spukt fand ich jetzt nicht besonders realistisch. Auch die Art und Weise wie Leo und Dora diesen Geist vertreiben, fand ich unglaubhaft.

    Trotzdem kann ich dieses Buch den Lesern empfehlen, die gerne anspruchsvolle Liebesgeschichten lesen.

  • Unter der Treppe spukt's


    Die ersten 100 Seiten passiert in der erzählten Gegenwart gar nicht viel. Der Hund liegt begraben in all den Geheimnissen der handelnden Personen, angefangen bei Leopold Perlstein, dem Schriftsteller in der Schaffenskrise, der zweimal verwitweten Miss Dora, die eine Pension betreibt, dem Jungen Anton bis hin zum Ehepaar Geringer. Peu à peu werden diese Rätsel gesprächsweise enthüllt, wodurch die anfänglich bestehenden gegenseitigen Ressentiments dahinschmelzen. Dem Protagonist Leo wurde als Jude im Nationalsozialismus die Heimat Wien genommen, seine Ehe zerbrach und er verlor die Tochter, eine wirklich vertraute Bleibe fand er seitdem nicht mehr. Eine metaphysische Dimension bringt das Gespenst der verstorbenen Minna ins Spiel.


    Es erweist sich, dass alle Personen des Romans im Lauf ihres Lebens massive Verletzungen erfuhren. Die Wunden treten gelegentlich schmerzhaft zutage und verursachen ganz individuelle Empfindlichkeiten. Es geht immer wieder um familiäre Brüche - der Verlust von Kindern zieht sich als Leitmotiv durch das ganze Buch.


    Wie die Charaktere einander beistehen, Trost spenden und in eine heilsame Richtung lenken, stellt Agnes Krup voller Sympathie und psychologisch stimmig dar.

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  • Sommer an der amerikanischen Ostküste

    Es ist das Jahr 1948. Leo Perlstein, einst erfolgreicher Wiener Schriftsteller, der mittlerweile schon seit Jahren im Exil in Palästina als Versicherungsmathematiker sein Geld verdient, reist auf Einladung seiner Agentin und guten Freundin Alma nach Sharon, Connecticut, um dort in Almas Haus einen Sommer weitab vom Alltag zu verbringen. Der Gedanke dahinter ist, dass Leo dort seine Schreibblockade überwinden soll. Doch als er in Sharon ankommt, teilt man ihm mit, dass besagtes Haus einem Brand zum Opfer gefallen ist und Leo stattdessen mit dem einzigen Gästehaus am Ort, dem etwas heruntergekommenen Roxy, vorliebnehmen muss. Da Hochsaison ist, muss sich Leo ausgerechnet mit dem letzten freien Zimmer, der Dachmansarde, begnügen. Zunächst ist er entsetzt – nicht nur von der bescheidenen Unterkunft, sondern auch von den anderen Gästen – hauptsächlich jungen Müttern mit ihrem lauten Anhang – dem Essen und den Gemeinschaftstischen. Doch langsam, aber sicher lässt er sich auf die neuen Lebensumstände ein und merkt, dass es ihm ganz guttut, einen Gang herunterzufahren und die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Dora, die Besitzerin des Roxy, spielt ab und zu mit ihm Karten, ihr Ziehsohn Alfred fährt ihn (ohne Führerschein) in den nächstgrößeren Ort und er lernt das Professorenehepaar Geringer kennen, mit dem er sich anfreundet. Nur mit seiner Romanidee kommt er zunächst einfach nicht voran.


    „Leo und Dora“ ist ein ruhiger Roman, in dem nichts Weltbewegendes passiert. Doch die kleinen Ereignisse, die Agnes Krup mit feinem Humor schildert, sind amüsant zu lesen. Der Leser erlebt mit, wie Leo nach und nach seine harte Schale ablegt und auch Dora beginnt, sich ein Privatleben außerhalb des Roxy zu gestatten. Das Buch schafft es hervorragend, die Atmosphäre der langen, trägen Sommertage und -abende zu vermitteln. Mir hat es gut gefallen, in diese Atmosphäre einzutauchen und mehr über das Leben der einzelnen Personen und die sich langsam entwickelnden Freundschaften zu erfahren. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Außergewöhnliche Liebesgeschichte

    Bereits am wunderschön gezeichneten Buchcover mit den zwei turtelnden Vögeln erkennt man, dass dieser Liebesroman außergewöhnlich ist. Der Klappentext klärt den Leser auf, dass der Protagonist Leo unter einer Schreibblockade leidet und daher von seiner Agentin Alma, mit der er seit Jahren befreundet ist, nach Amerika eingeladen wird, in ihrem Sommerhaus einen Roman zu schreiben. Unglückliche Umständen zwingen ihn jedoch statt dessen im Hotel Roxy untergebracht zu werden. Wie es sich herausstellt wird dies für ihn jedoch ein glücklicher Neuanfang in allen Bereichen.

    Die Schlüsselszene ist das abendliche Tarockspiel von Leo und Dora. Da ich die Spielregeln nicht kannte, habe ich im Internet nach Infos gesucht und dabei bin ich auf nachfolgende Erläuterung gestoßen: „Beim Tarockspiel steht ein anspruchsvolles und lustvolles Miteinander an erster Stelle. Spaß und Spielwitz werden groß geschrieben. Toleranz und Risikofreude sind dafür unumgängliche Voraussetzungen.“ (www.tarock.tirol). Diese Spieleinstellung (Spaß, Toleranz und Risikofreude) überträgt sich peu à peu auch auf die beiden Protagonisten Leo und Dora in ihrem Alltag.

    Dies ist mein erstes Buch von Agnes Krup und sicherlich auch nicht das letzte. Das Buch ist flüssig und leicht zu lesen. Auch der Schreibstil mit dem schwäbischen Dialekt der Köchin Kniffel ist abwechslungsreich. Sehr schöne Liebesgeschichte mit leisen Untertönen, die sich auf jeden Fall lohnt zu lesen, auch wenn diese sich unspektatulär entwickelt. Ich hatte beim Lesen auf jeden Fall einige unterhaltsame Stunden.



  • Inhalt:

    Leo Perlstein, ein ehemals erfolgreicher Autor, der im Zuge des 2. Weltkrieges einen tiefreichenden Bruch in seinem Leben erfahren musste, kommt ins ländliche Connecticut um den Sommer im Ferienhaus seiner Agentin zu verbringen, und eine Schreibblockade zu überwinden. Nachdem es im Ferienhaus kurzfristig einen Brand gegeben hat, wird Leo stattdessen in einer benachbarten Pension untergebracht. Diese wird betrieben von Dora, einer herzlichen Wirtin, die es nach und nach schafft, Leos lange schon lange Zeit vereistes Herz zum Tauen zu bringen.



    Meine Meinung:


    „Leo und Dora“ erzählt auf stille und unaufgeregte Weise eine ganz ungewöhnliche Liebesgeschichte. Zwei Protagonisten stehen im Mittelpunkt, wie sie sonst in Liebesromanen nur wenig Aufmerksamkeit bekommen. Beide sind nicht mehr ganz jung, haben schon viel erlebt und sind durch diese Erlebnisse zu sehr unterschiedlichen Menschen geworden.

    Leo ist verbittert, unzufrieden, geht mit der Welt um sich herum hart ins Gericht. Das ist manchmal nicht ganz leicht zu lesen. Weder Dora und die anderen Protagonisten im Buch, noch wir als Leser haben es leicht mit Leo.

    Das Buch hat trotzdem einen ganz eigenen feinsinnigen Humor, der an manchen Stellen fast schon bizarr anmutet. Zudem hat es Atmosphäre. Ich liebe Geschichten, die im Sommer spielen oder über einen besonderen Sommer erzählen. Die Liebe zwischen Leo und Dora wird sanft erzählt und kommt ohne große Dramatik aus. Sie ist trotzdem bewegend. Die Lebensläufe der beiden bilden hier die Grundlage. Was zwischen ihnen entsteht, ist eine Art Sommerliebe im Herbst des Lebens. Das habe ich so noch nie gelesen und hat mir allein als Grundlage für ein Buch schon sehr gut gefallen.

    Obwohl ich leise Geschichten grundsätzlich sehr mag, hätte ich mir hier jedoch an der ein oder anderen Stelle ein wenig mehr Spannung gewünscht. Oder vielleicht ist Spannung nicht das richtige Wort: Was ich meine, ist vor allem der Impuls unbedingt weiterlesen zu wollen.



    Fazit:

    „Leo und Dora“ ist als Geschichte ganz ähnlich wie seine Protagonisten selbst: Manchmal lustig, machmal traurig, herzlich, bittersüß, sanft, ein wenig skurril, ein bisschen verschoben. Ein sehr gutes Buch für die warmen Monate im Jahr und für all diejenigen, die gerne über Liebe abseits der in Büchern so oft geltenden Normen lesen wollen.

  • Interessant und unterhaltsam


    Sommer 1948 an der amerikanischen Ostküste. In dem Landhaus seiner Agentin Alma will Leo Perlstein, einst ein berühmter Schriftsteller aus Wien, an seinem neuen Buch arbeiten. Seitdem er als unerwünschter Jude die Heimatstadt Wien verlassen musste, lebt er in Palästina und arbeitet dort bei einer Versicherung.


    In dem kleinen amerikanischen Ort soll Leo endlich seine lang dauernde Schreibhemmung überwinden und wieder als Schriftsteller sein Brot verdienen.


    Doch bei der Ankunft in Amenia erfährt Leo, dass das Landhaus in der Nacht abgebrannt ist und er in dem Gästehaus Roxy untergebracht wird. Leo ist entsetzt -sowohl von dem Gästehaus, wie auch von der Wirtin Dora. Er ahnt nicht, wie dieser Sommer und der Ort sein Leben verändern werden.



    Es ist eigentlich eine ganz einfache Geschichte, die Agnes Krup in dem Roman erzählt. Ein übellauniger Schriftsteller, deren Pläne und Erwartungen erneut durch einen Schicksalsschlag zunichte gemacht wurden, muss sich mit der unbequemen Lage abfinden und sich den Begebenheiten anpassen. Auf der anderen Seite gibt es die Wirtin Dora, die mit dem zornigen, erbitterten Man zu Recht kommen muss und ihm sein Aufenthalt so bequem und angenehm, wie es nur möglich ist, zu gestalten. Und die Umstände sind nicht gerade einfach, denn der Alltag der Menschen im Ort immer noch vom Krieg gezeichnet ist.


    Warmherzig, mit einem Hauch leichter Ironie erzählt die Autorin über das Leben der Menschen in Amenia, über eine Gemeinschaft, die zusammenhält und einander unterstützt. Liebevoll zeichnet sie die unterschiedlichen Charaktere, nach und nach enthüllt sie ihre oft tragischen Schicksale.


    Beim Lesen des Buches „Leo und Dora“ habe ich gleichzeitig das Hörbuch gehört. Das Hörbuch erschien im Aufbau Audio Verlag und wurde von Marian Funk gesprochen. Mit seiner angenehmen, gut verständlichen Stimme konnte der Schauspieler meisterhaft sowohl die Atmosphäre der jeweiligen Szenen, wie auch die Emotionen und Gefühle der Protagonisten gut vermitteln. So konnte ich leicht in die Geschichte versinken, die interessante Lektüre richtig genießen.


    Fazit: interessante Lektüre, unterhaltsame Hörstunden.

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