David Graeber – Bullshit-Jobs / Bullshit Jobs. A Theory

  • Inhalt:

    Im Zuge des technischen Fortschritts sind zahlreiche Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt worden. Trotzdem ist die Arbeitszeit nicht etwa gesunken, sondern auf durchschnittlich 41,5 Wochenstunden gestiegen. Wie konnte es dazu kommen? David Graeber zeigt in seinem bahnbrechenden neuen Buch, warum immer mehr überflüssige Jobs entstehen und welche verheerenden Konsequenzen diese Entwicklung für unsere Gesellschaft hat.

    (Quelle: Klappentext)


    Aufbau:

    David Graeber beschreibt zunächst die Vorgeschichte des Buches. Sein Artikel „Über das Phänomen der Bullshit-Jobs“ in der Zeitschrift „Streike!“ ist komplett wiedergegeben und das ist recht wichtig, denn das Buch lebt regelrecht von den zahlreichen Zuschriften aus aller Welt, als Reaktion auf diesen Artikel. Es wird eine Arbeitsdefinition des Begriffes „Bullshit-Job“ gefunden und fünf Kategorien dafür festgelegt. Sodann wird darauf eingegangen, unter welchen psychischen / seelischen Folgen die „Bullshit-Jobber“ zu leiden haben, warum das Phänomen, dass immer mehr Arbeiter:innen für sinnlose Tätigkeiten bezahlt werden, größer wird, warum die Gesellschaft offenbar der Meinung ist, dass es besser ist einer sinnlosen Lohnarbeit nach zu gehen als keiner Lohnarbeit und welche politischen Konsequenzen die „Bullshitisierung“ der Lohnarbeit hat. Am Ende wird beispielhaft am bedingungslosen Grundeinkommen gezeigt, wie ein Ausweg aussehen könnte.


    Mein Eindruck:

    Für ein Sachbuch liest es sich unglaublich kurzweilig und ja, auch unterhaltsam. Dazu tragen sicherlich die bereits erwähnten Zitate aus den Zuschriften von betroffenen „Bullhit-Jobbern“ bei. Diese „Tätigkeitsbeschreibungen“ regen regelmäßig zum Schmunzeln an. Sicher ist es aber auch das Thema an sich: Die meisten Leser:innen werden einen direkten Bezug zur Lohnarbeit haben, da sie einen großen Teil ihres bewussten Lebens einer ebensolchen nachgehen oder nachgingen. Man fühlt sich bei dem Thema also sofort abgeholt, ja es schreibt einem jemand aus der Seele.

    Der Autor hält auch nicht mit seiner persönlichen Meinung hinterm Berg. So zum Beispiel bei der einseitigen Berichterstattung zu Lasten von streikenden Arbeiter:innen, bei der regelmäßigen und akzeptierten Verunglimpfung und Schikanierung von Arbeitslosen oder welchen Nutzen die Gesellschaft von der Existenz der Finanzbranche und der dortigen Jobs seiner Meinung nach hat. Dies trägt zum Lesevergnügen bei, wenn man seine Meinung teilt, vermutlich aber auch nicht, wenn nicht.

    Stärken des Buches sind meiner Meinung besonders die Exkurse über die Hintergründe verschiedener Ansichten und Gegebenheiten, zum Beispiel: Seit wann ist es eigentlich normal, dass man seine Zeit verkauft? Wo kommt eigentlich diese Vorstellung her, dass Lohnarbeit per se gut ist, unabhängig vom Nutzen dieser, und Müßiggang unhinterfragt schlecht, und welche Gründe lassen sich ausmachen? Warum verhält sich die Höhe der Lohnes umgedreht zur gesellschaftlichen Nützlichkeit der Arbeit? Wo kommt die Missgunst her, welche man bei manchen Bullshit-Jobbern gegenüber den erforderlichen Arbeiter:innen beobachten kann?


    Allerdings wird das Thema wird nur aus Sicht der Bullshit-Jobber selbst beleuchtet, also welche Folgen es für sie selbst hat. Und von da ausgehend für die ganze Gesellschaft. Kaum eine Rolle spielt, wie die „Bullshitisierung“ der Lohnarbeitswelt auf die Arbeiter:innen wirken muss, welche die erforderliche Arbeit verrichten. Welche am eigenen Arbeitsplatz erleben, dass bei ihnen der Leistungsdruck immer weiter erhöht wird und gleichzeitig immer mehr oft gut bezahlte „Bullshit-Jobs“ geschaffen werden. Als was für eine Ungerechtigkeit dies empfunden werden muss, und welche gesellschaftliche Sprengkraft diese birgt. Zu sehr verlässt sich der Autor offenbar darauf, dass die Arbeiter:innen, welche die erforderlichen Tätigkeiten ausführen, damit zufrieden sind, dass sie etwas sinnvolles tun und die Ursache von einem Ergebnis sind.


    Fazit:

    Insgesamt aber ein gutes und wichtiges Buch, klare Leseempfehlung.



    Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: