Sabine Thiesler - Basta, Amore! Vom alltäglichen Irrsinn in Bella Italia

  • Klappentext:


    Warum quasseln alle Italiener unentwegt am Handy – gehen aber nie ran, wenn man sie wirklich braucht? Warum muss man dort gefühlt die Hälfte seines Lebens in Wartezimmern, auf Banken und Postämtern verbringen? Und wieso teilt die Telecom Italia einem per Brief mit, dass man keine existente Adresse habe? Lange Jahre hat die Bestsellerautorin Sabine Thiesler den italienischen Wahnsinn in der Toskana live erlebt – nun berichtet sie urkomisch und frappierend zugleich über die Absurditäten im deutschen Sehnsuchtsland Nummer 1.



    Mein Leseeindruck:


    „Urkomisch“ soll das Buch sein? Andere Länder, ihre Sitten und Gebräuche abzuwerten und alles durch die deutsche Brille zu sehen?

    Das finde ich überhaupt nicht urkomisch, mal nicht nur einfach komisch, sondern einfach nur anmaßend.


    Vorneweg: wir haben seit -zig Jahren selber auch eine residenza in Italien und zahlen dort Steuern. Ja, es gibt Absurditäten, die uns verwundern, und eine Mail der ENEL, des italienischen Stromversorgers, bringt mich nach wie vor immer an den Rand des Kollapses. Und ja, nicht jeder Handwerker kommt pünktlich, und es wird viel gegessen und getrunken, und die meisten Italienerinnen reden laut und lärmend, (und tatsächlich alle gleichzeitig 😊), Strom und Wasser sind erheblich teurer, und mit dem pronto soccorso und dem italienischen Gesundheitssystem haben auch wir gemischte Erfahrungen gemacht.


    Frau Thieslers Beobachtungen decken sich also teilweise mit unseren, und insofern hat das Buch durchaus seine lustigen Seiten. Der Unterschied aber scheint mir zu sein, dass sie die Dinge nicht einfach hinnimmt, sondern wertet. Wie gesagt: sie schaut durch die deutsche Brille und scheint nicht zu bemerken, dass die gefärbt ist.


    Zum Beispiel die ciclisti, die Radfahrer: man hört sie kommen, ein Geräusch wie ein Hornissenschwarm, und dann sind sie da, durchgestylt wie für die Tour de France, mit Reklame vollgepappt, ein dichter Pulk, der selbstbewusst die ganze Straßenbreite einnimmt. Wie viele km sind wir auf unserer Uferstraße und auf Passstraßen schon hinter einem solchen Pulk langsam hergefahren? Na und? Frau Thiesler aber fühlt sich gestört, wehrt sich dagegen, will überholen, gerät in Wut.


    Klar, das gibt es in Deutschland nicht. Dafür aber sicher anderes.

    Und wenn ich schon lese: "die Italiener"... Geht es nicht differenzierter?

    Und so fort...


    Manche Beschwerden kann ich in keiner Weise nachvollziehen. Frau Thiesler und ihr Mann kaufen einen „Steinhaufen“ (eigene Aussage) und wollen daraus ein Haus mit Pool und Gästehaus entstehen lassen. Sie haben keinen Strom, kein Telefon, kein Wasser und auch keine Zufahrt zum "Steinhaufen". Also ein sehr spezielles Unternehmen. Sie fertigen Pläne an, die sie dem Bekannten eines Bekannten als Bauaufsicht anvertrauen und entschwinden wieder. Klar, dass da nicht alles wunschgemäß läuft. Aber wer ist schuld? Natürlich dieser Bekannte des Bekannten, der sich doch so smart gegeben hatte, dieser ignorante! Frau Thiesler, wie wäre es, wenn Sie sich mal an die eigene Nase fassen? Wieso nehmen Sie nicht jemanden vom Fach? Z. B. einen Architekten? Die gibt es in Italien, wir hätten Ihnen sogar einen empfehlen können...


    Ebenso verhält es sich mit dem Gejammere über die Grundsteuer. Ja, die ist hoch und kompliziert zu berechnen, aber das macht jeder Steuerberater für wenig Geld. Das ist doch wohl zu packen, Frau Thiesler!

    Jedenfalls sind wir bisher von den horrenden multa, Strafzahlungen, die sie beschreibt, verschont geblieben. Ich kannte das Wort bisher noch nicht.


    Fazit: ein Buch, das mich geärgert hat. Verallgemeinerungen und Vorurteile.

    Frau Thiesler ist sicher in Deutschland besser aufgehoben, weil man den deutschen Irrsinn vielleicht aus Gewöhnung nicht mehr so wahrnimmt.

    :bewertung1von5:


    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • die Radfahrer

    Ich lade Frau Thiesler gerne ein, mit einem Kinderwagen durch den deutschen Wald zu spazieren und von Mountainbikern überholt (und beschimpft) zu werden. :wuetend:

    nicht jeder Handwerker kommt pünktlich

    Aber bei uns! :shock:


    Ganz ehrlich: Deine Gedanken verwundern mich nicht. Ich habe zwei (oder drei?) Krimis der Autorin gelesen und die Bekanntschaft nicht weiter vertieft.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Herzlich Dank für deine kritische Rezension, besonders da du die „Italiener“ :wink: und die italienischen Verhältnisse kennst. Ich sage mir immer „ Paese che vai usanza che trovi“

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Ich sage mir immer „ Paese che vai usanza che trovi“

    So ist es. Man kann es nämlich auch als Chance begreifen und einen anderen Blickwinkel

    gewinnen.

    Am meisten hat mich geärgert, wie sie sich über eine Essenseinladung mokiert haben. Fegatini di pollo - bah, sie essen doch keine Innereien, und Kohlehydrate auch nicht. Und dick wird man vom italienischen Essen auch.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • die Bekanntschaft nicht weiter vertieft.

    Ich habe zwei als ebook: "Zeckenbiss" und "Nachts in meinem Haus".

    Das lass ich dann lieber bleiben.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • "Die Italiener" gibt es genauso wenig, wie es "die Deutschen" gibt. In D ist es mMn sogar noch schlimmer, weil es da nicht nur ein Nord/Süd-Gefälle gibt, sondern eben auch Ost/West.

    Aber hey, Vorurteile sind schön und drüber herziehen noch schöner. ](*,)

  • Squirrel oder wer immer dafür zuständig ist:

    Bitte den Titel ausbessern!

    Der Buchtitel ist korrekt "Basta, Amore! Vom alltäglichen Irrsinn in Bella Italia."


    Ich habs leider erst nach Ende der Bearbeitungszeit gemerkt. Danke!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich habe zwei (oder drei?) Krimis der Autorin gelesen und die Bekanntschaft nicht weiter vertieft.

    Bei mir hatte schon ein Krimi von ihr gelangt um zu wissen, dass ich nie wieder ein Buch von ihr lesen möchte. Inhaltlich völlig an den Haaren herbeigezogen, wie es gerade passte.

    So einen Krimi auch noch in einer autorenbegleiteten Leserunde durchzuhalten, war nicht gerade einfach gewesen. Am schlimmsten aber fand ich ihre Art wie sie mit Kritik umgegangen war.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Sabine Thiesler - Basta Amore. Über den täglichen Irrsinn in Bella Italia.“ zu „Sabine Thiesler - Basta, Amore! Über den täglichen Irrsinn in Bella Italia“ geändert.
  • Liebe Squirrel , ich bins leider nochmals - der Titel stimmt nicht, Asche auf mein Haupt.

    Der Buchtitel ist korrekt "Basta, Amore! Vom alltäglichen Irrsinn in Bella Italia."

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Bei mir hatte schon ein Krimi von ihr gelangt um zu wissen, dass ich nie wieder ein Buch von ihr lesen möchte. Inhaltlich völlig an den Haaren herbeigezogen, wie es gerade passte.

    So einen Krimi auch noch in einer autorenbegleiteten Leserunde durchzuhalten, war nicht gerade einfach gewesen. Am schlimmsten aber fand ich ihre Art wie sie mit Kritik umgegangen war.

    Danke für Deine Einschätzung, damit lösche ich die beiden Krimis. Sie kommen in der Bewertung hier ja nicht sooo schlecht weg, und ich dachte, dass man in ihnen vielleicht ein bisschen Respekt vor ihrem Gastland findet.


    Wie ist sie denn mit Kritik umgegangen?

    Im Buch "Basta, Amore!" sieht das so aus, dass sie immer Recht hat, und wenn ein Handwerker nicht so will oder kann wie sie bzw. ihr Mann, wird er zur Schnecke gemacht. Was glaubst Du, wie oft in dem Buch gebrüllt wird.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Wie ist sie denn mit Kritik umgegangen?

    Sie hat sie nicht an sich rangelassen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

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  • Das klingt wirklich nicht sehr sympathisch.

    Am meisten hat mich geärgert, wie sie sich über eine Essenseinladung mokiert haben. Fegatini di pollo - bah, sie essen doch keine Innereien, und Kohlehydrate auch nicht. Und dick wird man vom italienischen Essen auch.

    Innereien müsste ich jetzt auch nicht unbedingt haben, aber meine Güte, andere Länder, andere Sitten ... und wer keine Kohlenhydrate essen möchte, soll sich halt ein anderes Aufenthaltsland suchen (mal abgesehen davon, dass es Ungesünderes gibt als mediterrane Kost!)

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Sabine Thiesler - Basta, Amore! Über den täglichen Irrsinn in Bella Italia“ zu „Sabine Thiesler - Basta, Amore! Vom alltäglichen Irrsinn in Bella Italia“ geändert.
  • Liebe Squirrel , ich bins leider nochmals - der Titel stimmt nicht, Asche auf mein Haupt.

    Der Buchtitel ist korrekt "Basta, Amore! Vom alltäglichen Irrsinn in Bella Italia."

    Ich glaub, jetzt hab ich‘s :lol:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier