Klappentext:
Ngaba, Osttibet: Als sich ein junger Mönch mitten auf der Hauptstraße mit Kerosin übergießt und anzündet, deutet noch nichts darauf hin, dass dies eine ganze Bewegung auslösen wird. Bald darauf wird die kleine Stadt in der chinesischen Provinz Sichuan zur Welthauptstadt der Selbstverbrennungen - aus Protest gegen die Unterdrückung durch die chinesische Regierung.
Die preisgekrönte Journalistin Barbara Demick gewährt anhand berührender Schicksale tiefe Einblicke in den tibetischen Alltag abseits der touristischen Sehnsuchtsorte. Sie erzählt vom Ringen um politische Selbstbestimmung, von großen Verlusten und verborgenem Leid, aber auch von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Eine eindrückliche Hommage an die Menschen in Tibet.
Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de
'Free Tibet' ist ein Aufruf, der sehr vielen Leuten vertraut ist und der Assoziationen mit Gebetsfähnchen, dem Dalai Lama und vielleicht ein paar Yaks aufruft, sowie buddhistischen Mönchen mit einer Art goldenem Kamm am Hut. Und gefühlt legt man den Beginn dieser Bewegung irgendwie in die 80er Jahre.
Doch der Kampf um die politische Selbstbestimmung Tibets begann schon im Jahr 1958, als Truppen der chinesischen Volksbefreiungsarmee auf ihrem 'Langen Marsch' durch das tibetische Hochland zogen, wo sie sich aus einem Land ernähren musste, das kaum genug Nahrung für die reguläre Bevölkerung bereitstellte.
In diesem Jahr, durch die Augen der damals siebenjährigen Mei-Prinzessin Gonpo, beginnt Barbara Demick ihre Darstellung der wechselhaften Unterdrückungs- und Widerstandsgeschichte Tibets mit einem Schwerpunkt auf der für den tibetischen Buddhismus sehr wichtigen Stadt Ngaba, die in den 90er Jahren für ihre sich selbst verbrennenden Mönche bekannt werden sollte.
Im Weiteren wechseln die Personen, die im Mittelpunkt der Betrachtung stehen immer wieder einmal und so bekommen wir auch die Lebensgeschichten verschiedener Mönche, alleinerziehender Frauen, Lehrer und anderer Leute dargestellt. Außerdem gibt es auch einen Abschnitt über die Exilregierung in Dharamsala, die zwar im Tibet ein wenig zwiespältig gesehen wird - nicht aber der Dalai Lama, der seinerseits auch nicht in allen Teilen mit allen tibetischen Widerstandskämpfern übereinstimmt.
Es ist natürlich auch eine Geschichte der wechselhafte Entwicklungen des chinesischen Systems seit Mao Tse-Tung bis hin zu Xi Jinping, die immer wieder auch auf die verschiedenen Minderheiten in China - das ja offiziell 55 Minderheiten neben der Han-Bevölkerung beherbergt - hat.
Die Recherche in China - und speziell im Tibet - ist aus verschiedenen Gründen nicht unkompliziert und Gesprächspartner sind oft sehr sehr vorsichtig, so dass sich Frau Demick sehr bemüht hat Aussagen aus Interviews ausgiebig zu unterfüttern, eine Arbeit, die sie auf den etwa 20 Seiten ausgiebig dokumentierter Bibliographie erläutert.
Ein sehr eindringliches Buch, das dich bemüht, fair zu sein, soweit ich dies nach der Lektüre beurteilen kann. Auf jeden Fall lesenswert.