Simon Denninger - Schwingenfall

  • Toryan und Minn sind seit kurzem ein Paar, doch Toryan ist Grenzwächter in Dimmgrund und Minn Magd auf Gut Eulenstein. Deshalb freut er sich schon auf seinen Heimaturlaub und darauf Minn zu überraschen.

    Doch dann wird, während seines Patrouillendienstes, vor seinen Augen ein Engel getötet.

    Der Purifikant Damian hat keinen Zweifel daran, dass die letzte große Schlacht zwischen Gut und Böse unmittelbar bevorsteht.

    Als Toryan den Purifikanten zum Konklave nach Gut Eulenstein begleiten soll, kann er sein Glück kaum fassen, denn er wird Minn wiedersehen.

    Dabei ahnt Toryan noch nicht, das sie beide mitten in den Kampf zwischen Altnacht und Lichtland hineingezogen werden und das Schicksal aller auf dem Spiel steht.


    Meine Meinung

    Als erstes hat mich dieses fantastische Cover in den Bann gezogen! Die blutigen Schwingen passen zum Plot und spiegeln die Handlung perfekt wieder.


    Der Schreibstil ist wahrscheinlich nicht Jedermanns Sache und deshalb empfehle ich auf jeden Fall, sich vorher die Leseprobe anzusehen. Wenn ihr euch für dieses Buch entscheidet, nehmt euch auch auf den Fall genügend Zeit, denn bis ich in die Geschichte hineingefunden habe, hat es etwas gedauert.

    Es gibt viele Propagonisten mit teilweise recht ungewöhnlichen Namen, etliche Schauplätze, sowie unterschiedliche Perspektiven und Handlungsstränge. Sie sorgten dafür, dass ich den Überblick teilweise etwas verlor und es mir zu Beginn schwer fiel der Storyline zu folgen.

    Eine Karte des Worldbildings hätte das Verständnis etwas vereinfacht, denn ich hatte Probleme, mir die Schauplätze richtig vorzustellen.

    Am Ende des Buches gibt es zwar ein Glossar, aber da ich versäumt habe mir das Inhaltsverzeichnis auf dem Reader etwas genauer anzusehen, habe ich das erst recht spät bemerkt.

    Es mag jetzt vielleicht so klingen, als ob mir die Story nicht gefallen hätte, aber das ist nicht korrekt.

    Die Ausdrucksweise des Autors ist sprachlich auf einem hohen Niveau und hat mich von Anfang an begeistert.


    Zitat: "Respekt ist ein komischer Vogel. Je lauter man nach ihm schreit, desto seltener kommt er angeflogen."


    Simon Denninger führt den Leser sehr flüssig und sehr ausdrucksstark durch die Seiten.

    Nach und nach lernt man die Propagonisten besser kennen. Minn ist aufmüpfig, keck und kann sich gegenüber den Männern auf Gut Eulenstein gut durchsetzen. Aber sie ist auch etwas naiv und reagiert teilweise unüberlegt.

    Toryan ist ein relativ ruhiger Propagonist, der jedoch ab und zu seine Klappe nicht halten kann. Er macht im Laufe der Geschichte eine beeindruckende Entwicklung durch. Auch Gyblegog der Gnom sorgte bei mir mit seinem spritzigen Dialogen immer wieder für Heiterkeit.

    Gut gefallen hat mir auch der leichte Streampunkt Einfluss. Zum Beispiel das Luftschiff, die Schienensänfte oder der Golbot.

    Die unterschiedlichen Handlungsstränge fügten sich im Laufe des Plots zusammen und sorgten für ein fantastisches Ende, dass mich völlig überrascht hat.


    Alles in allem ist es ein Plot, mit einer düsteren Atmosphäre und spannenden, aber auch blutigen und dramatischen Abschnitten. Machtkämpfe und Intrigen sorgen vor allem am Ende für überraschende Wendungen.


    Von mir gibt es vier Sterne ⭐⭐⭐⭐ und eine Leseempfehlung für ein High-Fantasy Buch, das abseits des Mainstreams und sprachlich auf einem hohen Niveau ist.

  • Für mich ist dieses Buch ein echt toller Start in das neue Jahr gewesen. Wir haben hier auf 350 Seiten eine tolle High-Fantasy- Geschichte, die im Drachenmond Verlag erschienen ist. Wir begleiten die Magd Minn und den Grenzwächter Toryan auf ihrer Reise. Ihre Wege kreuzen sich nur kurzzeitig, doch wartet man irgendwie darauf, dass sich die beiden doch wieder treffen.

    Die beiden haben sich kennengelernt und empfinden etwas füreinander, doch sind sie so weit auseinander, dass sie sich schon fast ein Jahr nicht gesehen haben. Auch soll es zu Beginn des Buches wohl nicht wirklich sein, dass sie sich treffen. Was nun ein wenig anmutet, als würde es eine Liebesgeschichte werden, ist definitiv keine. Denn hier geht es um einen bitteren Krieg und darum, ob die Welt für immer in eine düstere Zeit fallen wird oder sie weiterhin den Menschen und Wesen ein Zuhause sein kann.

    Die Geschichte um Minn und Toryan spielt nur am Rande eine Rolle, aber irgendwie habe ich die beiden Charaktere so sehr ins Herz geschlossen, dass ich Ihnen nach den ganzen Strapazen, die sie ertragen müssen, nichts weiter gewünscht habe, als das sie glücklich zusammen werden können. Doch wie soll das gehen zwischen Engeln und Blutfürsten?

    Wie schon angedeutet, fand ich die Charaktere sehr toll, nicht nur die beiden Hauptprotagonisten. Am Anfang der Geschichte lernt man viele Leute kennen, da war ich hin und wieder etwas verloren, da ich es nicht so mit Namen habe, aber je weiter man in die Geschichte eindringt und die Welten versteht, desto besser kommt man damit klar.

    Auch fand ich die eingebauten Ideen neu und nicht so Mainstream wie vieles, was man aktuell so vorgesetzt bekommt.

    Für mich lass sich die Geschichte flüssig weg und ich würde gern mehr von dem Autor lesen. Ich bin gespannt, was man von ihm noch zu lesen bekommt!

  • Im Genre Fantasy entdeckt man ja echt selten Einzelbände, deshalb war ich hier besonders gespannt, wie der Autor hier eine "fremde" Welt, die betroffenen Charaktere und die bedrohliche Handlung in eine dafür relativ kurze Zeitspanne von 350 Seiten packt.


    Was mir hier als erstes aufgefallen ist, ist der Schreibstil von Simon Denninger. Es liest sich sehr flüssig und ist gespickt mit zahlreichen Metaphern ungewöhnlichster Art, was beim Lesen viel Spaß gemacht hat und erfrischend anders wirkt. Auch kleine Details in den Gedanken der Protagonisten und im Dialog bergen einige witzige Momente, was die düsteren Situationen immer wieder etwas auflockert.


    Es scheint ein wahrhaft dunkles Zeitalter anzubrechen, denn die Menschen, gewohnt von den Lichtbringern geführt und geschützt zu werden, stehen einem Krieg mit den Mächten der Alten Nacht gegenüber. Ebensolchen Engeln wie jene, die sie anbeten, doch den Schatten anheimgefallen und als Blutfürsten bekannt, die man auch mit Vampiren gleichsetzen könnte.
    Toryan, einer der vielen Grenzwächter, wird unverhofft in die Konfrontation hineingezogen und erlebt in der Schlacht einige Überraschungen, die sein ganzes Denken infrage stellen.


    Ich mochte Toryan sehr gerne. Er ist noch jung, hat ein vorlautes Mundwerk und das Herz am rechten Fleck. Auch andere Figuren haben interessante Eigenschaften, wie die freche, tatendurstige Minn oder Toryans Jugendfreund Holmar, der dem Klerus unterstellt ist. Aber auch viele andere spielen eine wichtige Rolle, leider blieben sie im Laufe der Handlung etwas blass, einfach weil es in dem rasanten Tempo nicht so viel Platz gab, um ihnen genug Raum zu lassen.
    Manche Szenen wirkten auf mich auch zu schnell abgefertigt, da hätte ich mir gerne noch etwas mehr gewünscht. Vom Weltenaufbau her allerdings konnte ich mir alles gut vorstellen, auch wenn sie Handlung auf wenige Kulissen beschränkt hat.


    Eine coole Idee war, dass technische Errungenschaften durch die Licht-Engel bei den Menschen Einzug gehalten haben, was ein bisschen an Steampunk erinnert. Es gibt Sänften auf Schienen, dampfbetriebene Waggons und Luftschiffe, wie auch Maschinenwächter aus Metall. Doch jeder Fortschritt hat auch seinen Preis...


    "Dann würde ich dir sagen, dass du trotz aller Errungenschaften der Technologie deinen Verstand nicht ausschalten solltest", sagte Nobu. "Ganz gleich, wie bequem es sein mag. Wer Neues begrüßt, sollte sich fragen, was dadurch an Altem verloren geht."
    Zitat Pos. 2036


    Es gibt auch noch einige weitere schöne Botschaften, die zwischendurch eingestreut werden und die über die Gesellschaft und den Glauben an sich an höhere "Führer" nachdenken lassen.

    Insgesamt wirkte es auf mich ein bisschen überladen an Figuren und Mitstreitern: die dunkle Brut der Alten Nacht, die Lichtbringer, der Klerus, die Ketzerrepublik Freiholt, die eher abseits steht ... das war anfangs etwas viel, um den Überblick zu behalten. Im Laufe der Handlung wird es aber überschaubarer, vor allem, je mehr man die Hintergründe erkennt. Dennoch blieb es eher bei einem Querschnitt der vielen originellen Ideen, von denen ich gerne mehr Details und tiefere Einblicke gehabt hätte.


    Zum Schluss steuert alles auf ein dramatisches Finale zu, bei dem ich gefühlsmäßig nicht ganz so mitgehen konnte, wie erhofft. Es kratzt vieles zu sehr an der Oberfläche, um tiefer eintauchen zu können, ist aber dennoch ein unterhaltsames Abenteuer, das mir Spaß gemacht hat :)


    Fazit: 3.5 Sterne