Kate Weinberg - Die Lügner / The Truants

  • Etwas zu ruhiger Beginn, dafür aber später enormer Lesesog



    Klappentext


    „Wenn der Traum zum Alptraum wird



    Jess Walker hält sich für wertlos und unscheinbar. Als sie jedoch ihr Studium beginnt, lässt sie Familie und Vergangenheit zurück und beschließt, sich neu zu erfinden. Schnell findet Jess anziehende Vorbilder für ihr Vorhaben: Lorna Clay, die von Jess überaus bewunderte, exzentrische Literaturwissenschaftlerin. Und Alec, den charismatischen Journalisten, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Beide zeigen ihr, wie außergewöhnlich sie selbst und das Leben sein können.



    Als Alec Jess’ Gefühle erwidert, glaubt sie am Ziel ihrer Träume angekommen zu sein. Doch dann reist Alec nach Südafrika – und wird wenige Tage später tot aufgefunden. Und plötzlich muss Jess alles infrage stellen, was sie je für die Wahrheit gehalten hat.“



    Gestaltung


    Mit der Farbkombination aus gelb und weiß, gefällt mir das Cover gut, weil gerade die gelben Umrisse des Waldes ziemlich cool aussehen. Dafür sorgen auch die kleinen Schatten an den Baumstämmen, denn so wirkt der Wald trotz seiner Farbe realistisch. Der Titel fügt sich auch sehr schön in das Gesamtbild des Covers ein, wobei die drei kleinen Figuren im Wald etwas fehlplatziert wirken, was es aber gerade interessant macht, das Cover anzusehen.



    Meine Meinung


    Die Geschichte von „Die Lügner“ klang ziemlich interessant, was vor allem an dem Titel und dem Klappentext lag, denn in dem Buch geht es um Jess, die ihr Studium beginnt und dafür ihre Vergangenheit zurücklässt. Sie sucht sich Vorbilder und ändert ihren Charakter und ihre Person. Eins der Vorbilder ist Alec, in den sich Jess verliebt und der bei einer Reise in Südafrika tot aufgefunden wird. Dies sorgt dafür, dass Jess Wahrheiten und Lügen erkennen muss…



    Mir persönlich war „Die Lügner“ zu Beginn etwas zu ruhig, denn die Charaktere wurden eingeführt und das neue Leben der Protagonistin an der Universität und auf dem Campus. Dies fühlte sich für mich ein wenig lang an, weswegen ich mich hier ein wenig durchkämpfte. Doch mehr und mehr schlich sich eine unterschwellige Spannung in die Handlung ein. Die Atmosphäre wurde düsterer und dunkler, sodass sich auf einmal eine Anziehung um mich legte, die ich erst bemerkte, als ich das Buch über die Hälfte durchgelesen hatte. Das fand ich sehr erstaunlich und hat mir beim Lesen gut gefallen, denn dieser Sog zog mich immer tiefer hinein.



    Tiefer in eine Mischung aus Krimi und Bildungs- bzw. Coming-of-Age-Roman. Es geht einerseits um die Entwicklung von Protagonistin Jess, die sich immer als unscheinbar empfunden hat. Mit der Zeit lernt sie, dass dem nicht so ist und dass das Leben mehr zu bieten hat, auch wenn es manchmal nicht den Anschein hat. Dies ist auch eine schöne Botschaft für die Leser. Hinzukommt aber auch ein Gestrick aus Lügen und Wahrheiten, die mit einer Krimihandlung verbunden werden. Die Mischung ist außergewöhnlich und cool!



    Sehr gut gefallen hat mir auch, wie ich als Leserin die Perspektive von Jess einnahm und genauso wie die Protagonistin irgendwann nicht mehr wusste, was der Wahrheit entspricht und wem ich trauen kann. Man beginnt alles und jeden zu hinterfragen, wird skeptisch und ist verunsichert. Gleichzeitig versucht man aber auch hinter das Konstrukt aus Irrungen, Täuschungen und Lügen zu kommen und überlegt hier intensiv mit.



    Fazit


    Mit „Die Lügner“ hat Kate Weinberg eine gelungene Mischung aus Krimi und Bildungsroman erschaffen. Auch wenn ich den Einstieg in das Buch als etwas zu ruhig empfand, so breitet sich doch mehr und mehr die düstere Atmosphäre als spannender Lesesog über einen aus. Dadurch kann man sich irgendwann nur schwer vom Buch trennen, denn man möchte unbedingt wissen, wem Jess trauen kann und was denn die Wahrheit in dieser Geschichte ist.


    4 von 5 Sternen!



    Reihen-Infos


    Einzelband

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Kate Weinberg - Die Lügner9783423230070“ zu „Kate Weinberg - Die Lügner / The Truants“ geändert.
  • Es ist so eine Sache mit Universitätsromanen - oder auch Campus-Novels: Je mehr man von ihnen liest - insbesondere ihre Britischen Varianten - desto vorhersagbarer und schemahafter erscheinen sie einem. Und je weiter die eigene Universitätszeit weg ist auch weniger relevant.


    Diesmal ist die Ich-Erzählerin mit Isolations- und Fremdheitsgefühlen eine Tochter aus ziemlich gutem Hause, die den Universitätsbesuch als Ausbruch aus einem ziemlich privilegiertem Leben sieht und sich in einige aufregend erscheinende Menschen verguckt: Georgie, die rauschmittelversessene Manisch-Depressive, deren überbordende Energie genauso mitreißt, wie die des südafrikanischen Reporters Alec und der ebenfalls ziemlich schillernden Literaturprofessorin Lorna Clay. Und dann ist da noch der ruhige, verläßliche Nick.


    Das Thema der Literaturwissenschaft ist hier Agatha Christie - und insbesondere ihr kurzfristiges Verschwinden nachdem ihr erster Mann sie verlassen hat. Was irgendwie mehr verspricht, als es im Endeffekt hergibt. Wie so oft ist auch hier die ich-erzählende, zu Beginn überaus naive Figur im Laufe der Geschichte mit allen möglichen Enthüllungen um ihre Bezugsfiguren konfrontiert und kommt damit nicht sonderlich gut zurecht. Und so verliert sich dieses Buch trotz einiger etwas sppannderer Passage schlussendllich im Sand einer abgelegenen Insel in der Banalität. Keine Empfehlung.