John Irving: Bis ich dich finde/ Until I Find You

  • So, ich habe es geschafft und bin fertig.


    Bis zum Schluss bin ich Jack nicht richtig nahe gekommen, jedenfalls nicht so wie ich es von Garp und Owen kannte. Das mag damit zusammenhängen, dass mich sein Umfeld, Hollywood mit seiner Filmindustrie und seinem Starrummel, nicht interessiert und ich demzufolge diese Passagen aus Jacks Leben eher langweilig fand. Auch haben seine ganzen Sex- und Frauengeschichten mich mit zunehmender Anzahl genervt. Man wusste doch schon, sobald eine Frau die Szenerie betrat (egal, ob besagte Frau 15 oder 50 war), dass es gleich in die Koje ging.


    Drei Passagen des Buches fand ich gelungen: Die Erlebnisse des kleinen Jack während der Tour mit seiner Mutter, die Wiederholung dieser Reise als Erwachsener und das Schlußkapitel, für mich das genialste Stück des Buches, dessen Geschehen man nicht nur sehen, sondern auch hören kann und zwar ganz laut.
    Dass dieses Buch anscheinend das autobiographischste ist, das Irving geschrieben hat, wird sehr deutlich: Während in "Owen Meany" oder "Garp" Schmerz, Trauer und Verzweiflung, die die Personen erleben, eher zwischen den Zeilen zu lesen und aus Handlungen zu folgern ist, drückt Jack sie ganz direkt aus.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Es war mein erstes Buch von John Irving und muss sagen das ich „Bis ich dich finde“ nicht ganz überzeugend fand. Ich fand das Buch fängt sehr gut an, aber der Mittelteil wird nach meinem Geschmack zu ausführlich behandelt, so dass es fast einschläfernd wirkt. (dadurch wäre das Buch vielleicht auch etwas kürzer) Das Schlusskapitel ist dann wieder ganz Interessant und spannend. Auch konnte ich mich mit der Hauptfigur „Jack Burns“ gar nicht identifizieren. Gut fand ich die Reisen am Anfang und am Ende durch Nordeuropa. John Irving hat die Städte so beschrieben, das jede einen eigenen Charakter hat. Aber ich werde trotzdem noch weitere Bücher von Irving lesen. Auch wenn ich mir von „Bis ich dich finde“ mehr versprochen habe.

  • Nun hab auch ich endlich "Bis ich dich finde" gelesen und bin begeistert!
    Die ersten Kapitel fand ich so ausdrucksstark, dass ich selbst schon mit dem Gedanken gespielt habe, mir irgendwas irgendwo tätowieren zu lassen, nur einfach weil ich die Idee von Jacks Vater sowie die jeweilige Umgebung und alles so begeistert haben.
    Mir war während des Lesens niemals langweilig, und als es dem Ende zuging hab ich mich geärgert, warum das Buch nicht noch länger ist.
    Ein tolles Buch, welches volle Sternchenzahl mit Pluspunkten bekommt.


    Aber dennoch... an Garp (nicht wie bei einigen anderen an Owen) kommt es nicht heran.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • ich liebe Irving, aber dieses Werk ist mit Abstand das schlechteste von ihm. Ich konnte es nicht zu Ende lesen, weil ich vor Langeweile fast eingeschlafen bin und das will was heißen. Ich habe mich richtiggehend gequält und das bei einem Irving?! Nun ja, vielleicht versuche ich es in 10 Jahren noch einmal.

    :study: Siegfried Lenz - Schweigeminute




    "Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

  • ich liebe Irving, aber dieses Werk ist mit Abstand das schlechteste von ihm. Ich konnte es nicht zu Ende lesen, weil ich vor Langeweile fast eingeschlafen bin und das will was heißen. Ich habe mich richtiggehend gequält und das bei einem Irving?! Nun ja, vielleicht versuche ich es in 10 Jahren noch einmal.


    Scaramanga
    Wirklich schade, ich fand das Buch faszinierend. Da sieht man wieder wie unterschiedlich die Meinungen sind. Und das ist auch gut so, nicht wahr? :)
    Ich werde bei Gelegenheit auf jeden Fall weitere Bücher von Irving lesen.

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  • Nach dem Lesen von "Bis ich Dich finde" fühlt man sich, als hätte man Jahre zurück gelegt... bzw. als hätte man selbst diese "Reise", dieses Leben zurück gelegt. Ich finde es großartig. Es ist toll geschrieben; trotz der scheinbar unendlich vielen Seiten kommt man durch. Mir war nicht langweilig, keine Sekunde.

  • Nach dem Lesen von "Bis ich Dich finde" fühlt man sich, als hätte man Jahre zurück gelegt... bzw. als hätte man selbst diese "Reise", dieses Leben zurück gelegt.


    Ich finde auch, dass es gerade das ist, was John Irving ausmacht. Momentan lese ich grade zum dritten Mal "Owen Meany" und wieder entdecke ich Neues, wieder zieht es mich völlig in seinem Bann. Ich kann mir gut vorstellen, auch "Bis ich dich finde" nochmal zu lesen.


    Der neue Roman "Letzte Nacht in Twisted River" gehört übrigens auch in diese Kategorie. Groooooßartig!!!

  • Momentan lese ich grade zum dritten Mal "Owen Meany"


    Das könnte mir auch irgendwann passieren.

    Ich kann mir gut vorstellen, auch "Bis ich dich finde" nochmal zu lesen.


    Das nicht.

    Der neue Roman "Letzte Nacht in Twisted River"


    hat es bisher leider nur bis auf meine Wunschliste geschafft.

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  • Oh, das fand ich auch klasse.


    Jack Burns kommt 1965 in Kanada zur Welt. Seine Mutter Alice ist aus Schottland weggegangen, nachdem sie von William Burns geschwängert und dann sitzengelassen wurde.


    William ist ein höchst begabter junger Kirchenorganist, der neben der Musik noch eine Leidenschaft hat: Tattoos. Er lässt sich seine Lieblingsmusik auf den Körper tätowieren und hat so auch Alice kennengelernt, die als Tätowiererin in die Fußstapfen ihres Vaters tritt.


    Alice und Jack finden liebevolle Aufnahme bei einer alten Dame, Jack hat schon einen Platz im ehrwürdigen Kindergarten von St. Hilda's sicher, der zu einer alten Mädchenschule gehört. Von da an ist Jacks Leben eindeutig von Frauen und Mädchen geprägt, er ist ja der einzige Junge im Kindergarten und später in der Schule.


    Doch zunächst fährt Alice mit dem Vierjährigen nach Europa, um dort William zu suchen. Der Weg führt quer durch die skandinavischen Hauptstädte und schließlich nach Amsterdam, zu Organisten, Tätowierern, Huren und Mädchen, die in William verliebt waren, doch vergeblich.


    Zurück in Kanada, wächst zwischen Jack und der sechs Jahre älteren Emma Oastler eine ganz besondere Freundschaft heran, die große, kräftige Emma wird Jacks Beschützerin. Und Jack glänzt alljährlich als Schulspiel-Hauptdarsteller, meistens in Frauenrollen.


    Wir begleiten Jack durch sein ganzes Leben, teilen Freude und Leid, seine (gelinde gesagt) ungewöhnliche Einführung ins Erwachsenenleben, durch Ringertraining und Filmbusiness, diverse Beziehungen zu Frauen aller Altersstufen – und nicht zuletzt bei der Suche nach seinem Vater, den er nie kennengelernt hat und der Suche nach sich selbst hinter den Masken seiner zahlreichen Filmrollen.


    Irving knüpft hier wieder nach einigen schwächeren Büchern an seine alte Hochform von „Owen Meany“ und „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ an (wobei er ersteres wohl nie als meinen Lieblings-Irving übertreffen wird). Skurrile, aber liebenswerte Figuren, herrlich schräge Situationskomik, einige nachdenkenswerte Passagen und nicht zuletzt die so gegensätzlichen Metiers Orgelmusik und Tätowierkunst verbinden sich zurhöchst lesenswerten Geschichte eines bewegten Lebens. Während in den letzten Büchern der Spannungsbogen ab der Mitte häufig durchhing, hält er ihn hier fast durchgängig aufrecht.


    Besonders nett fand ich, dass er einige seiner Recherchepartner (Tätowierer und Organisten) als Randfiguren in die Geschichte eingeflochten hat. Und sehr angenehm überrascht hat mich, dass sämtliche verwendeten deutschen Aussprüche und Sätze in der englischen Ausgabe grammatikalisch und orthographisch korrekt sind, was sonst fast nie der Fall ist.


    Ein pralles, tragikomisches, herrliches Buch!

  • Und sehr angenehm überrascht hat mich, dass sämtliche verwendeten deutschen Aussprüche und Sätze in der englischen Ausgabe grammatikalisch und orthographisch korrekt sind, was sonst fast nie der Fall ist.


    sollte eigentlich bei einem Autor der perfekt deutsch spricht nicht verwundern, Irving hat in Wien studiert.
    Liebe Grüsse Mara

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Ich glaube, "Bis ich dich finde" kommt dieses Jahr nochmal dran. Ich fliege im April nach Amsterdam und danach kann ich mir gut vorstellen, dass ich Lust auf die Geschichte bekomme.

  • Tatsächlich habe ich das Buch sofort zu lesen begonnen, nachdem ich aus Amsterdam zurückgekommen bin. Mittlerweile bin ich ungefähr auf Seite 600 und wieder haut es mich total um! Ich glaube, es gefällt mir beim zweiten Mal sogar noch besser. Es ist unglaublich, was ich alles vergessen habe...


    Ein Wahnsinnsbuch; ich genieße jeden Satz!!! :love:


  • sollte eigentlich bei einem Autor der perfekt deutsch spricht nicht verwundern, Irving hat in Wien studiert.
    Liebe Grüsse Mara


    Dass John Irving in Wien studiert hat, wusste ich noch nicht. Danke für diese Infos an Mara. :)
    Ich finde rein subjektiv, dass man die das seinem Schreibstil durchgängig anmerkt und eben nicht nur bei den deutschen Aussprüchen und Sätzen in der englischen Ausgabe. Er hat wohl in Wien mit einigen deutschen Klassikern Bekanntschaft gemacht, könnte ich mir vorstellen und ggf. hat ihn das beeinflusst. Weiß da jemand noch Genaueres über seinen Aufenthalt in Wien und die Nachwirkungen davon? Wikipedia sagt nur was von zwei Semestern in Wien, Anfang der 1960er Jahre. Muss ich morgen mal etwas recherchieren, ist heute doch schon spät geworden.