Kristof Magnusson - Ein Mann der Kunst

  • Kunst in Aktion


    Dies ist ein hoch unterhaltsames Buch – es wird aber dennoch nicht für jeden etwas sein. Denn der Humor bewegt sich auf einer Ebene, die eher versteckt ist, und gekonnt Erwartungen unterläuft oder karikiert. Es ist kein „Schenkelklopfer“, sondern eher eine gekonnt inszenierte Satire des Kunstmarktes und der Bildungsbeflissenheit. Die Personen sind Typen: ein Förderverein auf dem Weg zu „seinem“ Lieblingskünstler, der – natürlich – Exzentriker ist. Satire ist es aber auch gegenüber dem Leser, denn das Ende ist reichlich unerwartet, und dreht noch einmal alles herum. Hier wurde Kunst zur „Performance“, und letztlich weiß man gar nicht so genau, wer hier eigentlich aus wem seinen Nutzen gezogen hat. Geschickt erzählt wird das Ganze vom Sohn der Vorsitzenden, der sich so nebenbei auch noch von seiner Mutter emanzipiert. Als Leser erhält man also reichlich Gelegenheit zum Schmunzeln und Nachdenken. Für mich viel mehr als bloße Unterhaltung!

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Darum gehts:

    Ein berühmter Maler, der zurückgezogen auf einer Burg am Rhein lebt, Kunstfreunde, die ihn verehren und ihm ein Museum bauen wollen: eine Begegnung, die die Höhen und Tiefen des Kulturbetriebs ausleuchtet, so heiter, komisch und wahr, wie es selten zu lesen ist. KD Pratz ist ein Künstler der alten Schule, der sich jeglicher Vereinnahmung durch den Kunstbetrieb verweigert hat. Seine Bilder werden hoch gehandelt, er ist weltberühmt, hat sich aber aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Mit der Welt, verlogen wie sie ist, will er nichts zu tun haben, der eigene Nachruhm aber liegt ihm am Herzen, und so sagt er zu, den Förderverein eines Museums zu empfangen, der den geplanten Neubau ausschließlich seinen Werken widmen will. Die Mitglieder des Museums-Fördervereins sind nicht alle einer Meinung über die Bedeutung von KD Pratz, fühlen sich aber hoch geehrt, als ihnen ein exklusives Treffen mit dem Maler und ein Besuch auf seiner fast schon legendären Burg am Rhein in Aussicht gestellt wird und tatsächlich stattfindet. Wie die Kunstfreunde bei dieser Begegnung mit ihrem Idol nach und nach die Contenance verlieren, als der Meister ihnen die Unvollkommenheit der Welt und ihre eigene um die Ohren haut, dabei subtil die eigene Größe inszeniert, den Kunstbetrieb niedermacht und gleichzeitig behauptet davon erzählt Kristof Magnusson mit großer Meisterschaft und leuchtet die Untiefen unseres Kulturbetriebs aus. - Amazon

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Unterhaltsam und gut beobachtet


    Kristof Magnusson hat mich mal wieder mit seinem witzigen, subtil ironischen Schreibstil überzeugt. Immer wieder wird das fachmännische Geschwurbel von Kunstkennern auf die Schippe genommen und in den zackigen Dialogen fliegen die Worte nur so hin und her.
    Anfangs fand ich die Geschichte zwar ein wenig trocken, aber nach einer Weile nimmt das Geschehen Fahrt auf. Die fröhliche Fassade der Reisegruppe bröckelt. Man lernt nochmal ganz neue Seiten der Charaktere kennen und mit überraschenden Wendungen wird nicht gespart. Ein Kritikpunkt: Für meinen Geschmack wurden scheinbar festgefahrene Probleme manchmal zu schnell aus der Welt geschafft. Erst deutet sich ein enormes Konfliktpotenzial an, aber wenig später löst sich alles in Wohlgefallen auf. So war mir dann auch das Ende ein wenig zu zuckrig, aber insgesamt war es eine spannende, unterhaltsame und auch ein wenig nachdenklich machende Lektüre.

  • Amüsante Geschichte aus der Kunstwelt


    Ein verschrobener Künstler, ein Museums-Förderverein und eine Busreise. Aus diesen Komponenten hat der Autor Kristof Magnusson ein höchst amüsantes Buch gemacht, das mich prima unterhalten hat.

    Da sitzt der Architekt Constantin Marx plötzlich für seine Mutter in einer Sitzung, in der es um eine Millionenförderung für einen Museumsanbau geht, dabei plagen ihn ganz andere Sorgen.
    Der Architekt wird als die eher bodenständige Figur eingeführt, die etwas "Reelles", nämlich Häuser erschafft, die sich mit Handwerkern und Terminen rumplagen und es den Bauherren auch noch recht und billig machen muss.
    Demgegenüber schildert der Autor die Kunstszene mit Förderverein, enthusiastischem Vorstand (Ingeborg, die Mutter des Architekten), Museumsleitung und den potentiellen politischen Geldgebern aus Frankfurt und Berlin - es geht um 20 Millionen Euro - schon fast satirisch überzeichnet.
    Der Museumsanbau soll einem einzelnen Künstler gewidmet werden, dem menschenscheuen KD Pratz, der sich auf eine Burg am Rhein zurückgezogen hat. Der Museums-Förderverein ist sich jedoch noch uneins und die Zweifler sollen mit einem exklusiven Besuch auf der Burg ins Boot geholt werden. Der Reisebus bringt die Kunstfreunde in den lieblichen Rheingau und - man ahnt es bereits - nichts läuft wie geplant.


    Magnusson schreibt flott, witzig und kenntnisreich. Er läßt viele reale Namen aus der Kunstszene und aus dem täglichen Leben einfließen. Die Kunstszene wird hier aufs Korn genommen, in der Prestige und eigene Vorteile an erster Stelle stehen. Der Autor hat mit Constantin, dem Ich-Erzäher, eine sympathische Figur geschaffen, die wir nun auf dem Weg zum Künstler begleiten dürfen. Aber auch alle anderen Charakter vom Museumsdirektor bis zu den reichen Kunstfreunden aller Couleur sind wunderbar "gezeichnet". Es macht einfach Spaß, der Entwicklung der Handlung zu folgen.

    Das Buch hat mich zuerst wegen des wirklich schönen, etwas altmodisch anmutenden Covers angesprochen. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen und sie steckt voller schöner Sprachmomente und famosem Sprachwitz.
    Dem Mann der Kunst gebe ich fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung - auch für Kunstmuffel!

  • KD Pratz und der kleinkarierte Kulturalltag


    Faszinierend, wie unsere Steuergelder verbraten werden. Dieses Mal nicht für Industriehallen die dann brach liegen oder ewige Flughafenbauten oder Autobahnen, die ins Nichts führen. Dieses Mal für den Bau eines Museumsgebäudes. Eigentlich etwas Positives. Für Kunst haben Regierungen nie viele Mittel übrig. Aber da überbieten sich zwei Staatsfunktionäre mit Millionen, die sie ja nicht aus eigener Tasche bezahlen müssen, einfach um gut da zu stehen und den anderen zu überbieten. Den Kuratoren und Förderverein des Museums Wendevogel kann es nur recht sein. Und weil der Neubau einem noch lebenden Künstler gewidmet sein soll und der Förderverein sich aber darüber nicht einig ist, wird eine Busfahrt zur Burg ebendieses Künstlers organisiert. KD Pratz, der Künstler, lebt zurückgezogen auf einer Burg am Rhein. Vom Künstlerzirkus und dem ganzen kleinkarierten Gehabe und Getue will er nichts wissen. Und ausgerechnet auf ihn trifft nun eine ganze Busladung solcher Kunstförderer und selbsternannter Kunstkenner. Herrlich.


    Ich habe die Sprache in diesem Buch geliebt. Einerseits einfache, schlichte Narration, mit angenehm lesbaren Sätzen, andererseits die hoch gestochenen Diskurse der Förderverein Mitglieder oder des Kurators Michael Neuhuber. Begriffe wie „Neo-Brutalismus“ in der Architektur, der „abstrakt-skulpturale Charakter“ eines Baus. (Seite 130) oder „Gegenständlichkeit in der Moderne, Gegenständlichkeit nach der großen Unterbrechung durch die abstrakte Kunst“ (Seite 132) fallen locker und wirken gekünstelt und überheblich. Der Redner will nicht das Werk loben, sondern seine eigene Überlegenheit vor den anderen, die nicht eines solch geschraubten Wortschatzes mächtig sind. Ich habe diese Reden genossen. Sie erinnern mich sehr an einige Vernissagen, wo die Redner keinen einfachen Satz zusammenkriegten, lauter künstlerisches Geschwafel.