Bernard Tirtiaux – Pitié pour le mal

  • (Behelfsübersetzung: Erbarmen mit dem Bösen)

    Original: Französisch, 2006


    INHALT :

    Ende August 1944 macht eine Truppe sich auf dem Rückzug befindlicher Deutschen auf einem Bauernhof im belgischen Wallonien Halt und requisitionniert die Pferde. Zutiefst empört, und gefolgt von seinem jüngeren Bruder Abel, heftet sich der dreizehnjährige Mutien auf die Versen des Konvois um insbesondere Gaillard, einen Kaltblütler irgendwie zurückzugewinnen. Zwischen Blauäugigkeit und Mut dringen die beiden Jungen dabei immer weiter ins Feindesland ein, das inzwischen ruiniert, zerbombt, moralisch angeschlagen ist. Es folgen sechs Wochen größter Gefahren, aber auch von Verbrüderungsmomenten mit den « Feinden »…


    BEMERKUNGEN :

    Abel ist hier aus viel späterem Abstand der Erzähler : nach wohl 35-40 Jahren befindet sich er in der Wohnung seines Bruders und Weltenbummlers Mutien. Dieser ist auf See verschollen, schon seit sechs Jahren, und die Geschwister drängen auf Auflösung dessen Wohnung. Abel kümmert sich um das schriftliche Erbe : Aufzeichnungen, Briefe… und stößt dabei auf die Erinnerungen an ihrer Beider Abenteuerfahrt 1944. Da war Abel 8 Jahre alt ; er folgte seinem Bruder Mutien auf der Verfolgungsjagd auf den Spuren des deutschen Konvois mit dem beschlagnahmten Gaillard. Sie bleiben nicht lange unbemerkt, werden zurückgewiseen, -geschickt, doch bleiben am Ball. Der schon ältere Wehrmachtsoffizier Günther erweist sich als besonders nahestehend und nimmt sie letztlich unter seine Fittiche, zunächst bei Widerstand durch Mutien. Langsam geht die Kolonne zurück ins heimische, aber zerbombte und verelendete Heimatland. Und die Jungen sind dabei… Werden sie Gaillard letztlich dann mit zurücknehmen können, nachdem die Soldaten quasi alle heimgekehrt sind ? Geht die Freundschaft mit Günther weiter ? Nun, durchsetzt werden die Erinnerungen von Abel von nachkrieglichen Briefauszügen Günthers an Mutien, was eben anzeigt, dass die Geschichte weiterging. Aber wie … ?


    Man mag versucht sein – angesichts so vieler Greueltaten in Osteuropa und insbesondere an den Juden – das Elend der Belgier als besetztes Land zu vergessen oder zu minimisieren. Hier wiederum wird schon eingangs erwähnt, dass der Vater von Mutien und Abel 1943 hingerichtet wurde… Nun kommt die Beschlagnahmung der Pferde hinzu. Kein Wunder, dass zunächst Abscheu, und Ablehnung die Jungen bestimmen. Dennoch wird diese Erzählung eine einer Form von Versöhnung. Es ist eine Geschichte zwischen Völkern, die feindlich einander gegenüberstanden, aber auch von zwei Brüdern, die gemeinsam unterwegs sind. Was wird Abel noch von seinem Bruder « erben » ?


    Ein schönes Buch, das auch einige Preise gewonnen hat !


    AUTOR :

    Bernard Tirtiaux wurde 1951 in Fleurus/Belgien geboren, wo er auch weiterhin wohnt, verheiratet, Vater dreier Kinder. Er ist Glasfensterkünstler, Schauspieler, Sänger und eben Schriftsteller.


    Siehe auch seine Webseite: http://www.bernard-tirtiaux.be/



    Poche : 192 pages

    Editeur : Le Livre de Poche (25 juin 2008)

    Collection : Littérature & Documents

    Langue : Français

    ISBN-10 : 2253118435

    ISBN-13 : 978-2253118435