... Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc
Verlagstext
Winter in der Provence, die Tage sind klar und eiskalt. Capitaine Roger Blanc wird in die Grotten von Calès gerufen: ein düsteres, verstecktes Tal in den Alpilles mit Dutzenden Höhlen, in denen vor Jahrhunderten Menschen lebten. Eine Archäologin ist dort auf ein Skelett gestoßen. Doch es ist keine uralte Leiche – denn im Stirnknochen gähnt das Einschussloch einer Pistolenkugel.
Bevor Blanc mit den Ermittlungen richtig beginnen kann, wird er zu einem dramatischen Notfall gerufen. In der Burg La Barben ist während einer Hochzeitsfeier die neunjährige Noëlle verschwunden. Noch in der Nacht wird ein Verdächtiger verhaftet, gegen den scheinbar alle Indizien sprechen. Doch der Mann leugnet – und das Mädchen bleibt unauffindbar. Während sich seine Kollegen und Frankreichs Medien auf den Verhafteten konzentrieren, findet Blanc heraus, dass Noëlles Schicksal untrennbar mit dem namenlosen Skelett von Calès verbunden ist. So fahndet er nach einem Täter, der offenbar seit Jahrzehnten immer wieder Verbrechen begeht. Dafür gräbt Blanc sich tief in die finstere Vergangenheit einer Familie ein – und entdeckt, dass auf der Burg an jenem Abend viele Menschen ein Motiv gehabt haben könnten, die kleine Noëlle für immer verschwinden zu lassen ...
Schauplätze
Der Autor
Cay Rademacher wurde 1965 geboren und studierte Geschichte sowie Philosophie in Köln und Washington. Seit vielen Jahren schreibt er für GEO und GEO-Epoche. Wenn ihn bei seinen Recherchen ein Ereignis oder eine Kultur besonders fesselt, dann entzündet das seine zweite schriftstellerische Leidenschaft: Krimis. So stieß er bei Nachforschungen über das Leben im zerbombten Hamburg während des eisigen Winters 1946/47 auf den realen und nie aufgeklärten Fall des "Trümmermörders". Das inspirierte ihn zu einer Trilogie, in der er Oberinspektor Frank Stave auf Mördersuche durch die verwüstete Hansestadt schickte. Rademacher verfasste historische Sachbücher, "Drei Tage im September" über das dramatische und fast vergessene Schicksal des britischen Ozeandampfers "Athenia", der am allerersten Tag des Zweiten Weltkrieges von einem deutschen U-Boot im Atlantik versenkt wurde, "Blutige Pilgerfahrt", die Geschichte des Ersten Kreuzzuges. Nach 14 Jahren an der Elbe lebt er seit 2013 lebt mit seiner Familie in der Provence. Die uralte Region zwischen Mittelmeer und Alpen, Camargue und Cote d'Azur ist ein idealer Schauplatz für neue Krimis...
Inhalt
Mitten im Winter wird in den Grotten von Calès (bei Lamanon) nach einem Felssturz ein Skelett gefunden. Aufgrund seines recht jungen Alters interssiert es jedoch stärker Gerichtsmediziner als die Archäologen, die in der Nähe eine Grabung durchführen; es stammt aus dem 20. Jahrhundert. Eine Verbindung zum Zweiten Weltkrieg oder zur Nachkriegszeit liegt nahe, auch dass ein Täter hier ortskundig gewesen sein muss. Ohne den Felssturz wäre die tote Person in dem längst für Wanderer gesperrten Tal vermutlich nie gefunden worden. Die von Menschen um einen Talkessel herum angelegten Höhlen waren schon immer leicht zu verteidigen und gaben in Kriegszeiten Bewohnern der Region Obdach. M. Compagnat, ein erfahrener Wanderführer, assistiert der Archäologin Agnes Havel bei ihren Grabungen; denn er kennt hier jeden Stein. Sollte Havel einen bedeutenden Fund freilegen, fürchtet der knorrige Alte schon jetzt eine Touristenschwemme. Doch außer Havel gibt es mindestens eine weitere Person, der die Grotten vertraut sind wie die eigene Hosentasche …
Roger Blanc plant bereits für Weihnachten, als sein gemauerter Kamin einstürzt und er in seiner historischen Ölmühle plötzlich im Kalten sitzt. Eigentlich hatte er sich endlich mit seiner Tochter Astrid versöhnen wollen. Als wäre das neben den üblichen Scharmützeln unter Kollegen und seiner Affäre mit der Untersuchungsrichterin nicht Stress genug, verschwindet von einer großen Hochzeitsfeier ein 9-jähriges Mädchen. Die Feier findet im Chateau de la Barben statt, auf einem Gelände, das die Gendarmerie schwer und vor allem nicht zügig bis in den letzten Winkel durchsuchen kann. Die Zeit läuft den Ermittlern davon. In der klirrenden Kälte wird ein Entführungsopfer in einem der zahlreichen Gebäude nicht lange überleben. Blanc und sein Team verfolgen die naheliegende Spur, wer die kleine Noelle so gut gekannt haben kann, das sie mit dieser Person das Gelände verlassen würde. Wer profitiert von der Entführung und wie würde ein Kind in dieser Situation denken? Die Familiengeschichte der Schlossbesitzer reicht bis in Zeiten zurück, in denen die Region Revolutionären und Widerspenstigen ein Refugium bot – in diese Geschichte muss Blanc tief einsteigen, um beide Fälle zu lösen. Er kann sich dabei auf Einheimische stützen, die sich an die Ereignisse damals erinnern und die wissen, wo man im Archiv suchen muss, um seinen Verdacht auch beweisen zu können.
Fazit
Cay Rademachers 6. Band um den südfranzösischen Capitaine Roger Blanc ist mit rund 450 Seiten erheblich umfangreicher als die Vorgängerbände. Der Krimi fesselt durch einen für die Öffentlichkeit gesperrten Schauplatz, seine Verknüpfung mit der regionalen Geschichte und zahlreiche liebevoll ausgearbeitete Nebenfiguren. Blancs private und berufliche Verstrickungen sind zwar bewährte Krimi-Zutaten, Rademacher schafft jedoch wie in jedem Blanc-Band eine Atmosphäre zu schaffen, die Lust weckt, sofort nach Südfrankreich zu reisen.