Pierre Lagrange - Schatten der Provence

  • Einige Gemälde von Paul Cézanne treten eine Reise von Aix-en-Provence nach Lyon an, da sie dort in einer großen Cézanne-Ausstellung gezeigt werden sollen. Doch es gibt einen Überfall auf den hochgesicherten Transport, bei dem ein Polizist und einige der Täter zu Tode kommen und der eine Räuber, der in Haft ist, will nicht reden. Zum Glück gibt es den Pensionär wider Willen Albin Leclerc, der sich gerne gefragt oder auch ungefragt einmischt. Dank seines Rates werden kurz darauf in einem Versteck noch andere gestohlene Gemälde von Henri Matisse entdeckt und obendrein auch noch zwei völlig unbekannte Werke von Cézanne und einen Van Gogh. Caterine Castel und ihr Kollege Alain Theroux stehen mächtig unter Druck, denn Interpol und Europol wollen das Ganze an sich ziehen. Kurz darauf stirbt der Kunstsammler Tournay, dem die Matisse abhandenkamen. Aber es bleibt nicht bei dem einen Toten und auch Albin Leclerc gerät in Gefahr, als er zu tief gräbt.

    Für mich ist dies der erste Fall, den ich mit Albin Leclerc lösen durfte, aber ganz bestimmt nicht der letzte. Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und humorvoll. Ich mochte die Dialoge, ganz besonders die gedanklichen von Albin und seinem Mops Tyson.

    Der Fall spielt weit in die Vergangenheit und schon der Prolog führt uns in das Kriegsjahr 1943, als in Marseille ein ganzer Stadtteil dem Erdboden gleichgemacht und viele Menschendeportiert wurden. Doch was hat das alles mit dem brutalen Überfall auf den Kunsttransport zu tun? Es gibt eine Reihe von Verdächtigen, die alle mit Kunst zu tun haben. Aber wer will da seine Geheimnisse unter allen Umständen bewahren und schreckt auch vor Mord nicht zurück?

    Castel und Theroux kommen nicht so recht von der Stelle. Auch wenn Castel anfangs noch bei Albin Rat gesucht hat, so gefällt es ihr überhaupt nicht, dass der immer wieder an den Tatorten auftaucht. Albin versucht sich einzureden, dass er zufrieden ist mir seinem Ruhestand, aber in Wirklichkeit kann er niemanden damit überzeugen.

    Es ist von Anfang an spannend und wieviel kriminelle Energie hinter allem steckt, war dann am Ende doch eine Überraschung.

    Mir hat dieser Provence-Krimi sehr gut gefallen, der trotz des ernsten Hintergrundes auch humorvoll daherkommt.

  • Buchmeinung zu Pierre Lagrange – Schatten der Provence


    „Schatten der Provence“ ist ein Kriminalroman von Pierre Lagrange, der 2019 bei Fischer Scherz erschienen ist. Dies ist der vierte Fall in der Serie um den pensionierten Kommissar Albin Leclerc.


    Zum Autor:
    Pierre Lagrange ist das Pseudonym eines bekannten deutschen Autors, der bereits mehrere Krimis und Thriller veröffentlicht hat. In der Gegend von Avignon führte seine Mutter ein kleines Hotel auf einem alten Landgut, das berühmt für seine provenzalische Küche war.


    Klappentext:
    Commissaire Albin Leclerc kommt nicht zu seinem wohlverdienten Ruhestand. Denn der Überfall auf einen Kunsttransport mit wertvollen Gemälden findet ausgerechnet kurz vor Carpentras statt. Der Coup geht schief, die Polizei entdeckt im Versteck der Räuber einen unbekannten Cézanne und einen Van Gogh. Alles weist darauf hin, dass sie aus einem geheimen Depot mit Nazi-Raubkunst stammen. Zum Ärger der beiden Polizisten Theroux und Castel mischt sich Albin mit seinem Mops Tyson in ihre Ermittlungen ein. Dabei ist er ihnen immer einen Schritt voraus. Als es Tote gibt, gerät Albin ins Visier der Täter. Plötzlich geht es für ihn um Leben und Tod…


    Meine Meinung:
    Dieses Buch lebt vor allem von der Atmosphäre und von der Hauptfigur. Albin Leclerc war Kommissar und ist nun Pensionär im Unruhestand. Eigentlich will er ja seine Hobbys pflegen bzw. sich überhaupt Hobbys zulegen, aber dann erfährt er von neuen Fällen und da kann er sich nicht heraushalten. Etwas skurril sind seine Zwiegespräche mit seinem Mops Tyson, die oft die Gedanken Albins offenbaren. Seine Exkollegen Castel und Theroux sind von seinen Einmischungen meist genervt, weil Albin denkt und anregt, während die Laufarbeit bei ihnen hängen bleibt. Albins Freundin hat seine Ermittlungen akzeptiert, denn so ist er nun mal. Der Autor vermittelt das südländische Flair der Provence und erzählt auch aus einer eher unrühmlichen Phase französischer Geschichte. Albin ist gut vernetzt und weiß im Zweifelsfall, wer ihm Auskunft geben kann. Manchmal ist Albin so im Flow, dass er Risiken kaum oder gar nicht bemerkt.
    Der Schreibstil ist fesselnd und leicht verdaulich. Kurze Kapitel aus wechselnden Perspektiven sorgen für zusätzliche Spannung. Auch Actionelemente mit viel Gewalt kommen vor, ohne den eher ruhigen Grundton zu widersprechen. Die meisten Figuren sind recht grob charakterisiert aber durchaus mit Grautönen versehen. Auch einige Klischees werden bedient, aber mir hat es gut gefallen. Albin Leclerc agiert forsch, spürt aber auch den Zahn der Zeit. Er lebt und lässt leben, auch wenn er die Ansichten seiner Bekannten nicht immer teilt. Und seine Spürnase weist ihm immer noch den Weg.


    Fazit:
    Ein spannender Krimi mit Südfrankreich-Flair, der vor allem durch seine Hauptfigur getragen wird, gerade auch weil diese nicht perfekt ist. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Commissaire Albin Leclerc und sein Mops Tyson können es einfach nicht lassen, von Ruhestand kann hier nicht die Rede sein eher Unruhestand. In dem mittlerweile 4. Fall sind sie wieder fleißig mit eigenständigen Ermittlungen beschäftigt. Sein Privatleben scheint geregelt, Veronique und er verstehen sich, Tochter Manon und Enkelin Clara sind jetzt auch zu ihnen in die Provence gezogen und sie hat sich privat mit seiner früheren Kollegin Caterine Castel angefreundet. Nur diese geregelten Abläufe sind nichts für Albin, er muß mit Mops Tyson etwas tun, auch wenn es gefährlich wird. Herrlich zu lesen, sind die Gedanken/Unterhaltungen die die beiden miteinander führen, das bringt den Humor in den Krimi.



    Der vorliegende 4. Fall beginnt mit einem spektakulären Überfall auf einen Kunsttransporter, bei dem auch etliche Tote zu verzeichnen sind. In dem Versteck der Täter, einer alten Tankstelle, wird noch mehr Kunst gefunden. Die offiziellen Ermittlungen übernehmen erst Caterine Castel und Alain Theroux bis sich höhere Stellen von Interpol berufen fühlen, die Leitung an sich zu reißen, so daß viel Zeit und Nerven wegen des Streits auf der Strecke bleiben.


    Der nach außen harmlose Albin hört sich bei anderen Einbruchsopfern sowie Kunsthändlern um. Und dann gibt es in diesem Kreis plötzlich Mordopfer und Albin ist dem Täter sehr, sehr nahe.


    Als Leser hat man durch den im Jahr 1944 angesiedelten Prolog schon einige Wissensvorteile und kann sich denken woher diese Gemälde stammen und wie das Ganze zusammenhängt. Natürlich wird der Fall am Ende zufrieden stellend gelöst und für Albin nimmt das Ganze ein besonderes Ende, mehr verrate ich hierzu nicht.



    Der Autor hat auch diesen Band wieder spannend, kurzweilig und unterhaltsam geschrieben. Albin bringt die Prise Humor, der den Leser zum Schmunzeln bringt. Man spürt auch die Verbundenheit des Autors mit der Provence und seine Liebe zu dem Landstrich. Er beschreibt die Atmosphäre, Landschaft und das Leben schlechthin bildhaft und vorstellbar. Dieses spezielle Kunst-Thema hat Sven Koch intensiv recherchiert und die Motive Habsucht, Steuerhinterziehung, internationale Kriminalität wurden gut herausgearbeitet.


    Von mir gibt es eine Leseempfehlung und man kann durchaus einzelne Bände lesen, da sie in sich abgeschlossen sind und man nicht unbedingt Vorkenntnisse besitzen muß.


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