Nicci French - Eisiger Dienstag / Tuesday's Gone

  • Eine psychisch kranke Frau stellt ihrer Sozialbetreuerin in ihrer Wohnung einen verwesenden Leichnam als Gast vor, den sie mit Tee und Gebäck versorgt.

    Die Polizei findet heraus, dass es sich bei dem Toten um Robert Poole handelt, der von allen Nachbarn und Bekannten wegen seiner Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sehr geschätzt wurde. Dass dieser nette Zeitgenosse eine falsche Identität verwendete und seine vertrauensvollen Mitmenschen um viel Geld brachte, wird erst im Laufe der Ermittlungen klar.

    Als unabhängige Beraterin der Polizei befasst sich die Psychotherapeutin Frieda Klein sehr intensiv mit dem Fall, vermutet sie doch einen Zusammenhang mit früheren Vorkommnissen, die für sie noch längst nicht abgeschlossen sind. Als Frieda klar wird, in welcher Gefahr sich eine alte Frau befindet, die ihr Testament zugunsten Robert Pooles ändern wollte, spitzt sich die Lage auch für die externe Polizeiberaterin dramatisch zu.


    Der zweite Teil der Thriller-Serie um die Psychotherapeutin Frieda Klein hat mir im Gegensatz zum Vorgängerband sehr gut gefallen. Ein Grund dafür mag sein, dass die seltsame Frieda mit ihren Eigenheiten nicht allzu sehr im Mittelpunkt des Geschehens stand.

    Die Geschichte fand ich sehr gut aufgebaut und spannend umgesetzt, wobei sie mich von Anfang an zu packen vermochte. Die Vorstellung, dass eine Geisteskranke mit einer unappetitlichen Sammelleidenschaft einen in den Straßen Londons gefundenen Toten in ihrer Wohnung als Gast bewirtet, ist doch einigermaßen ausgefallen und entsprechend gruselig.

    Die Protagonisten haben mir allesamt gut gefallen, besonders diejenigen, die der vermeintliche Robert Poole umgarnte. Charakterlich werden sie in ihrer Einsamkeit, mit ihren Träumen, Hoffnungen und Sehnsüchten sehr glaubwürdig als leichte Opfer eines Betrügers dargestellt, der schließlich selber kaltblütig ermordet wird. Doch damit nicht genug, spinnen die Autoren das Netzwerk noch weiter und bringen eine geheimnisvolle Gestalt aus dem ersten Teil ins Spiel, die im Hintergrund ihre Fäden zieht. Nicht nur aus diesem Grund ist es gut, die Serie der Reihe nach zu lesen, da einige Anspielungen nur dann völlig verstanden werden können.

    Am wenigsten sympathisch war mir - wie schon in "Blauer Montag" - die Psychotherapeutin Frieda Klein. Mit ihrer charakterlichen Darstellung habe ich nach wie vor Schwierigkeiten, weil sie in meinen Augen einfach nicht das Leben einer normalen jungen Frau führt. Sie ist beruflich zwar sehr engagiert, im Privatleben kommt sie mir aber ziemlich merkwürdig vor. Sie unterhält kaum soziale Kontakte, hat keine Hobbys, keine Lebensplanung und auch keine rechte Lebensfreude, wie mir scheinen will. Andeutungen ist zu entnehmen, dass sich Friedas Beziehung zu ihrer Familie sehr schwierig gestaltet. Vielleicht wird im weiteren Verlauf der Serie noch das eine oder andere Geheimnis gelüftet, das manch seltsame Verhaltensweise erklären könnte.

    Die Sprecherin Susanne Schröder hat mir in ihrer Vortragsweise zwar nicht schlecht gefallen, den Part der Frieda Klein hat sie aber eigenartigerweise sehr emotionslos gelesen. Dadurch hat sich meine Vorstellung von einer blutleeren, irrealen Figur noch weiter verstärkt.

    Insgesamt hat mir der Roman aber sehr gut gefallen, die Geschichte ist phantasievoll aufgebaut und wird so spannend erzählt, dass sie auf die Fortsetzung neugierig macht.


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