"Die stumme Bruderschaft" von Julia Navarro

  • Über die Autorin:
    Die Journalistin Julia Navarro kam nach einem Zeitungsartikel über den Tod des amerikanischen Gerichtsmediziners Walter McCrone, der auch an den Untersuchungen am Turiner Grabtuch beteiligt war, auf die Idee, diesen Roman zu schreiben. Ihr Ziel ist es, zu unterhalten.
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    Inhalt:
    Zwei skrupellose Geheimbünde wollen das heilige Grabtuch Jesu an sich reißen: ein blutiger Konflikt, der tief in der Vergangenheit des Christentums wurzelt. Und noch heute ist ihnen jedes Mittel recht – sogar Mord. Nach einem Brandanschlag wird im Dom von Turin die Leiche eines Mannes mit herausgeschnittener Zunge gefunden. In Turin sitzt außerdem seit Jahren ein mysteriöser Mann in Haft – auch er ohne Zunge. Kommissar Marco Valoni steht vor einem Rätsel. Jemand scheint es auf die kostbarste Reliquie der Christenheit abgesehen zu haben: das Grabtuch Jesu. Wer aber sind die stummen Männer? Und was verbirgt Umberto D’Alaqua, dessen Unternehmen regelmäßig kirchliche Bauaufträge ausführt? Von dessen Ausstrahlung fasziniert, stößt Valonis Mitarbeiterin, die attraktive Archäologin Sofia Galloni, bald auf ein kompliziertes Geflecht zweier Geheimbünde. Darin verwoben: eine altchristliche Bruderschaft aus der Türkei und höchst einflussreiche Nachfahren des Templerordens. Als Sofia Galloni und die Journalistin Ana Jiménez den Geheimnissen der Bruderschaften gefährlich nahe kommen, schrecken diese selbst vor einem Mord nicht zurück ...
    (Quelle: amazon)



    Mein Eindruck:
    Mal wieder musste der vielzitierte Dan Brown als Vergleich herhalten. Geheimbünde und Verschwörungen im Inhalt werden dem Leser sofort als Thriller à la Dan Brown verkauft.
    Man mag zu seinen Büchern stehen wie man will, aber er kann spannend erzählen. Das ist mir bei Frau Navarros Buch leider nicht aufgefallen.


    Die Autorin wählt zwei Handlungsstränge. Zum einen die Vorfälle rund um das Turiner Grabtuch. Dabei wird sowohl aus der Sicht der Ermittler geschrieben wie auch aus dem Blickwinkel der Bruderschaft und der "Anderen", die auch noch mitmischen. Das ist nicht ganz so verwirrend, wie es klingt.
    Die zweite Erzählebene ist die der Entstehung des Tuches. In stark religiös verklärten Kapiteln wird die Geschichte des Tuches, wie es dazu kam, wohin es gelangte und wie das Rätsel, ob es echt ist oder nicht und was mit dem Tuch in Turin nun wirklich ist, erklärt.


    Diese Ebenen ergänzen sich zwar, nehmen der Geschichte, die ohnehin schleppend erzählt ist, aber noch mehr die Spannung. Denn dadurch weiss der Leser sogleich, was es mit der Bruderschaft auf sich hat und was mit dem Tuch ist. Man kann nicht mit den Ermittlern mitfiebern und miträtseln. Man kennt ja die Hintermänner schon.


    Am Schreibstil hat mich auch einiges gestört. Die Autorin hebt auf jeder Seite mindestens einmal hervor, wie klug die Ermittlerin ist. Leider können wir das als Leser nur glauben, denn erfahren tun wir es nicht wirklich. In den Dialogen und der Ermittlung kommt dieser Scharfsinn nicht wirklich zum tragen. Das fällt leider doppelt auf, wenn es wirklich dauernd erwähnt wird, wie intelligent die Dame ist. Als später noch eine andere Frau in die Handlung tritt, wird ihr auch sofort in jedem Satz, der sie betrifft, besondere Intelligenz bescheinigt. Aber die wirklich interessanten Dialoge spielen nur im Passiv statt. Wir erfahren z.B., das sich eine der Damen ca. 1 Stunde angeregt unterhielten und das daraufhin xy sehr beeindruckt war von ihrem Verstand. Mehr nicht. Ich fand dieses ewige Erwähnen jedenfalls sehr auffällig.
    Sehr schön ist die Dame natürlich auch ;)


    Etwas Fahrt gewinnt der Roman erst auf den letzten 100 Seiten, sozusagen beim Showdown. Leider kommt der Schluss dann doch rasch und abgehackt. Ein rasches Geständnis eines Sterbenden, ein paar Colateralschäden und eine verbitterte Hauptakteurin, der aber noch ein späteres Happy End in Aussicht gestellt wird.
    Mir schien es, als wollte die Autorin zeigen, wie realitätsnah (nämlich ohne endgültige Aufklärung und Happy End) sie ein Ende gestalten kann und das sie dabei auch nicht zimperlich umgeht mit ihrem Personal.


    Fazit: nicht besonders spannend und nicht viel neues über das Turiner Grabtuch und sein Geheimnis.

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welte, aus den Stuben über die Sterne.
    (Jean Paul )

    Einmal editiert, zuletzt von Darcy ()

  • Das Buch habe ich vergangenen Monat auch gelesen, und es hat mir gut bis mäßig gefallen. Gegen Ende hin wird es, wie du schon beschrieben hast, ein wenig spannender um dann doch recht abrupt zu enden. Soweit ich weiß, war es in Spanien lange auf der Bestseller-Liste.
    Mit Büchern von Dan Brown allerdings absolut nicht zu vergleichen. Da fehlt einfach dieser gewisse Pepp im Schreibstil (zumindest meiner Meinung nach :wink: )
    Da ich ein Freund von Kirchen-Krimis und Vatikan-Thrillern bin, war für mich die Geschichte des Grabtuchs durchaus interessant, wobei ich nicht beurteilen kann inwieweit der Roman sich an historische Fakten hält.
    Für mich ein durchaus lesenswertes Buch, aber bestimmt kein "must have"!