Matthew Weiner - Alles über Heather/Heather, The Totality

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    144 Seiten

    Rowohlt Buchverlag

    erschienen am 7. November 2017

    übersetzt von Bernhard Robben

    Originaltitel: Heather, The Totality


    Zum Autor:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Matthew_Weiner

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    Seit zwei Jahrzehnten erzählt Matthew Weiner erfolgreich Geschichten, zuletzt als Autor, Produzent, Regisseur und geistiger Vater von Mad Men, einer der einflussreichsten TV-Serien überhaupt. Davor war er u.a. als Autor und Produzent für The Sopranos tätig. Weiner lebt mit seiner Frau und ihren vier Söhnen in Los Angeles. «Alles über Heather» ist sein erster Roman.

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    Eine geplante Lesereise Weiners wurde wegen der me-too-Debatte abgesagt.


    Klappentext (Quelle: amazon)

    Das erste Buch des Schöpfers von Mad Men: Ein kleiner Band. Ein großer Roman.
    Mark und Karen Breakstone haben spät geheiratet. Bald kündigt sich Nachwuchs an, die Tochter wird auf den Namen Heather getauft, und die kleine, wie es scheint, recht perfekte Familie lebt ihr von materiellen Sorgen freies Leben in Manhattan. Doch das Dreieck Vater-Mutter-Kind ist labil. Heather, das von allen vergötterte Mamakind, verändert sich, als sie in die Pubertät kommt, sie wendet sich von der Mutter ab, die das nicht verkraftet.
    Parallel erzählt Matthew Weiner das Schicksal von Bobby Klasky, Kind einer drogensüchtigen Prostituierten, geboren in die Hölle hinein. Sein Lebensweg führt ihn nach einer Vergewaltigung ins Gefängnis, wo ihm der letzte Rest von Menschlichkeit abhandenkommt. Als sich die beiden Geschichten kreuzen, kann es nur zur Katastrophe kommen. Und im Mittelpunkt steht, ohne es zu wissen, Heather.


    Mein Leseeindruck

    Atemberaubend. ‚Alles über Heather“ hat mich einfach umgehauen“, schreibt Nick Cave.

    So schlimm erging es mir nicht.


    Der Blick des Erzählers wechselt zwischen zwei Protagonisten.

    Da ist einmal die Titelheldin Heather, schön und über alle Maßen empathisch, verwöhnt, reiche New Yorker Oberschicht, Augapfel und Lebensmittelpunkt ihrer Eltern, deren Ehe immer mehr versandet. Nüchtern und emotionslos beschreibt der Erzähler das inhaltsleere Leben der Familie Heathers, das bestimmt ist von Prestige, Angeberei, Shopping und Aufstiegswillen.

    Am anderen, unteren Ende der Gesellschaft angesiedelt ist Bobby, der zu Heathers Kontrapunkt gestaltet wird: verwahrlost, ungeliebt, gewalttätig, kriminell, ein underdog und Psychopath mit Tötungsphantasien.


    Der Erzähler beschränkt sich auf einige wenige Figuren, und diese sind alle klar konturiert, aber keine rückt dem Leser nahe, mit keiner kann er sich identifizieren.


    Nüchtern beobachtet der Erzähler, wie sich die Protagonisten aneinander annähern, wie sich der Abstand verringert und die Gefahr wächst. Die Dramaturgie stimmt: die Handlung ist wohl überlegt und steuert gradlinig und kontinuierlich, ohne Umwege, auf das Zusammentreffen zu.

    Die völlig unempathische Erzählweise, die sachlich-knappe Sprache unterstützen das Tempo der Erzählung. Die Spannung besteht darin, dass der Leser nicht weiß, wie die Sache ausgehen wird.


    In diesem kurzen Roman wirkt alles wie mit dem CAD konstruiert: die Personen, ihre Befindlichkeiten, der Plot, die Sprache. Und drum hats mich auch nicht umgehauen.


    Fazit:

    ein gekonnt konstruierter kleiner Roman, den ich gerne gelesen - und dann weggelegt habe.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).