Wenn es um (prä-)historische Stoffe in Romanen geht, ist Bernard Cornwell scheinbar eine heiße Adresse. Klar, dass seine Artus-Chronik daher nicht von mir verschont bleibt. Allerdings habe ich festgestellt, dass mir die präzise fingiert-recherchierte und etwas nüchterne Schreibweise nicht so wirklich gefällt. Auf über 680 Seiten erzählt Cornwell den Anfang des sagenumwobenen Arthur Pendragon so ausführlich, dass man - zum Querlesen und gelegentlichen Gähnausbrüchen verführt - einen Haufen unnützer Dinge im Kopf behalten muss, von denen man sich nach zweihundert Seiten fragt, ob man sie irgendwie überlesen oder vergessen hat.
Der Inhalt kann auf ein paar Sätze heruntergebrochen
werden: Mordred, verkrüppelter Enkelsohn des Uther Pendragon, soll
in einem zerrütteten Britannien der Nachfolger des Großkönigs
werden. Zum Protektor des Kindkönigs wird Arthur bestimmt (der erst
im zweiten von vier Teilen des Romans auftaucht), doch er soll erst
Ceiwyn heiraten, um den Frieden zwischen zwei Königreichen zu
festigen. Auf der Verlobungsfeier begegnet ihm Guinevere, in die
Arthur sich unsterblich verliebt, sie heimlich zur Frau nimmt und
damit den Untergang des Landes besiegelt. Eine Menge Schlachten und
blutige, primitive Rituale finden zwischen diesen beiden Ereignissen
statt.
Meine Meinung: ist nicht sehr hoch, was, wie ich anfangs schon
sagte, an der trockenen Art liegt, mit der Cornwell bzw. sein
Ich-Erzähler Derfel berichtet, der Lancelot einen eitlen Geck nennt
und sich für etwas besonderes hält, weil er ein guter Krieger ist,
was hunderte Seiten lang zelebriert wird. Die Frauen sind entweder
bildschöne, toughe, rachsüchtige Zauberinnen oder bildschöne
Mäuschen, in die sich Derfel verliebt, ohne näher darauf einzugehen
bis auf einen roten Kopf, den er bekommt, als er seine Angebetete zu
forsch anbetet (was aber - ich gestehe es - irgendwie sympathisch
war). Wahrscheinlich ist ihm die Liebe nicht kriegerisch genug.
Obwohl seine Begegnungen mit Arthur durchaus ihren Reiz haben und
der junge Arthur immerhin unkonventionell bartlos ist, lässt
Cornwell letzteren in keinem guten Licht dastehen: er ist zwar
charismatisch, hat ein Gewissen und macht seine Feinde am liebsten zu
Freunden (tolle Eigenschaften, eigentlich!), doch zugleich wirkt er
dadurch leichtgläubig und schwach. Obendrein ist er blind vor Liebe
zu Guinevere, und ein guter Herrscher sollte neben dem Wunsch nach
Frieden auch eine gute Menschenkenntnis haben, meine ich. Denn
Guinevere, das raffinierte Luder, betrügt ihn von Anfang an mit
diversen Edlingen und Königen und huldigt der Sekte der Isis -
etwas, das ich als klassischer Artus-Fan nicht gutheißen konnte.
Auch den ollen Merlin mochte ich nicht, der stets einen flotten
Spruch auf den Lippen hat, die alten vertriebenen Götter wieder nach
Britannien holen möchte und sich dafür Arthurs Fähigkeit bedient,
Menschen zu führen. Also fungiert Arthur wieder nur als Marionette
und eines Helden unwürdig.
Die detaillierten Beschreibungen der frühen Jahrhunderte, in
denen Menschen- und halbverweste Tieropfer zur Tagesordnung gehören
und man das völlig normal fand, waren mir zu viel des Guten, genauso
wie die Gemetzel auf gefühlt jeder fünften bis zwanzigsten Seite.
Vielleicht kann Cornwell damit Historiker und ein überwiegend
männliches Publikum begeistern; ich fand es zäh, ekelhaft und
langweilig, ständig über die gleichen brutalen Dinge zu stolpern. Merkwürdigerweise hatte ich das Buch jedoch innerhalb recht kurzer
Zeit durch, so dass es sooo schlecht nicht gewesen sein kann. Ob ich
die Folgebände noch lese, lasse ich daher offen und vergebe
großzügig drei Sterne.