1897 Kalifornien. Nachdem die französische Winzerin Sara in Philippe Lemieux nicht nur die Liebe ihres Lebens gefunden hat, sondern auch jemanden, der ihre Passion für Wein, den verschiedenen Rebsorten und deren Anbau teilt, machen sich die beiden daran, das gemeinsame Weingut auf solide Beine zu stellen. Dafür reisen sie sogar von Amerika nach Frankreich. Doch kaum zurück in Kalifornien, ereilt sie ein schlimmes Schicksal innerhalb der Familie, die alles in den Schatten stellt und ihre Liebe sowie ihre Existenz auf eine harte Probe stellt…
Kristen Harnisch hat mit ihrem Buch „Die Zeit der Winzerin“
den Nachfolgeband zu ihrem historischen Roman „Die Tochter des Winzers“
vorgelegt, der ebenso spannend und mit viel Dramatik zu fesseln weiß. Der
Schreibstil ist schön flüssig, gefühlvoll und bildgewaltig. Der Leser wird von
Beginn an in ein anderes Jahrhundert katapultiert und darf als unsichtbarer
Beobachter am Leben von Sara und Philippe in den kalifornischen Weinbergen teilhaben
sowie sie auf Reisen begleiten. Die Handlung wird aus verschiedenen
Perspektiven erzählt, die dem Leser einen Rundumblick in die Gefühls- und
Gedankenwelt der einzelnen Protagonisten gestatten und die Personen so noch
lebendiger erscheinen lassen, da man mit ihnen fühlen und leiden kann. Die
Landschaftsbeschreibungen des damaligen Kaliforniens sind sehr farbenfroh,
lassen sie doch eine schöne gedankliche Reise zu. Auch die Reise zur
Weltausstellung nach Paris ist aufregend geschildert und vermittelt einen guten
Eindruck, was es dort alles zu sehen gab. Die Autorin hat sich in Bezug auf die
historischen Fakten sehr gut informiert und lässt neben dem Weinanbau und
dessen Pflege und Verarbeitung auch Themen wie die Suffragettenbewegung, die
Prohibition, die damaligen medizinischen Techniken und das große Erdbeben von
San Francisco in ihre Geschichte miteinfließen.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und wirken mit ihren Ecken und Kanten sehr real und authentisch. Sara ist eine hat sich zu einer durchsetzungsstarken und resoluten Frau entwickelt, die genau weiß, was sie will und dies auch fordert. Sie arbeitet hart und ist aber auch sehr stur, wenn es um Dinge geht, von denen sie überzeugt ist. Sara ist zu einer verantwortungsvollen Frau herangereift, die genau weiß, welch einen schwierigen Weg sie gehen musste. Philipp ist einige Jahre älter als Sara und muss so manches Mal seine eigenen Wünsche und Vorstellungen hinten anstellen, da er sich gegen Sara nicht wirklich behaupten kann. Er ist ein eher ruhiger Zeitgenosse, der einen guten Ausgleich zu seiner Frau schafft. Gleichwohl ist auch er in der Lage, Saras Sturheit mit Vernunft beizukommen. Die weiteren Protagonisten können ebenfalls mit ihren eigenen Geschichten überzeugen und der Handlung weitere Spannungsmomente bescheren.
„Die Zeit der Winzerin“ ist ein sehr fesselnder und gleichzeitig gefühlvoller historischer Roman, der sowohl Liebe, Tragik sowie Dramatik in sich vereint. Gute Unterhaltung, die eine Leseempfehlung auf jeden Fall verdient.
Fesselnde