Untertitel: Ein lichtbildgestützter Vortrag über die seltsamen Sitten der Nachkriegszeit.
Ich habe das ja noch nie verstanden. Da kommt ein Russe als erwachsener Mensch nach Deutschland und ist in kurzer Zeit in der Lage, Bücher auf Deutsch zu schreiben und das mit einer stilistischen Brillanz, dass es einem die Schuhe auszieht. Ich habe ihn immer gern gelesen, vor allem wegen seines wirklich witzigen lakonischen Stils und der fatalistischen Lebensauffassung. Russendisko halte ich für ein Meisterstück des kunstvollen Parlierens. Er spielt für mcih in einer Klasse mit z.B. Max Goldt.
Dies nun ein Buch, das er zusammen mit Helmut Höge gemacht hat. Dieser fügte Bilder aus seiner Diasammlung bei, die in ihrer Gesamtheit schon eine gewisse Komik atmen. Aber Martin Gottschild kann das besser.
Aber die Hauptsache sind natürlich die Geschichten Kaminers. Und die sind mir hier einfach zu lakonisch. Der Gestus, der Ton ist gewohnt gut und humorvoll, aber die Stories sind nicht abgerundet, hören zu plötzlich auf, lassen zuwenig Kopfkino entstehten und schaffen es meist nicht, die Figuren liebenswert zu modellieren - was er ja eigentlich gut kann.
Insofern ist es ein kurzweiliges Buch, aber dann legt man es weg und das wars. Für einen Kaminer war mir das zu wenig.