Robert Corvus - Das Imago-Projekt

  • Kurzbeschreibung:

    Für die letzten freien Menschen, die in einem Schwarm aus 28 Großraumschiffen durch die Galaxis ziehen, ist die zerstörte Erde nur noch eine ferne Erinnerung. Verfolgt von gnadenlosen Feinden stoßen sie auf eine Intelligenz, die fremder nicht sein könnte: Eine gigantische Sphäre umhüllt einen Stern. Wer immer dort lebt – er beweist schon beim Erstkontakt, dass er der Menschheit weit überlegen ist. Aber die Kommunikation mit der Sphäre gestaltet sich schwierig und Hinweise auf ein sogenanntes Imago-Projekt deuten auf eine verstörende Wahrheit hin. Das Militär rüstet zum Kampf gegen die Sphäre, doch Kara Jeskon glaubt fest an ihren Traum, dass es jenseits der Konflikte auch die Chance auf Frieden gibt. Kann sie den Kontakt zur geheimnisvollen Sphäre nutzen, um der Menschheit eine Zukunft zu eröffnen, die sie mit sich selbst und dem Universum versöhnt? (Quelle: piper.de)


    Autor:

    Robert Corvus, 1972 geboren, lebt in Köln. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker war in verschiedenen internationalen Konzernen als Strategieberater und Projektleiter tätig. Corvus ist Metalhead, Kinofan und Tänzer. Er veröffentlichte zahlreiche Romane in den Reihen »Das schwarze Auge« und »Battletech« sowie einen apokalyptischen Vampirthriller. Mit der Trilogie »Die Schattenherren« und dem Einzelroman »Schattenkult« etablierte er sich auf der dunklen Seite der Fantasy. (Quelle: Piper.de)


    Allgemeines:

    Erschienen im April 2018 bei Piper.

    496 Seiten gegliedert in 11 Kapitel und 10 „Speicherbilder“. Im Anhang finden sich noch ein Glossar und eine Dramatis personae.

    „Das Imago-Projekt“ ist der Nachfolgeband zu „Feuer der Leere“.


    Inhalt:

    KANN SPOILER ZU „FEUER DER LEERE“ ENTHALTEN

    Einige Monate sind vergangen seit der Schlacht um Cochada. Der Schwarm streift weiter durch den Raum auf der Suche nach Ressourcen und vielleicht auch noch bewohnten Kolonien. Auf der ESOX wächst der Widerstand gegen die Abschaltung des Zentralcomputers und einige wenige schrecken auch vor Gewalt gegen die Okkupanten nicht zurück. Es gibt Tote auf beiden Seiten, Gewalt bewirkt Gegengewalt und die Stimmung heizt sich immer mehr auf. Eine große Herausforderung für die Koexistenzialistin Kara Jeskon, die mit diplomatischen Mitteln zu schlichten versucht.

    Und in der mehr als aufgeheizten Stimmung kommt ein Kontakt zu Stande. Ein Kontakt zu einer unglaublichen künstlichen Intelligenz, die die Neuankömmlinge mit Fragen traktiert, um herauszufinden, ob es sich um vernunftbegabte Wesen handelt. Was nun folgt, führt die Menschen im Schwarm ebenso an die Grenze des Vorstellbaren wie den Leser. Corvus erschafft hier eine Spezies jenseits dessen, was es bisher in der Science Fiction gab. Werden die Menschen den Test bestehen? Und was geschieht, wenn sie nicht als Sophonten eingestuft werden?


    Meine Meinung:

    Es ist eine unvorstellbare Reise, auf die der Autor uns hier mitnimmt. War schon der Raumschiff-Schwarm der letzten Menschen in „Feuer der Leere“ unglaublich, so folgt in diesem Roman eine ursprünglich von Menschen geschaffene künstliche Intelligenz, die alles in den Schatten stellt, was wir bisher aus Literatur und Film kennen.

    Kernfrage des Buches ist: Was macht den Menschen zum Menschen? Wann hört er auf, ein Mensch zu sein oder bleibt er das für immer? Und auf „Nebenschauplätzen“ muss Diplomatie dafür sorgen, dass die Menschen in ihrer Gemeinschaft – so verschieden die Kulturen auf den einzelnen Schiffen auch sein mögen – weiter existieren kann.


    Keiner der Charaktere ist schwarz oder weiß. Alle haben ihre Stärken und Schwächen, die man mögen kann oder auch nicht. Sie machen Fehler oder werden zu Helden, sind innerlich zerrissen und müssen Entscheidungen treffen, die sie innerlich verändern. Waren die verschiedenen Kulturen auf den einzelnen Schiffen des Schwarms in Teil 1 ein interessanter Fakt, prallen sie in diesem Roman auf heftigste Weise aufeinander. Es ist überhaupt kein Raum für Langeweile in der gesamten Handlung. Überlegt man während der gesamten Zeit noch, wie dieses Abenteuer enden könnte, welche Allianzen und Beziehungen sich bilden und behaupten können, wirft der Autor uns im vorletzten Kapitel in eine Welt, die ich mir beim besten Willen nicht hätte selbst ausmalen können. Er lässt die Protagonisten tief in ihre Sehnsüchte und Hoffnungen eintauchen, weckt beim Leser Verständnis für ihre Ängste und wirft immer wieder zutiefst philosophische Fragen auf. Ich weiß gar nicht so recht, wie ich das alles in Worte fassen soll – ihr müsst euch selbst auf diese Reise begeben. Auf jeden Fall solltet ihr aber „Feuer der Leere“ vorher lesen. Zum einen ist auch das ein großartiger Science Fiction Roman, aber vor allem versteht man den ein oder anderen Zusammenhang einfach besser, wenn man die Vorgeschichte der einzelnen Charaktere kennt.

    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:, obwohl mir auch in diesem Buch das Ende ein klein wenig überhastet erschien. Aber das kann man verschmerzen, weil es viele Dinge gibt, die einen über’s Lesen hinaus beschäftigt. Jeder, der Science Fiction mag, darf hier ohne Bedenken zugreifen.


    Ich würde mich sehr freuen, wenn Robert Corvus uns noch weiter mit dem Schwarm durch die Weiten des Universums und unserer Vorstellungskraft reisen lassen würde. Raum für eine Fortsetzung gibt es allemal.


    Fazit:
    Was macht uns zu Menschen und wann hören wir auf, Mensch zu sein? In den unendlichen Weiten des Universums muss sich die Menschheit mit sich selbst auseinandersetzen und Grenzen überschreiten, um weiter existieren zu können. Philosophischer habe ich Science Fiction noch nicht erlebt.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Werde mir dann erst den ersten Teil mal anschauen :)

    Der lohnt sich auch :wink:

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